Gerüchteküche um Chip-Riese Intel brodelt

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Für die leidgeprüften Intel-Anleger zeichnet sich ein Hauch von Entspannung ab. Nachdem die Aktie in diesem Jahr zwischenzeitlich über 60% hinten lag, konnten die Papiere zuletzt wieder Boden gut machen.

Gründe gab es gleich mehrfach: Zum einen konnten zwei Großaufträge in trockene Tücher gebraucht werden. Einmal wird Intel für 3,5 Milliarden Dollar für das Pentagon fortschrittliche Chips für den militärischen Bereich entwickeln. Zum anderen entwickelt Intel künftig für die Amazon-Sparte AWS maßgeschneiderte KI- und ML-Chips (Machine Learning-Chips), die in Amazon-Rechenzentren eingesetzt werden. Damit soll die Effizienz und Geschwindigkeit von Cloud-basierten KI-Diensten gesteigert werden.

Neben den operativen Akzenten beflügelten die Kurs zudem Übernahmegerüchte. Medienberichten zufolge könnte Qualcomm, der weltgrößte Anbieter von Mobilfunkchips, von einem Übernahmeangebot für den angeschlagenen Intel-Konzern stehen.

Intel im Umbruch

Wie der Blick auf den Aktienkurs erahnen lässt, läuft bei Intel derzeit nicht alles rund. Der einst weltgrößte Chiphersteller Intel geht durch eine schwere Krise. Vor allem bei der Entwicklung von KI-Chips geriet der Konzern im Vergleich zu Nvidia und AMD ins Hintertreffen. Zudem sorgte der schwächelnde PC-Markt für Bremsspuren.

Im zweiten Quartal fuhr der Halbleiterhersteller bei einem Umsatz von 12,83 Milliarden Dollar (-0,9%) ein Verlust von 1,6 Milliarden Dollar an. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Gewinn von 1,5 Milliarden Dollar in den Büchern.

Das Management reagierte entsprechend rigoros: Vorstandschef Pat Gelsinger kündigte zuletzt ein massives Sparprogramm an. Dabei werden mindestens 15.000 Stellen gestrichen. Das sind immerhin 16% der kompletten Belegschaft. Zudem wurde die Dividende per viertem Quartal bis auf Weiteres ausgesetzt. Insgesamt sollen die Ausgaben bis 2025 um 10 Milliarden Dollar gekappt werden.

Pirscht sich Qualcomm an Intel heran?

Nun zu den vermeintlichen Übernahmeplänen von Qualcomm. Der Konzern ist der weltgrößte Anbieter von Mobilfunkchips. Bekanntester Kunde ist iPhone-Hersteller Apple. Seit einiger Zeit drängt das Qualcomm aber auch ins Geschäft mit den Herstellern von PCs und Notebooks – und attackiert damit Intel. Beim Börsenwert liegt Qualcomm mit 188 Milliarden Dollar deutlich vor Intel (93 Milliarden Dollar).

Geht es nach den Analysten, dann würde strategisch gesehen eine Übernahme Intels für Qualcomm durchaus Sinn machen. Der Chip-Spezialist hatte zuletzt verstärkt versucht, tiefer in den PC-Markt vorzudringen. Mit der Transaktion würde sich die Marktposition auf einen Schlag deutlich verbessern.

Qualcomm: Kleiner, aber deutlich profitabler als Intel

Was den Umsatz angeht, ist Qualcomm mit zuletzt 35,8 Milliarden Dollar Jahresumsatz deutlich kleiner als die ehemalige Tech-Ikone Intel (54,2 Milliarden Dollar). Dafür ist der Konzern deutlich profitabler und erzielt höhere Gewinnmargen. Während Intel zuletzt rote Zahlen schrieb, erzielte Qualcomm einen Quartalsgewinn von 2,12 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Nettogewinnmarge (Anm.: Nettogewinn in Relation zum Gesamtumsatz) von 22,67%. ,

Deal dürfte Wettbewerbshüter auf den Plan rufen

Ein Selbstläufer wäre ein Deal aber keinesfalls. Immerhin würde ein Zusammenschluss zu einer marktbeherrschende Position beim Geschäft mit Prozessoren für PCs, Notebooks, Server und Handys führen. Damit ist klar, dass eine Übernahme wohl nur unter größeren Auflagen zustande kommen dürfte.

Apollo stellt Milliarden-Investition in den Raum

Ob es zu einem wirklich zu einem Deal kommen wird, ist absolut ungewiss. Bislang verweigern beide Unternehmen eine Stellungnahme. Spannend bleiben dürften es aber allemal. Am Wochenende kündigte der Finanzinvestor Apollo an, gegebenenfalls eine Milliarden-Investition (bis zu 5 Milliarden Dollar) in Intel zu tätigen. Apollo hat bereits vor einigen Monaten eine 49%-Beteiligung an einer 11-Milliarden-Dollar-Fabrik von Intel in Irland erworben.