Microsoft in der Krise – denken Sie jetzt langfristig

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Die Zeiten, in denen die Bilanzen der großen US-Techkonzerne die Highlights der Berichtsaisons waren, sind offenbar vorüber. So auch bei Microsoft. Klar: Die neuen Zahlen des Windows-Konzerns sind keine Vollkatastrophe – wirklich überzeugend sind sie aber auch nicht.

Schauen Sie sich einfach die konkreten Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal 2022/23 an, das bei Microsoft am 31. Dezember 2022 geendet hatte: Der Umsatz des Softwaregiganten stieg in dem Zeitraum gerade einmal um 2 Prozent auf 52,7 Milliarden Dollar – das geringste Wachstum für Microsoft seit mehr als sechs Jahren. Beim Profit musste der Mega-Konzern gar Abstriche machen. So fiel der Nettogewinn in den drei Monaten bis Ende Dezember um 12 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar.

Immerhin lagen die Zahlen in etwa auf dem Niveau der Erwartungen, die zuvor an der Wall Street von Analysten kommuniziert wurden. Doch eine wirklich positive Überraschung, die der Aktie auf die Sprünge geholfen hätte, bietet das Zahlenwerk eher nicht.

Microsoft: Krise am PC-Markt – Windows-Geschäft leidet

Als problematisch erwies sich das klassische Geschäft von Microsoft mit seinem Betriebssystem Windows. So sanken die Umsätze im Windows-OEM-Geschäft im Kalenderschlussquartal um satte 39 Prozent. OEM steht für „Original Equipment Manufacturer“ und umfasst im Prinzip die Verkäufe des Betriebssystems an Computerhersteller, die auf ihren Produkten Windows vorinstallieren.

Das Problem: Der PC-Markt hat im letzten Jahr nach dem coronabedingten Boom ordentlich Federn lassen müssen – wohl auch wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten und der Zurückhaltung der Verbraucher beim Kauf von Elektronikprodukten. Schauen Sie: Nach Angaben der Beratungsfirma Gartner schrumpfte der globale PC-Markt im letzten Jahr um knapp 29 Prozent. Das belastet so ziemlich alle Konzerne, die an der PC-Wertschöpfung beteiligt sind, aber natürlich auch Anbieter von Betriebssystemen gerade im OEM-Bereich.

Umsatzeinbruch auch rund um die Xbox

Insgesamt sank der Umsatz im Konzernbereich „Personal Computing“ um 19 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar. Zu der Sparte gehört auch das Geschäft rund um die Spielekonsole Xbox, deren Inhalte und Dienste 12 Prozent weniger erlösten.

Positiv: Im Rahmen der Quartalspräsentation gab Microsoft bekannt, dass der „Xbox Game Pass“ nun mehr als 120 Millionen monatlich aktive Konsolen- und PC-Spieler vorweisen kann. Der Game Pass ist ein Abo-Dienst, mit dem Nutzer Zugriff auf ein Sortiment von Videospielen bekommen.

Rettungsanker Cloud wächst nicht mehr so stark

Der Rettungsanker war jedoch abermals das Cloud-Geschäft rund um den Dienst „Azure“. Hier erzielte Microsoft ein Umsatzwachstum von immerhin 31 Prozent und entsprach damit den Erwartungen der Wall Street. Trotzdem ist dieser Zuwachs im Vergleich zu den vorherigen Jahren nicht gerade überragend.

Und auch der Ausblick macht zumindest auf kurzfristige Sicht wenig Hoffnung. Microsoft musste einräumen, dass sich das Wachstum der Cloud-Plattform „Azure“ im laufenden Quartal um 4 bis 5 Prozentpunkte abschwächen wird. Für das Windows-Geschäft rechnet der Techkonzern ebenfalls erst einmal mit weiteren Rückgängen.

Mein Fazit für Sie

Die Zeiten des ungezügelten Wachstums von Big Tech sind vorüber. Natürlich bleibt Microsoft ein Konzern mit Weltrang, gigantischen Milliardenumsätzen und immer noch hohen Gewinnen. Die Börse aber will Fortschritte sehen. Weitere große Kurssteigerungen sind deshalb meiner Meinung nach erst einmal eher unwahrscheinlich.

Gerade auf langfristige Sicht gibt es aber durchaus Hoffnungssignale für Microsoft – und das nicht nur wegen der beachtlichen Machtposition im Cloud-Markt, der Ambitionen im Gaming-Sektor und der allmählich rückläufigen Inflation. Insbesondere im extrem zukunftsträchtigen Bereich rund um die Künstliche Intelligenz hat Microsoft in den letzten Tagen ambitionierte Akzente gesetzt.

Bestimmt haben Sie es auch in den Medien gelesen: Microsoft will offenbar eine weitere Milliardensumme in das Startup OpenAI investieren, das derzeit mit dem Chat-Bot „ChatGPT“ für Aufsehen sorgt. Dabei handelt es sich um eine Software, die ein Gespräch mit Menschen ziemlich gut simulieren kann.

Microsoft jedenfalls will das dahinterliegende KI-System offenbar in seine eigenen Dienste integrieren, etwa in die Suchmaschine „Bing“, die Cloud-Plattform „Azure“ oder in Office-Anwendungen wie „Word“ und „Outlook“. Was genau Microsoft damit vorhat, ist bislang nicht bekannt. Fakt ist: OpenAI ist eine der führenden KI-Firmen der Welt und bietet Microsoft unglaubliches Potenzial für neue Features und Geschäftsmodelle.

Sollte der Konzern hierzu eine stichhaltige und nachvollziehbare Strategie präsentieren, könnte das der Aktie durchaus Auftrieb verleihen. Investments in die Microsoft-Aktie sollten Sie also mehr denn je mit einem geduldigen Anlagehorizont angehen.