Intuitive Surgical – R2D2 hat Herzkasper
Intuitive Surgical zählt wohl zu den spannendsten Unternehmen im Gesundheitssektor. In den vergangenen Wochen schockierte die Aktie Investoren durch arge Herz-Rhythmus-Störungen. Ein guter Zeitpunkt zum Einstieg?
Remote am offenen Herzen
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Sunnyvale im US-Bundesstaat Kalifornien wurde im Jahr 1995 gegründet, kann demnach auf eine noch nicht allzu lange Historie zurückblicken. Weltweit arbeiten mehr als 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Firma.
Intuitive Surgical besetzt ein zweifellos zukunftsträchtiges Geschäftsfeld. Spezialisiert ist die Firma, so deren Eigendarstellung, auf Entwicklung, Produktion und Vermarktung von robotergestützten Videosystemen, die in der Chirurgie eingesetzt werden. Zu praktisch jedem System gehören, nice to know, folgende Komponenten: chirurgische Konsole, Arm, Instrumente zur 3D-Visualisierung sowie ein ferngesteuertes Endoskop. Also all das, was Professor Brinkmann und seine Epigonen für chirurgische Eingriffe, die nicht mit dem Totalausfall des Patienten enden sollen, benötigen.
Doch dies ist – wieder einmal – Zukunftsmusik. Denn die Kursentwicklung der Aktie von Intuitive Surgical war in den vergangenen Wochen und Monaten alles andere als erfreulich.
Aktie verliert in kurzer Zeit mehr als die Hälfte an Wert
Zunächst die gute Nachricht: In den vergangenen zehn Jahren kannte der Aktienkurs von Intuitive Surgical – von vorübergehenden kleineren Korrekturen abgesehen – nur eine Richtung, nämlich nordwärts. In dieser Zeit strichen Investoren alles in allem einen Gewinn von rund 300 Prozent ein. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass sie während besagter zehn Jahre ununterbrochen bei der Stange geblieben sind.
Wer allerdings spät auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist, hat möglicherweise nicht allzu viel Freude. Wobei „spät“ durchaus bedeuten kann, dass der Aktienkauf beispielsweise kurz vor dem jüngsten Weihnachtsfest stattfand. Denn zum Jahreswechsel 2021/2022 erreichte die Aktie von Intuitive Surgical mit umgerechnet knapp 330 Euro ihren historischen Höchstkurs.
Danach rauschten die Papiere fast im Höllentempo nach unten. Der Kurs konnte sich erst Mitte Juni im Bereich von umgerechnet 180 Euro berappeln. Derzeit notieren die Anteilsscheine bei 200 Euro. Deutlich wird also, wie sehr Geduld bei Aktieninvestments über Wohl und Wehe, Freude und Leid, Gewinn und Verlust entscheiden.
Gründe für den Kursverlust
Intuitive Surgical gilt – im weitesten Sinne – als Technologieunternehmen. Entsprechend kam der Aktienkurs ähnlich stark unter die Räder wie andere Tech-Werte, zumal die reinrassigen. Als hausgemachter Grund für den Kursverlust kommt infrage, dass das Unternehmen jüngst nicht so stark gewachsen ist wie in der Vergangenheit und wie von Analysten erwartet. Dies gilt zumindest für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Da betrug der Gewinn pro Aktie 1,13 Dollar nach 1,17 Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Umsatz lag bei 1,49 Milliarden Dollar, immerhin gut 15 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Wachstum gab es zwar, aber – wie bereits erwähnt – nicht mit den in der Vergangenheit gewohnten Raten.
Als Growth-Hemmer erwies sich einmal mehr die Pandemie. Deren Folgen setzten insbesondere die Krankenhäuser unter teils extremen Kostendruck, weshalb Investitionen in OP-Systeme beschnitten oder aufgeschoben wurden. Dass die Nachkommen der Star Wars-Ikone R2D2 ebenfalls Probleme mit ihren Lieferketten hatten, scheint eine Selbstverständlichkeit für Covid-Zeiten und braucht nicht weiter erwähnt werden.
Aktie jetzt ein Kauf?
Zweifellos, das Unternehmen ist in einem äußerst zukunftsträchtigen Bereich des Gesundheitswesens unterwegs. Entsprechend haben die Anteilsscheine von Intuitive Surgical längerfristig erhebliches Kurspotenzial. Vor diesem Hintergrund sollte die Devise jetzt lauten: Die Aktie gibt es mit 50 Prozent Discount! Und nicht: Die Aktie hat im letzten halben Jahr mehr als die Hälfte an Wert verloren. Investoren sollten allerdings bei Kursrücksetzern keinen Herzkasper bekommen. Der Wert ist ein Long-Play, der zwischenzeitlich – was nicht ungewöhnlich ist – eine Verschnaufpause einlegen wird. Wer dies als Anleger akzeptiert, dürfte in den nächsten Jahren einige Freude haben.