Microsoft will Activision Blizzard kaufen: Das steckt dahinter!

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Für uns Anleger war es die Nachricht der Woche: Der US-Tech-Konzern Microsoft will den Spielepublisher Activision Blizzard (AB) für 68,7 Milliarden Dollar übernehmen.

Die Meldung vom Dienstag sorgte an der Börse für deutliche Verschiebungen. Während die Aktie von Activision Blizzard massiv zulegen konnte, ging es für das Papier von Microsoft zunächst abwärts – und auch der Wettbewerber Sony geriet unter Druck.

Aber der Reihe nach: Der geplante Deal zwischen Microsoft und AB wäre die bislang größte Übernahme in der Geschichte der Gaming-Branche. Microsoft würde dadurch mit einem Schlag zum drittgrößten Computerspielekonzern der Welt aufsteigen.

Aber was hat der Tech-Gigant mit Activision Blizzard vor?

Schauen Sie: Microsoft ist mit seiner Spielekonsole Xbox bereits seit vielen Jahren ein ernstzunehmender Player der Branche. Doch nicht nur das: Der Konzern bietet mit seinen „Game Pass“-Diensten eine Plattform, auf der Nutzer gegen eine monatliche Gebühr verschiedenste Spiele zocken können. Das geht wahlweise via PC, Konsole oder neuerdings auch per Cloud. Eine Art Netflix für Videospielfans also.

Inzwischen verfügen der „Xbox Game Pass“ und der „PC Game Pass“ zusammen über mehr als 25 Millionen aktive Abonnenten. Jenes Geschäftsmodell sichert Microsoft planbare Umsätze. Damit das Wachstum weitergehen kann, braucht es vor allem eines: frischen und vor allem exklusiven Content. Deshalb forciert der Konzern seit einiger Zeit eine beachtliche Shopping-Tour in der Gaming-Branche.

Microsoft wird zum Spiele-Imperium

So hatte Microsoft im März 2021 die Holdinggesellschaft ZeniMax für 7,5 Milliarden Dollar geschluckt. Zu ZeniMax gehört das bekannte Entwicklerstudio Bethesda, das mit Spielereihen wie „Doom“, „Fallout“, „The Elder Scrolls“ und „Wolfenstein“ Millionen von Zockern in den Bann zieht.

Nach der Übernahme von AB dürften nun weitere reichweitenstarke Blockbuster-Titel die „Game Pass“-Dienste bereichern. Activision Blizzard bringt Spielekracher wie „World of Warcraft“, „Diablo“, „Overwatch“, „Hearthstone“, „Call of Duty“ und „Candy Crush“ mit.

Jene Titel sind in der Gaming-Branche längst etabliert und deren Fortsetzungen sorgen regelmäßig für großen Andrang in der Community. Microsofts „Game Pass“ dürfte durch die geplante Übernahme des Publishers also massiv an Reichweite hinzugewinnen.

Die Metaverse-Vision

Das aber ist nur die eine Seite der Medaille. Der Tech-Konzern will nämlich noch weit mehr. In einem Statement hatte Konzernboss Satya Nadella auch das sogenannte Metaverse wortwörtlich ins Spiel gebracht. Dabei handelt es sich um eine Art virtuelle Sphäre, in der alle Teilnehmer vernetzt sind und miteinander agieren.

Gaming spiele eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung solcher Metaverse-Plattformen, betonte Nadella. Der Grund: In den großen Online-Spielen unter anderem von AB sind bereits Millionen von Menschen vernetzt und bilden ein eigenes Ökosystem. Die perfekte Grundlage also, um diese Vernetzung auf ein neues Level zu hieven.

Kartellwächter dürften ganz genau hinschauen

Für Sie als Anleger bleibt es also spannend. Der Deal zwischen Microsoft und AB soll im Jahr 2023 abgeschlossen werden. In trockenen Tüchern ist das Ganze freilich noch nicht. Zwar haben Gremien in beiden Konzernen der Übernahme zugestimmt.

Doch noch haben auch die US-Behörden ein Wörtchen mitzureden. So rechnet die Analystin Sara Simon von der Berenberg Bank damit, dass sich die Kartellhüter die geplante Akquisition ganz genau anschauen werden – vor allem wenn Microsoft die Titel von Activision Blizzard exklusiv über seine firmeneigenen Dienste vertreibt. Schließlich hätte Microsoft dann eine erhebliche Marktmacht.

Nun aber zurück zu den Aktien

Das Papier von Activision Blizzard profitierte am Dienstag deutlich. Die Aktie legte zeitweise um knapp 30 Prozent auf mehr als 80 Dollar zu. Für den angeschlagenen Spielepublisher war das eine Wohltat. War der Kurs doch seit Mitte Juli 2021 wegen des Sexismus-Skandals und Ermittlungen kalifornischer Behörden erheblich eingebrochen.

Microsoft bietet je Activision-Blizzard-Aktie 95 Dollar. Das ist ein Aufschlag von 45 Prozent gegenüber dem Kurs vor Bekanntgabe der Übernahme. Der Tech-Konzern stuft den Wert von AB also wesentlich höher ein, als der Aktienkurs hergab. Das sorgt bei den AB-Anlegern natürlich für reichlich Fantasie.

Auf der anderen Seite konnte die Microsoft-Aktie kaum Akzente setzen. Gut möglich, dass der hohe Aufpreis die Anleger an der Sinnhaftigkeit des Deals zweifeln ließ. Aber auch die bevorstehenden Untersuchungen der Kartellbehörden bringen ein gewisses Risiko mit sich.

Anzumerken bleibt, dass die AB-Aktie vor dem Crash im Jahr 2021 bereits die 100-Dollar-Marke zumindest kurzzeitig geknackt hatte. Mit seinem Angebot dreht Microsoft also die Uhr zurück und klammert den Kursrutsch aus.

Verliert Sony den Konsolenkrieg?

Betroffen von dem möglichen Deal war übrigens auch die Sony-Aktie. Diese krachte nach Bekanntgabe um rund 8 Prozent ein. Offenbar befürchten die Anleger des japanischen Elektronikkonzerns, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen Xbox und Playstation durch die Übernahme verschieben könnte. Bislang war Microsoft jedenfalls nicht in der Lage, im Konsolengeschäft hinsichtlich der Absatzzahlen an der Playstation vorbeizuziehen

Doch bald schon könnte die Playstation-Plattform zugkräftige Titel wie „Call of Duty“ verlieren. Immerhin gilt das neue „Call of Duty: Vanguard“ in den USA als meistverkauftes Spiel des Jahres 2021. Und: Seit 13 Jahren schon führt die „Call of Duty“-Serie die jährlichen US-Charts an. Würde Sony jene Games verlieren, wäre das für viele Zocker wohl ein Grund, künftig eher eine Xbox anstatt einer Playstation zu kaufen.

Jetzt bleibt es aber erst einmal abzuwarten, ob der Deal überhaupt genehmigt wird. Achten Sie deshalb unbedingt auf weitere Nachrichten zu dem Thema. Wir jedenfalls bleiben für Sie am Ball.