Kurskollaps bei Trade Desk-Aktie
Deutlich schwächer ging am Freitag die Aktie des Online-Werbespezialisten The Trade Desk-aus dem Handel. Die Papiere knickten nach einer schwachen Prognose für den weiteren Jahresverlauf um 16% ein. Es ist also an der Zeit, einen genaueren Blick auf die Zahlen, die Prognosen und die Einschätzungen der Analysten zu werfen.
The Trade Desk: Der Spezialist für digitale Werbung
Digitale Werbung ist auf Jahre hinaus ein boomender Markt mit zweistelligen Wachstumsraten. Der Konzern The Trade Desk bietet automatisierte Tools, mit denen Firmenkunden digitale Werbeanzeigen kaufen und so ihre Rendite optimieren können. Die Anwendungen von Trade Desk arbeiten mit Künstlicher Intelligenz (KI) und identifizieren die besten Websites, auf denen es sich lohnt Anzeigen zu kaufen und zu schalten.
Dabei geht es wohlgemerkt nicht nur um Anzeigen im Web (Display), sondern auch um Ads in Smartphone-Apps (Mobile), Werbung bei Video-Streaming-Anbietern im Web, via Internet-Radio beziehungsweise Podcasts (Audio) oder auch im Internet-TV (Connected TV). Via Programmatic Advertising kann der Werbetreibende mit der Software von The Trade Desk eine sehr spezifische Zielgruppe auswählen und über all diese Online-Kanäle hinweg effizient bewerben.
Plattform sorgt für kräftige Wachstumsraten
Mit seiner intelligenten Plattform erzielte das Unternehmen in den vergangenen Jahren kräftige Wachstumsraten. Von 2014 bis 2022 kletterten die Umsätze von 44 Millionen Dollar auf 1,57 Milliarden Dollar in die Höhe. Im Gegensatz zu vielen anderen Start Ups ist The Trade Desk bereits seit Jahren profitabel. Im vergangenen Geschäftsjahr stand ein Gewinn von 53,39 Millionen Dollar in den Büchern.
Umsatzplus von 25% im dritten Quartal
Im dritten Quartal war Trade Desk weiter auf dem Wachstumspfad: In Summe gingen Umsätze von 493 Millionen Dollar durch die Bücher (+24,9% zum Vorjahresquartal). Das lag 6,02 Millionen Dollar über den Erwartungen (Quelle: Seeking Alpha). Der Großteil (87%) der Umsätze wurde in den USA erwirtschaftet.
Unterdessen blieb der Technologiekonzern auch im dritten Quartal profitabel und stach damit positiv unter den werbeabhängigen Firmen hervor. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22,6% auf 199,5 Millionen Dollar in die Höhe. Entsprechend lag die EBITDA-Marge mit 40,5% rund 0,8 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau.
Unter dem Strich stand ein bereinigter Nettogewinn von 33 Cent je Aktie in den Büchern. Das wiederum lag 4 Cent über den Analystenprognosen.
Prognose der Werbeausgaben weiterhin schwierig
Allerdings steht der US-Werbetechnologie-Spezialist unter Druck, da eine Verlangsamung der Ausgaben für Online-Werbung derzeit zu verzeichnen ist. Unternehmen sind aus Angst vor einer wirtschaftlichen Rezession zurückhaltend mit ihren Werbeausgaben. Für das vierte Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023 erwartet der Vorstand von The Trade Desk einen Umsatz von mindestens 580 Millionen Dollar (+18% zum Vorjahresquartal). Das bereinigte EBITDA soll bei rund 270 Millionen Dollar liegen. Das scheint den Anlegern zu wenig zu sein, wie die deutliche Kursreaktion zeigt. Die bisherigen Umsatzschätzungen lagen bei 610 Millionen Dollar.
Analysten sehen moderates Kurspotenzial
Derweil sind die Analysten uneins. Von 31 Experten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten 22 zum Kauf der Papiere. Weitere 4 Analysten stufen den Titel als Halteposition ein, während 5 zum Verkauf der Aktie votieren. Die Spanne der Kursziele ist riesig und reicht von 28 bis 100 Dollar (Schlusskurs vom Freitag / 10.11.2023: 64,01 Dollar). Das durchschnittliche Kursziel aller Analysten liegt aktuell mit 76 Dollar rund 18% über dem aktuellen Kursniveau.