Mobileye auf der Überholspur
Es war kein einfaches Jahr für Börsenaspiranten. Angesichts der geopolitischen Spannungen, kräftig steigender Zinsen und hohen Kursschwankungen verharrten viele IPO-Kandidaten in Wartestellung. Im Vergleich zum Vorjahr brach laut der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY die Anzahl der Börsengänge in den USA im dritten Quartal um 69% ein. Das Emissionsvolumen rauschte sogar um 92% in den Keller.
Doch einige Unternehmen wagten dennoch den Sprung aufs Parkett. In den USA waren es im dritten Quartal gerade mal 32 Firmen. Eines der Unternehmen war die Intel-Tochter Mobileye, die seit dem Börsengang sogar mit deutlichen Kurszuwächsen glänzen konnte.
Kräftige Kursgewinne in den ersten Wochen
Am 26. Oktober wurden die Mobileye-Papiere zu 21 Dollar je Anteil und damit leicht über der avisierten Preisspanne von 18 bis 20 Dollar den Anlegern zugeteilt. Offenbar war das Preisniveau nicht zu hoch gegriffen. Denn seit dem Börsengang konnte die Aktie weiter zulegen. Am gestrigen Handelstag notierte die Mobileye-Aktie mit rund 36 Dollar etwa zwei Drittel über dem Emissionskurs.
Mobileye in aussichtsreichem Wachstumsmarkt positioniert
Die Anleger scheinen einen attraktiven Wachstumsmarkt zu wittern. Denn Mobileye ist eine große Wette auf das Autonome Fahren. Der Konzern entwickelt optische Sensorensysteme und Software, die Autos beim „Sehen“ helfen. Das Technologieunternehmen selbst taxiert das Marktvolumen für seine Produkte auf Sicht der nächsten vier Jahre mit 40 Milliarden Dollar. Ende des Jahrzehnts dürften es dann bereits 480 Milliarden Dollar sein, wenn das Geschäft mit Mobilitätsleistungen autonomer Fahrzeuge mit einberechnet wird.
Mobileye steigert Umsatz um 38%
Im dritten Quartal steigerte Mobileye den Umsatz um auf 450 Millionen Dollar, was einem Anstieg um 38% entspricht. Der Vorstoß zur Integration von Fahrassistenzfunktionen zur Erhöhung der Sicherheit in Autos hat zu einer größeren Akzeptanz der Selbstfahrtechnologie geführt, was Unternehmen wie Mobileye zugute kommt.
Breite Kundenbasis im Rücken
Mittlerweile zählt der israelische Konzern rund 50 Kunden, darunter namhafte Autohersteller wie Audi, BMW, Volkswagen, General Motors und Ford. Bislang liegt der Fokus auf Fahr- und Sicherheitsfunktionen. Künftig will sich Mobileye aber noch stärker im Bereich Autonomes Fahren positionieren.
Verlust wird ausgeweitet
Lassen Sie uns noch einen Blick auf die Ergebnisentwicklung werfen: Der Nettoverlust weitete sich von 26 Millionen Dollar auf 45 Millionen Dollar aus. Auf bereinigter Basis verdiente das Unternehmen laut Refinitiv 15 Cents pro Aktie und lag damit über den Analystenschätzungen von 12 Cents.
Zuversichtlich zeigt sich der Konzern für das laufende vierte Quartal: Der Konzern stellt einen Umsatz zwischen 527 bis 545 Millionen Dollar in Aussicht. Das liegt deutlich über den bisherigen Durchschnittsschätzungen der Analysten, die von 483 Millionen Dollar ausgegangen waren. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz von 1,83 bis 1,84 Milliarden Dollar angepeilt. Das bereinigte operative Ergebnis soll zwischen 637 und 653 Millionen Dollar liegen.
J.P. Morgan sieht 50% Kurspotenzial
Zunehmend zeigen sich auch einige der Analysten zuversichtlich. Gerade nahm die US-Bank J.P. Morgan den Titel in ihr Universum auf. Analyst Samik Chatterjee setzte die Aktie auf „Übergewichten“ und taxierte das Kursziel mit 50 Dollar. Damit sieht der Wallstreet-Banker ein Aufwärtspotenzial von knapp 50%.
Fazit: Mit Mobileye ist jetzt ein Unternehmen an der Börse notiert, dass sich als Pure Play bei Fahrassistenzsystemen positioniert hat und künftig vom Wachstum beim autonomen Fahren profitieren will. Analysten und Branchenexperten sehen in dem Markt ausgesprochen großes Potenzial. Allerdings müssen Anleger einiges an Geduld mitbringen. Denn bis wir großflächig Robotertaxis auf den Straßen sehen werden, wird noch einige Zeit vergehen. Der Kurssprung nach dem Börsengang zeigt aber, dass das Interesse der Anleger an diesem Thema enorm ist.