Ionis: Spannende Technologie, aber hohes Risiko
Heute möchte ich Ihnen ein Biotech-Unternehmen vorstellen, was vieles hat, um erfolgreich zu sein: Eine innovative neue Gentherapie, eine prall gefüllte Forschungspipeline, namhafte Kooperationspartner und bereits ein zugelassenes Medikament. Trotzdem läuft es für die Aktie einfach nicht rund.
Unternehmensportrait
Das US-Biotech-Unternehmen Ionis Pharmaceuticals ist Marktführer für Gentherapien mittels sogenannter Antisense-Technologie. Dabei geht es darum, den Einfluss defekter Gene durch das Einfügen von RNA-Nukleinsäuren auszuschalten, indem die Ablesung der Erbinformation bzw. die Umsetzung dieser Information verhindert wird. Auf diese Weise kann eine Krankheit noch vor ihrer Entstehung bekämpft werden.
Und dass die Antisense-Technologie funktioniert, hat Ionis schon bewiesen und Gentherapien zur Zulassung gebracht. Das Top-Produkt ist Spinraza, das Ionis mit Kooperationspartner Biogen vertreibt. Einige Jahre lang war Spinraza das einzige verfügbare Medikament zur Behandlung von spinaler Muskelatrophie (SMA).
Dabei handelt es sich um eine schwere erbliche Erkrankung der Nervenzellen, die alle Muskeln im Körper beeinträchtigt. SMA ist die häufigste genetisch bedingte Todesursache bei Kleinkindern und Säuglingen. Allerdings waren die Umsätze mit Spinraza in den vergangenen Jahren rückläufig, da ein Konkurrenzprodukt auf den Markt gekommen ist.
Gut gefüllte Forschungspipeline
Für ein relativ kleines Biotech-Unternehmen besitzt Ionis Pharmaceuticals eine gut ausgestattete Forschungspipeline mit insgesamt rund 30 Wirkstoffen, sechs Studien befinden sich davon in der dritten Phase der klinischen Entwicklung.
Einer der wichtigsten Wirkstoff-Kandidaten ist Eplontersen, das mit Kooperationspartner AstraZeneca zur Behandlung der ATTR-Amyloidose entwickelt wird. Dabei handelt es sich um eine seltene Krankheit, die abnorme Ablagerungen von Proteinen in den Organen und im Gewebe verursacht. Dies führt auf Dauer zu Organversagen und – ohne Transplantation – zum Tod. Die Zulassung von Eplontersen könnte noch in diesem Jahr erfolgen.
Zusammen mit Biogen entwickelt Ionis Tofersen, ein Medikament zur Hemmung der Produktion von Superoxiddismutase, einer gut bekannten genetischen Ursache für Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Dabei handelt es sich um eine seltene, tödliche neurodegenerative Erkrankung, die durch eine Mutation im SOD1-Gen verursacht wird und zu Muskelschwäche, Bewegungsverlust, Atem- und Schluckbeschwerden führt.
Sehr spekulativer Wert
Eigentlich klingt das alles sehr gut. Auch die Bewertung fällt mit 5,6 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung – was etwa dem 10-Fachen des Umsatzes entspricht – im Rahmen aus. Trotzdem handelt es sich bei Ionis um einen sehr spekulativen Wert. Denn in der Vergangenheit hat es immer wieder Rückschläge bei Studien gegeben.
Außerdem schreibt das Unternehmen wohl noch jahrelang rote Zahlen. 2018 und 2019 wurde zwar mal die Gewinnzone erreicht, seitdem aber nicht mehr. Und für das laufende Jahr erwarten Analysten einen Rekordverlust, der fast so hoch ist wie der Umsatz. Es läuft also noch lange nicht rund. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der seit Jahren unter hohen Schwankungen seitwärts läuft.
Daher halte ich es für sinnvoll, hier erst einmal an der Seitenlinie abzuwarten, ob Ionis das Ruder herumreißen kann. In diesem Fall wäre ein Investment mit besserem Chance-Risiko-Verhältnis möglich.