Netflix mit starker Q2-Bilanz – Aktie gibt trotzdem nach

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Unter Zuschauern war es über lange Jahre gängige Praxis, dem Anbieter aber seit jeher ein Dorn im Auge: das unerlaubte Account-Sharing beim Streamingportal Netflix.

Schärferes Vorgehen gegen unerlaubtes Account-Sharing

Eigentlich dürfen sich im gleichen Account nur Mitglieder eines Haushalts anmelden, hierzu können – je nach Tarif – mehrere Kanäle angelegt werden, in denen die jeweiligen Vorlieben gespeichert werden. Stattdessen wurden jahrelang munter Passwörter geteilt, im Freundeskreis, mit Nachbarn oder entfernten Verwandten. Zigtausende „Schwarzseher“ konnten so die Inhalte von Netflix konsumieren, ohne je einen Cent dafür zu zahlen.

Eine Zeit lang ließ man sie gewähren, mehr oder minder unbehelligt, obwohl das Passwortteilen in den Nutzungsbedingungen schon immer untersagt war. Doch die Gratisnutzung kann neue Nutzer womöglich besser anlocken als eine reine Werbekampagne – zumal gerade Netflix vor allem dank seiner aufwändigen Eigenproduktionen so erfolgreich ist.

Doppelstrategie geht auf: Deutliches Wachstum der Nutzerzahlen

Filme und Serien werden ganz auf den Geschmack des Publikums zugeschnitten, exklusiv gedreht und vermarktet, und wer einmal in einen Serienkosmos eingetaucht ist, will diesen womöglich nicht so schnell wieder verlassen. „Bridgerton“ ist das jüngste Beispiel einer Netflix-Erfolgsserie, zuvor gab es bereits etliche andere.

Seit dem vergangenen Jahr geht Netflix nun rigoroser vor gegen das unerlaubte Account-Sharing. Zugleich wurden günstigere Tarife eingeführt, bei denen die Nutzer Werbung akzeptieren, um billiger streamen zu können. Die Doppelstrategie zeigt Erfolg: Tatsächlich haben wohl inzwischen viele der vorherigen Schwarzseher ein eigenes Nutzerkonto eröffnet. Zumindest zählt Netflix seit einigen Monaten einen gewaltigen Nutzerzuwachs.

Kundschaft, Umsatz, Gewinn – Netflix auf Wachstumskurs

Im zweiten Quartal waren es rund 8 Millionen Kundenhaushalte, die neu hinzukamen, ein Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bereits im vorangegangenen Quartal hatten sich 9 Millionen Nutzer neu registriert. Inzwischen zählt Netflix damit insgesamt fast 278 Millionen Kunden. Das schlägt sich auch in den Einnahmen nieder: Der Quartalsumsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 17 Prozent auf 9,6 Milliarden Dollar, der Gewinn kletterte von knapp 1,5 auf nun 2,15 Milliarden Dollar.

Umsatz und Gewinn liegen damit deutlich über den Konsensschätzungen. Allerdings bleiben die Umsatzerwartungen leicht hinter den Schätzungen der Analysten zurück, zugleich werden die Umsatzschätzungen für das Gesamtjahr jedoch leicht angehoben: Anstelle einer Spanne von 13 bis 15 Prozent geht Netflix nun von 14 bis 15 Prozent aus.

Netflix Aktie trotz starker Q2-Bilanz nachbörslich tiefrot

Gerade das aus Nutzersicht kostengünstigere werbefinanzierte Angebot stößt auf viel Gegenliebe: In dem Segment zählt der Streamingdienst monatlich weltweit rund 40 Millionen aktive Nutzer, Tendenz steigend.

Netflix zählt nach den aktuellen Zahlen zu den wenigen Streaming-Anbietern, die zurzeit profitabel unterwegs sind, während die Konkurrenz vielfach rote Zahlen schreibt. Anleger rümpften dennoch die Nase: Denn für das laufende Q3 weist der Konzern bereits vorsorglich darauf hin, dass das Nutzerwachstum des Vorjahresquartals wohl nicht erneut erreicht werden kann – der starke Effekt des konsequenter umgesetzten Sharing-Verbots lässt sich nicht einfach wiederholen.

Die Netflix Aktie verlor daraufhin nachbörslich am Donnerstag zeitweise rund 6 Prozent.