Micron – Chip-Boom beendet, Gewinneinbruch erwartet
Starke Zahlen im vergangenen Geschäftsquartal, aber einen enttäuschende Ausblick hat der Chip-Riese Micron Technology geliefert. Die Aktie fällt nur moderat, weil die Erwartungen bereits gedämpft waren.
Rekordgewinn im abgelaufenen Quartal …
Auf die Quartalsergebnisse von Micron schauen Anleger und Analysten meisten besonders genau. Da das Unternehmen aus Idaho sein drittes Geschäftsquartal am 2. Juni beendet hatte, gibt es schon Wochen vor der Konkurrenz und den großen Kunden Einblick in die Branchenentwicklung.
Micron bezeichnet sich schließlich selbst als einen der vier weltgrößten Chiphersteller. Und dieser Einblick sieht gar nicht gut aus. Das gilt keineswegs für das abgelaufene Vierteljahr, aber für den Ausblick auf die eigenen Geschäfte und die der Abnehmermärkte.
Zuerst ein Blick in die Vergangenheit: Im dritten Quartal hat Micron beim Umsatz und beim Ertrag noch einmal kräftig zulegen können. Die Verkaufserlöse trafen mit 8,64 Milliarden Dollar ziemlich genau die Erwartungen und übertrafen die Vorjahreszahlen um über 16 %. Der bereinigte Gewinn je Aktie (GAAP) klettere sogar um stolze 54 % auf 2,34 Dollar.
… aber drastische Prognosesenkung
Dass dies das vorerst letzte Rekordergebnis war, machte Konzernchef Sanjay Mehrota den Anlegern mit seinem Ausblick auf das laufende Quartal und mit seinen Bemerkungen zur Konjunktur in den wichtigsten Abnehmerbranchen aber sehr deutlich. Sowohl auf dem PC-Markt als auch bei Smartphones erwartet er einen deutlichen Rückgang der Verkäufe um 5 % bis 10 % gegenüber dem Vorjahr.
Vor allem bei den Privatkunden ist er pessimistisch, dort habe das schwindende Konsumentenvertrauen bereits zu rückläufigen Verkäufen geführt. Das beeinträchtigt natürlich den Bedarf an Speicher- und Memory-Chips von Micron. Hinzu komme, so Mehrota, dass einige Kunden ihre Lagerbestände im zweiten Halbjahr 2022 zu verringern wollten.
Der Micron-Chef nahm deswegen die Prognose für das Schlussquartal des Unternehmens drastisch zurück: Die Umsätze sollen jetzt nur noch 7,2 Milliarden Dollar erreichen und damit weit unter den Konsensschätzungen der Analysten liegen, die 9,05 Milliarden Dollar veranschlagt hatten. Das bereinigte Ergebnis je Aktie werde noch stärker einbrechen. Micron geht nun von 1,52 Dollar plus/minus 20 Cents aus. Das wäre ein Drittel weniger als im dritten Vierteljahr und rund einen Dollar unter den Analystenprognosen von etwa 2,50 Dollar. Mehrota erwartet auch 2023 ein schwaches Geschäftsumfeld. Micron werde deshalb seine Planungen anpassen.
Schlechte Aussichten für Chips auch 2023
Langfristig sieht der Firmenchef jedoch erhebliches Wachstum im Halbleitersektor. Allerdings gilt auch, dass die Chip-Knappheit der letzten Jahre weltweit zu einer Investitionsoffensive geführt hat, die nach Ansicht von Branchenkennern 2023 zu einem Überangebot an Chips führen könne, vor allem wenn gleichzeitig die Konjunktur in eine Rezession rutschen sollte.
Die Micron-Aktie verliert im Frankfurter Vormittagshandel rund 4 % auf Kurse um 51 Euro. Sie bewegt sich damit weit unter dem Rekordniveau von 86,60 Euro, das sie Anfang 2022 erreicht hatte. Der relativ geringe Abschlag trotz des düsteren Ausblicks dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Kurs bereits deutlich unter dem Rekordniveau von 86,60 Euro von Anfang 2022 liegt und einiges von dem schwachen Ausblick vorweggenommen haben dürfte.