Netflix-Aktie bricht nach Zahlenvorlage ein
Zum aktuellen Anlass – der Quartalsberichtssaison – und dem beispiellosen Absturz der Netflix-Aktie, wollte ich doch nun mal genau wissen, woran es denn jetzt wirklich gelegen hat.
Noch im November letzten Jahres markierte der Streaming-Riese ein neues Rekordhoch bei 611 Euro. Nun notiert die Aktie aktuell noch bei lediglich rund 350 Euro.
Die Zahlen des Streamingdienstes kamen ja bereits vergangenen Donnerstagabend auf die Anleger zu und eigentlich lag das Unternehmen bei Umsatz und auch beim Gewinn besser als die Analysten hier erwartet hatten.
Der erste Fauxpas!
Doch dann begann es in der Tat an kritisch zu werden. Schon beim freien Cashflow fiel auf, dass dieser mit minus 569 Mio. Dollar mehr in den negativen Bereich gefallen ist, als noch ein Quartal zuvor wo er noch bei minus 106 Mio. Dollar lag (Vorjahr minus 284 Mio. Dollar).
Somit für Netflix immerhin das dritte Quartal in Folge mit einem negativen freien Cashflow.
…Und es ging direkt weiter
Dann ging es weiter mit einer wesentlich wichtigeren Zahl, nämlich den erreichten Netto- Abonnenten. Weltweit hatte sich hier Netflix das eigene Ziel gesteckt, 8,5 Mio. neue Kunden als Abonnenten zu binden.
Gelungen ist das allerdings nur mit 8,28 Mio. Der zweite Fehltritt!
Schließlich folgte noch der Ausblick
Abschließend dann die dritte Kennziffer verbunden mit dem Ausblick, das Ziel des Unternehmens, wieviel neue Abonnenten man denn jetzt in Q1 erwartet an sich binden zu können. Hier erwartet Netflix lediglich 2,5 Mio. neue zahlende Kunden, netto wohlgemerkt!
Diese Aussage war es dann wohl auch, die Aktionäre wie auch Analysten gleichermaßen das Entsetzen in die Gesichter getrieben hat und reihenweise Verkaufsorders weltweit aufgegeben wurden und sich innerhalb kürzester Zeit 40 Mrd. Dollar in den Äther verabschiedenden.
Vielfach ist es tatsächlich so, dass es bei den Quartalszahlen noch nicht einmal um das Ergebnis des schon ohnehin abgelaufenen Quartals geht, sondern eher um die Aussicht des Vorstandes auf die nächsten 3 Monate, das Halbjahr oder Jahr.
Wie optimistisch, kämpferisch oder auch eben pessimistisch und negativ gibt sich die Unternehmensführung, das ist oft entscheidend über das Wohl und Wehe der Stimmung bei den Aktionären und Analysten.
Analysten senkten ihre Daumen
Dementsprechend vernichtend fielen dann auch die Bewertungen einiger Analystenhäuser aus. Wie von Barclays, die Netflix nur noch auf „equal weight“ und das Kursziel von 675 auf 425 Dollar herabsenkten.
Auch die Banker der Credit Suisse senkten den Daumen und die Abstufung auf nur noch „neutral“ und das Kursziel von 740 Dollar auf 450 Dollar.
Meine Meinung dazu habe ich mir auch nicht einfach gemacht
Der Markt für bezahlbare TV-Streamingdienste ist mittlerweile riesig geworden und länderspezifisch ziemlich undurchschaubar. Sicherlich ist Netflix einer der großen globalen Player, aber auch hier mischen Disney+, Apple TV, HBO und Vodafone mit, nur um einige zu nennen.
Zudem gibt es noch YouTube und zum Beispiel hier in Deutschland nicht zu vergessen, die Mediatheken von ARD und ZDF, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und natürlich die Angebote der Privatsender.
Das was für die Immobilienbranche mit dem Leitsatz „Lage, Lage, Lage“ gilt, ist für die Streamingdienste mit „Inhalt, Inhalt, Inhalt“ vergleichbar. Auch wenn Netflix jetzt wie angekündigt, die zweite Staffel von „Squid Game“ plant, wird das sicherlich nicht direkt Millionen von neuen Abonnenten anlocken.
Und der Aktienkurs wird sich zwar vielleicht in den nächsten Tagen erholen, aber bei einem solchen Absturz braucht es schon eine längere Zeit und viel Geduld, um die alten Kurse tatsächlich wieder zu sehen.
Für alle die, die wagemutig und Schnäppchenjäger sind, könnte das tatsächlich eine Chance sein.