Netflix Aktie rauscht nach Q2-Zahlen in die Tiefe

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Die gute Nachricht zuerst: Die Strategie von Netflix geht auf.

Hatte der Streamingdienst das Teilen von Passwörtern jahrelang toleriert, geht Netflix seit rund 2 Monaten rigoros gegen das Accountsharing vor. Wer den Netflix-Zugang über den eigenen Haushalt hinaus mit weiteren Personen teilt, muss seither dafür Geld auf den Tisch legen.

Trittbrettfahrer müssen zahlen

Für 4,99 Euro im Monat etwa in Deutschland können Premiumkunden 2 zusätzliche Nutzer hinzufügen, Kunden mit normalem Account einen. Wer die kostengünstigen Tarife nutzt, kann diesen keine weiteren Personen hinzufügen. Das derzeit billigste Monatsabo kostet ebenfalls 4,99 Euro und wird durch Werbung mitfinanziert – ein Schritt, den Netflix ebenfalls erst vor einigen Monaten neu eingeführt hat.

Beides zahlt sich nun aus, wie ein Blick auf die jüngsten Quartalszahlen belegt. Durch das konsequente Vorgehen gegen nunmehr unerlaubtes Accountsharing hat der Streaminganbieter im Zeitraum von April bis Ende Juni knapp 6 Millionen neue Abonnenten dazugewonnen. Beobachter hatten mit rund 2 Millionen Neukunden lediglich ein Drittel dieses Zuwachses erwartet.

Günstiges Werbe-Abo trifft auf großes Interesse

Auch das Angebot für Sparfüchse, Netflix mit Werbeanzeigen zu einem geringeren monatlichen Abo-Preis zu nutzen, stößt bei den Kunden auf großen Zuspruch und erweist sich als Win-Win-Situation: Die Zahl der Nutzer, die sich für diesen Tarif entscheiden, hat sich im 2. Quartal nahezu verdoppelt. Zudem macht Netflix dank der zusätzlichen Werbeeinnahmen pro Nutzer schon jetzt mehr Umsatz als mit Abonnenten des Basistarifs ohne Werbung.

Doch trotz dieser positiven Entwicklung blieb die Quartalsbilanz, die der Streamingdienst am Mittwoch nach US-Börsenschluss vorlegte, hinter den Markterwartungen zurück. Der Umsatz stieg in Q2 um 2,7 Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar, während Analysten hier einen Zuwachs auf 8,3 Milliarden Dollar erwartet hatten. Auch beim Ausblick für das laufende Quartal zeigte sich Netflix zurückhaltend: Das Unternehmen erwartet mit Umsätzen von 8,5 Milliarden Dollar etwa 200 Millionen Dollar weniger als Analysten vorab prognostiziert hatten.

Netflix verfehlt Erwartungen – Aktie schmiert ab

Obwohl der Gewinn mit 1,5 Milliarden Dollar höher ausfiel als von Beobachtern erwartet, dominierte in der Wahrnehmung der Anleger die Enttäuschung: Die Netflix Aktie brach nachbörslich um zeitweise mehr als 8 Prozent ein.

Dank der Rally, die der Kurs im bisherigen Jahresverlauf hingelegt hat, fallen länger investierte Aktionäre dennoch weich: Um deutlich mehr als 50 Prozent hatte die Netflix Aktie seit Anfang Januar bereits zugelegt.

Doppelstreik in Hollywood belastet ganze Branche

Für Bauchschmerzen sorgt indes nicht allein die nun vorgestellte Bilanz. Auch der Doppelstreik in Hollywood von Schauspielern und Drehbuchautoren belastet die Branche. Vor allem Letztere fürchten eine potenzielle künftige Marginalisierung ihrer Arbeit durch die Fortschritte von KI-Programmen wie ChatGPT. Diese sind schon jetzt imstande, Texte zu verfassen, bei denen nicht auf Anhieb erkennbar ist, ob Mensch oder Maschine sie geschrieben haben.

Sollte der Ausstand bis in den September hineindauern, wird es eng für Netflix und auch seine Konkurrenten – denn die Streamingdienste locken ihre Kunden vor allem durch exklusive Serienformate. Gerade bei denen könnte es bald zu Nachschubproblemen kommen, auf neue Staffeln müssten Zuschauer dann länger warten als erhofft – und springen unterdessen möglicherweise ab.