Pinterest – Paradies der Belanglosigkeiten für Belanglose?
Auch Pinterest zählte zu den Gewinnern der Corona Pandemie. Vor rund einem Jahr kostete die Aktie (ISIN: US72352L1061) noch knapp 90 US-Dollar. Seitdem wurde der Preis der Anteilsscheine nach unten durchgereicht bis auf gut 20 Dollar. Werden die Papiere ohne eine Eskalation der Pandemie mit weiteren Lockdowns und Kontaktbeschränkungen nicht mehr aus dem Keller kommen? Schauen wir uns doch die ganze Sache einmal näher an.
Exhibitionismus angereichert mit Haushaltstipps
Sie wollten schon immer mal Ihre Wackeldackelsammlung aus sämtlichen EU‑Staaten tausenden fremder Leute zeigen, die das nicht die Bohne interessiert? Pinterest machts möglich. Sie wollten schon immer mal Ihren Mund-geklöppelten Toilettenrollen-Überzieher aus echten Polyester-Fäden für die Hutablage Ihres Autos einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen? Kein Problem, einfach nur einen Pinterest Account anlegen.
Oder möchten Sie erfahren, wie man sich den Pelz wäscht, aber sich nicht nass macht? Zu diesen und anderen Problemen, die die Welt tatsächlich bewegen, gibt es gefühlt unzählige Tipps – von denen manche durchaus nützlich sein können.
Letztlich bedienen Social Media Plattformen die Ur-Instinkte des Menschen – Exhibitionismus und Voyeurismus. Wenn auch die zur Schau gestellten Belanglosigkeiten auf Pinterest fast kindlich naiv anmuten im Vergleich zu den Postings der meist Z-Promis auf Instagram, die ihre aufgepumpten Silikonbrüste und die erste Cellulite an den Oberschenkeln mit einigem Stolz und in der Hoffnung auf viele Likes begutachten lassen.
Ist das wirklich nötig? Ja, solange dies Millionen Menschen goutieren und sich damit Geld verdienen lässt. Also maßen wir uns den Dislike des Pinterest Geschäftsmodells bitte nicht an. Es funktioniert offenbar – noch. Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral, wusste schon Bert Brecht.
Was bei Pinterest hinter MAU steckt
Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer – Monthly Active Users (MAU) – ist eine wichtige Kennzahl für das Social Media Unternehmen. Je höher die Zahl der monatlich aktiven Nutzer, desto stärker das Wachstum. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Jahr und dank der damit einhergehenden Lockdowns schnellte MAU bei Pinterest nach oben. Mit dem Anstieg der Impfquoten änderte sich dies schlagartig, sodass Pinterest drei Quartale hintereinander eine sinkende Anzahl der monatlich aktiven Nutzer melden musste.
Wahr ist aber auch: Corona hats gegeben, Corona hats genommen. Dies bedeutet, dass der positive Ausreißer beim MAU zu Hochzeiten der Corona Pandemie in der Folge wieder ausgeglichen wurde. Entscheidend ist also der Blick auf einen längeren Zeitraum vor Corona, als die Anzahl der monatlich aktiven User Quartal für Quartal gestiegen ist. Ohne den „Sondereffekt Corona“ – im positiven wie im negativen Sinn – scheint also soweit alles im Lot bei Pinterest.
Welche zwei Faktoren für Kursfantasie sorgen
Faktor 1: Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer (ARPU). Dieser stieg bei Pinterest im vergangenen Jahr um 36 Prozent, trotz des schwächeren MAU, der im Gesamtjahr um 6 Prozent nachgab. Was offenbar so viel bedeutet wie: Gewerbliche Händler erhöhten die Werbeausgaben, um ihre Zielgruppen zu erreichen.
Faktor 2: Die Pinterest Aktie hat eine niedrige Price-Earning To Growth-Ratio (PEG‑Ratio). Bei dieser Kennzahl werden Kurs, Gewinn und Wachstum je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Faustformel: Bei einem Wert von mehr als 1 ist die Aktie überbewertet. Eine faire Bewertung liegt vor bei der PEG-Ratio von 1, und ist die PEG kleiner als 1, gilt die Aktie als unterbewertet. Analystenschätzungen zufolge liegt die PEG für das Jahr 2022 bei rund 0,7, für das kommende Jahr bei knapp 0,8.
Fazit: Falls die charttechnische Unterstützung im Bereich 17 bis 20 US-Dollar hält, dürfte die Pinterest Aktie angesichts des günstigem PEGs und der vergleichsweise guten Kennziffern MAU sowie ARUP mittelfristig gute Kursaussichten haben.