Neues Standbein für Netflix: Doch kaum einer weiß Bescheid!

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Kaum ein anderes Unternehmen hatte in den letzten zehn Jahren eine solche Erfolgsstory hingelegt wie Netflix: Der Streaming-Konzern, der ursprünglich leidlich ein DVD-Verleih war, steigerte von Anfang 2012 bis Ende 2021 seine Nutzerzahlen um 820 Prozent.

Doch der Einfluss der Kalifornier gerät nun ins Stocken. Netflix will darauf reagieren und einen Markt erobern, der als besonders vielversprechend gilt. Einfach wird das für den Tech-Giganten allerdings nicht. Denn kaum jemand weiß bis dato um dieses neue Standbein. Zeit, dass wir es heute einmal ins Rampenlicht stellen.

Nutzerschwund in Q2: Es hätte noch schlimmer kommen können

Doch zunächst für Sie die jüngsten Zahlen: Der Konzern hatte diese bereits Mitte Juli veröffentlicht. Demnach ist die Anzahl an Netflix-Abonnenten in Q2 2022 um 970.000 auf rund 220,67 Millionen zurückgegangen. Der Konzern begründete den erneuten Rückgang unter anderem mit einer spürbaren Zurückhaltung der Verbraucher infolge der Inflation, aber auch mit der immer stärker werdenden Konkurrenz.

Immerhin: Netflix war im Vorfeld von einem Rückgang um 2 Millionen Abonnenten ausgegangen. Dass man nun rund 1 Million Kunden weniger verlor als gedacht, sorgte an der Börse durchaus für positive Stimmung. Der Kundenschwund bleibt trotzdem beachtlich.

Stabil zeigte sich Netflix beim Umsatz. So stiegen die Erlöse in Q2 um 8,6 Prozent auf 7,97 Milliarden Dollar. Und auch bei der Profitabilität sah es gar nicht so schlecht aus. Der Nettogewinn fiel zwar um rund 9,8 Prozent auf 1,44 Milliarden Dollar, blieb damit aber höher als vom Konzern im Vorfeld in Aussicht gestellt worden war.

Netflix mit schwacher Prognose für Q3

Bitter ist vor allem die Prognose: So rechnet Netflix für das dritte Quartal mit einem deutlichen Minus beim Gewinn um weitere 33 Prozent auf 961 Millionen Dollar. Und sogar der Umsatz soll im laufenden Jahresviertel sinken – um 1,6 Prozent.

Netflix begründete den schwachen Ausblick übrigens mit dem starken US-Dollar. Dieser sorgt für eine ungünstige Umrechnung von Auslandseinnahmen in der Bilanz und belastet derzeit im Prinzip sämtliche großen international tätigen US-Konzerne.

Klar: Für den starken Dollar kann Netflix nichts. Trotzdem muss der Streaming-Gigant jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um der betrieblichen Flaute entgegenzuwirken. So plant der Konzern beispielsweise ein werbefinanziertes Abo, um jene Kunden anzusprechen, denen die monatlichen Gebühren derzeit zu viel sind.

Auf Netflix gibt’s auch Videospiele

Doch nicht nur das: Netflix wagt sich wie eingangs erwähnt auch in neue Gefilde. Im Mittelpunkt steht die Gaming-Branche. Was viele nicht wissen: Wer heute Netflix abonniert, bekommt auch Zugriff auf mehrere kostenlose Videospiele. Darunter durchaus interessante Titel wie das Kartenspiel „Exploding Kittens“ oder der „League of Legends“-Ableger „Hextech Mayhem“.

Bei den Nutzern scheint dieses Angebot allerdings kaum zu verfangen. Nach Daten von „Apptopia“ werden die Spiele bislang gerade einmal von durchschnittlich 1,7 Millionen täglichen Nutzern gezockt. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Netflix-Abonnenten ist das verschwindend gering.

Games: Netflix hält sich absichtlich bedeckt

Dabei hatte Netflix in den letzten Jahren gleich mehrere kleinere Spielestudios aufgekauft. Doch groß beworben hat der Konzern sein Gaming-Angebot bislang nicht. Man halte sich absichtlich bedeckt, da man immer noch lernen, experimentieren und herausfinden wolle, welche Dinge bei den Mitgliedern wirklich  ankommen, so Netflix-Managerin Leanne Loombe bei einer Veranstaltung im Juni.

Fallen lassen will man die Games jedenfalls nicht. Netflix plant für die nächsten Monate und Jahre Millioneninvestitionen, um sein Spiele-Portfolio auszubauen. Noch in diesem Jahr soll sich demnach die Anzahl der Spiele auf der Plattform verdoppeln. Hierfür hatte man erst kürzlich den Kauf des Spielestudios Next Games angekündigt. Kostenpunkt: 65 Millionen Euro.

Mein Fazit für Sie

Die Jahre, in denen Netflix ungehindert wachsen konnte, sind vorüber. Auch weil Konkurrenten wie Disney und weitere etablierte Filmstudios mit reichweitenstarken Eigenproduktionen längst auf den Streaming-Zug aufgesprungen sind.

Es bleibt nun abzuwarten, ob Netflix in Sachen Games aus der Nische herauskommen kann. Prinzipiell sind die Chancen dafür gar nicht so schlecht, denn die Spiele können durchaus überzeugen. Nun muss der Konzern diese auch öffentlichkeitswirksam bewerben. Viele der Netflix-Abonnenten dürften jedenfalls auch begeisterte Gamer sein. Das Potenzial ist also da. Es muss nur noch abgerufen werden.

Die Netflix-Aktie bleibt meiner Meinung für risikoaffine Anleger durchaus interessant. Schließlich ist das Papier nach den gigantischen Kurseinbrüchen im Januar und April nun deutlich preiswerter zu haben. Erwarten Sie bei Netflix aber keine Wunder mehr. Diese Zeiten dürften zu Ende sein.