Karuna Therapeutics schießt nach Offerte 47% in die Höhe
Trotz der Feiertage dreht sich das Übernahmekarussell munter weiter. Am letzten Handelstag vor Weihnachten gab es den nächsten Milliarden-Deal im Biotech-Sektor. Der Pharma-Riese Bristol-Myers will sein Portfolio im Bereich Neurowissenschaft ausbauen und krallt sich den Rivalen Karuna Therapeutics für 14 Milliarden Dollar. Der Karuna-Kurs reagierte prompt und schoss am Freitag nach der Meldung um 47% in die Höhe. Ungewöhnlich: Sogar der Kurs des Käufers Bristol-Myers Squibb konnte nach der Übernahmemeldung um 2% zulegen.
Bristol-Myers Squibb: Weltweit führend in der Pharmazie…
Bristol-Myers Squibb ist ein absoluter Traditionskonzern. Das Unternehmen wurde im August 1933 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Princeton, NJ. Bristol Myers hat sich auf die Entwicklung, Produktion und den Verkauf von pharmazeutischen Produkten spezialisiert und ist dabei weltweit führend.
Das Unternehmen bietet chemisch synthetisierte Medikamente oder kleine Moleküle und Produkte an, die durch biologische Prozesse hergestellt werden, sogenannte Biologika. Die Medikamente kommen in folgenden Bereichn zum Einsatz: Herz-Kreislauf, Stoffwechsel, Nervensystem, HIV und Hepatitis, Krebs, Rheuma und Schmerz.
Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Konzern bei einem Jahresumsatz von 46,15 Milliarden Dollar einen Nettogewinn in Höhe von 6,32 Milliarden Dollar.
….legt 14 Milliarden Dollar für Karuna Therapeutics auf den Tisch
Nun bietet Bristol Myers Squibb für Karuna Therapeutics 330 Dollar pro Aktie in bar. Das entspricht einem Gesamtwert von 14 Milliarden Dollar, d.h. 12,7 Milliarden Dollar abzüglich der geschätzten erworbenen Barmittel. Das Übernahmeangebot entspricht zudem einem Aufschlag von 53% auf den Schlusskurs vom Tag vor Bekanntgabe des Deal. Das Geschäft wurde von den Verwaltungsräten von Bristol Myers Squibb und Karuna einstimmig genehmigt.
Deal soll Portfolio im Bereich Neurowissenschaft ausbauen
Karuna ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das mit dem Ziel gegründet wurde, innovative Medikamente für Menschen mit psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen zu entwickeln. Karunas Hoffnungsträger ist KarXT – ein Antipsychotikum, für das gerade eine Zulassung zur Behandlung von Schizophrenie beantragt wurde.
Darüber hinaus wird an weiteren Indikationen rund um die Alzheimer-Krankheit und bipolare Störungen geforscht. Das Medikament könnte Analysten zufolge bei einer Zulassung in mehreren Therapiefeldern einen Jahresumsatz von mehr als 6 Milliarden Dollar erreichen, heißt es in einem Bericht des “Wall Street Journal”.
Analysten sehen großes Marktpotenzial
KarXT wird voraussichtlich Ende 2024 in den USA zur Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen auf den Markt kommen. Das Potenzial ist groß: Allein in den USA werden rund 1,6 Millionen Menschen wegen Schizophrenie behandelt, von denen ein erheblicher Teil nicht auf die derzeit verfügbaren Therapien anspricht und inakzeptable Nebenwirkungen aufweist.
Und auch für die weiteren Forschungsfelder besteht erheblicher Bedarf: Derzeit läuft unter anderem eine klinische Zulassungsstudie im Bereich Alzheimer Psychose, in der KarXT zur Behandlung untersucht wird. In den USA leben mehr als 6 Millionen Menschen mit der Alzheimer-Krankheit. Derzeit gibt es keine zugelassenen Behandlungen für die Alzheimer-Psychose.
Unter bipolaren Störungen mit der Alzheimer Krankheit (eine weitere Indikation für KarXT) leiden in den USA 1,4 Millionen Menschen.
Neue Wachstumsquellen dringend gesucht
Der Vorstoß in den Bereich der Neurowissenschaften hat einen weiteren handfesten Grund. Der Konzern ist auf der Suche nach neuen Wachstumsquellen. Es wird erwartet, dass Bristol-Myers Umsatzeinbußen bei zwei seiner anderen Top-Medikamenten, der Krebsimmuntherapie Opdivo und dem Blutverdünner Eliquis, hinnehmen muss. Diese verlieren im Laufe dieses Jahrzehnts ihren Patentschutz.
William Blair-Analyst Myles Minter schließ nicht aus, dass ein weiterer Bieter auftaucht. Zwar sei das Geschäft seiner Meinung nach fair bewertet, aber es handele sich um ein First-in-Class-Medikament in einem Bereich, in dem seit Jahrzehnten kein neuer Mechanismus zugelassen wurde.