Intel kommt nach Magdeburg

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Sektlaune in Sachsen-Anhalt: Wie erwartet hat Magdeburg nun auch offiziell den Zuschlag erhalten. Wie US-Chiphersteller Intel am Mittag bekanntgab, werden an dem Standort in den kommenden Jahren zwei neue Produktionsstätten und mit ihnen etwa 3.000 neue Arbeitsplätze im Bereich der Halbleiterfertigung entstehen.

Insgesamt sollen Investitionen in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar in das Projekt fließen – zum Vergleich: Der Tesla-Gigafabrik im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin liegen gerade einmal 6 Milliarden Dollar Investitionen seitens des Elektroautoherstellers zugrunde.

Was für den Standort Magdeburg spricht

Neben Magdeburg hatte sich unter anderem auch Dresden beworben, immerhin sind dort bereits namhafte Chiphersteller angesiedelt. Doch damit sind auch hochspezialisierte Fachkräfte der Region gebunden. In Magdeburg hingegen hat Intel wenig direkte Konkurrenz, kann aber auf qualifiziertes Personal der nahegelegenen Universität mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt zurückgreifen. Die Hochschule hat bereits angekündigt, bei Bedarf auch kurzfristig spezifische Studiengänge anbieten zu können, um die Absolventen bestmöglich auf eine Tätigkeit am neuen Intel-Standort vorzubereiten.

Darüber hinaus konnte die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts durch ihre gute Infrastruktur und günstige Verkehrsanbindung punkten: Autobahnen und Flughäfen binden den Standort bundesweit und international gut an, die Elektrizitätsversorgung ist durch einen der größten Knotenpunkte Deutschlands besonders sichergestellt und der Weg zu wichtigen Kunden – etwa Tesla in Grünheide oder Volkswagen in Wolfsburg – ist kurz.

Intel investiert Milliarden – unterstützt von öffentlichen Subventionen

In die Standortentwicklung fließen zudem neben den Milliardeninvestitionen des US-Konzerns auch hohe öffentliche Subventionen. EU, Bund, Land und Kommune werden voraussichtlich tief in die Tasche greifen, um das Prestigeprojekt voranzutreiben. Der ostdeutsche Standort wird damit für hochqualifizierte Fachkräfte immer attraktiver, die gesamte Region rund um Magdeburg dürfte auch durch nachgelagerte wirtschaftliche Aktivitäten profitieren.

Neben Deutschland baut Intel auch in Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Irland seine Kapazitäten aus. Das Unternehmen plant, in den kommenden 10 Jahren insgesamt 80 Milliarden Dollar innerhalb der EU zu investieren. Die ursprünglich für 2021 vorgesehene Entscheidung war verschoben worden, um die seit Februar beschlossenen Subventionen einbeziehen zu können.

Ein weiterer Schritt auf Europas Weg zu mehr Unabhängigkeit

Nach den Erfahrungen aus der Pandemie will Europa unabhängiger werden von Komponentenlieferungen aus Drittstaaten, die zunächst um die halbe Welt transportiert werden müssen. Viele Bauteile, die in der hiesigen Industrie weiterverarbeitet werden, stammen aus Fernost. Wie fragil die globalen Lieferketten im Krisenfall sind und wie stark sich die damit verbundenen Belastungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und Europas auswirken kann, haben die vergangenen Jahre eindrucksvoll vorgeführt.

Umso stärker priorisiert die EU nun den Ausbau eigener Produktionsstandorte und lockt mit umfassenden Subventionsprogrammen auch internationale Großunternehmen – wie nun eben Intel. Laut Ministerpräsident Rainer Haseloff handelt es sich bei dem Projekt um die größte Investition in der Geschichte Sachsen-Anhalts. Auch die Bundesregierung begrüßte die Standortentscheidung des kalifornischen Unternehmens.

Produktionsstart in Magdeburg für 2027 geplant

Spätestens im Frühjahr kommenden Jahres soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Der Beginn der Produktion am neuen Standort ist für 2027 geplant. Damit handelt es sich um eine Zukunftsinvestition, die die kurzfristigen Probleme am Halbleitermarkt nicht wird lindern können.

Seit Monaten übersteigt die Nachfrage weltweit das Chipangebot bei weitem, Unternehmen wie Intel oder Infineon kommen mit der Produktion kaum hinterher. Hintergrund der Chipknappheit ist unter anderem, dass zahlreiche Firmen mit Beginn der Pandemie ihre Bestellungen reduziert oder storniert hatten – und dann von der raschen wirtschaftlichen Erholung wenige Monate später kalt erwischt wurden.

Allein die deutsche Automobilindustrie konnte nach eigenen Angaben Millionen Fahrzeuge im vergangenen Jahr nicht fertigstellen, weil die notwendigen Halbleiter fehlten. Wer ein neues Auto kauft, muss sich dementsprechend auf längere Wartezeiten und höhere Verkaufspreise einstellen.