Netflix Aktie: Ist das Beste schon vorbei?
Wer an der Börse richtig reich werden will, braucht ein Gespür für Trends, bevor diese groß und bekannt werden. Er muss volles Risiko gehen und Underdogs mit guten Ideen unterstützen, Firmen, die noch keiner kennt, die aber großes Potenzial haben.
Mit kleinem Einsatz richtig Geld machen konnte man beispielsweise, wenn man frühzeitig investiert hat in Aktien von Amazon, Google, Facebook oder Apple. Aber auch bei Netflix ließ sich einiges rausholen – vorausgesetzt man ist bereits eingestiegen, als das Unternehmen noch Filme zum Verleih physisch per Post geschickt hat und damit an die Börse ging.
Das ist inzwischen 15 Jahre her, seitdem ist der Kurs der Netflix Aktie um sagenhafte 3.000 Prozent (!) in die Höhe geschossen. Die Branche hat sich in diesem Zeitraum rasant gewandelt, VHS-Kassetten gibt es nicht mehr, Videotheken können einpacken. Der Kunde von heute streamt, was das Zeug hält – und zwar sehr gerne auch Eigenproduktionen von Netflix, die dem Unternehmen letztlich dazu verholfen haben, sich eine so starke Marktposition zu sichern.
Alleinstellungsmerkmal: exklusive Eigenproduktionen
Netflix kann sich gegenüber namhaften Wettbewerbern erfolgreich behaupten, vor allem Amazon steht mit seinem Streamingangebot in direkter Konkurrenz. Doch Netflix, weltweit in 130 Ländern verfügbar, zählt inzwischen mehr als 100 Millionen Abonnenten – und monatlich kommen etliche neue hinzu.
Im Unternehmen weiß man sehr genau, dass das Alleinstellungsmerkmal, das die Kunden bei der Stange hält, vor allem die erfolgreichen Eigenproduktionen sind. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass das Budget für diesen Bereich weiter aufgestockt werden soll.
Im kommenden Jahr sollen allein 7 Milliarden Dollar in selbst produzierte Filme und vor allem Serien gesteckt werden, perspektivisch sollen Netflix-Eigenproduktionen die Hälfte des gesamten dort verfügbaren Contents ausmachen.
Netflix Aktie: Dämpfer trotz starker Quartalszahlen
Die jüngsten Zahlen belegen, dass die Strategie bislang voll aufgeht. Allein im zweiten Quartal schlossen gut 5 Millionen Neukunden ein Abonnement ab, der Umsatz kletterte um 32 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn schnellte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent in die Höhe auf 65,6 Millionen Dollar – und das trotz steigender Kosten durch Ausgaben für eben jene aufwendigen Eigenproduktionen, die aber als dringend notwendig erachtet werden, um sich langfristig von der Konkurrenz abzuheben und die Kunden zu halten.
Einen Dämpfer verzeichnete dagegen zuletzt der Aktienkurs: Im Juli hatte das Papier noch ein neues Allzeithoch markiert bei gut 191 US-Dollar oder 163 Euro. Danach fiel der Kurs jedoch zurück, zuletzt wurde die Netflix Aktie zu rund 176 Dollar oder 148 Euro gehandelt.
Damit notiert sie immer noch gut 70 Prozent höher als vor einem Jahr, doch allmählich wächst die Sorge, dass die Wachstumsgrenze für den Aktienkurs vorerst erreicht sein könnte. Darauf deuten auch vermehrte Insiderverkäufe in letzter Zeit hin.
Für das zweite Halbjahr rechnet Netflix selbst mit etwas langsamerem Wachstum bei Geschäftszahlen und Neukunden. Im kommenden Jahr wird sich dann zeigen, wie gut die neuen Eigenproduktionen beim Publikum ankommen – davon dürfte maßgeblich abhängen, in welche Richtung sich der Aktienkurs künftig bewegen wird.