Facebook: Flucht nach vorn via Fox News

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Facebook in der Twitter-Falle: Nachdem der Kurznachrichtendienst Twitter mit dem US-Präsidenten im Clinch liegt, tritt Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Flucht nach vorn an.

Er ließ sich von Donald Trumps Lieblingssender Fox News interviewen und äußerte dort sinngemäß, dass soziale Medien wie Twitter oder Facebook seiner Ansicht nach nicht die Funktion eines „Schiedsrichters“ einnehmen sollten im Hinblick darauf, was Nutzer online äußerten.

Zuckerberg: Flucht nach vorn

Damit ging Zuckerberg eindeutig auf Distanz zu Twitter. Der Kurznachrichtendienst hatte vor wenigen Tagen zwei Beiträge des Präsidenten mit einem Warnhinweis, verlinkt mit einem Faktencheck, versehen – in Trumps Wahrnehmung ein Unding.

Der Präsident wettert seither gegen Twitter, drohte gar mit der Schließung seines liebsten Kommunikationskanals und plant offenbar eine zeitnahe Reaktion. Dass er die Plattform komplett dichtmacht, gilt als eher unwahrscheinlich, zumal so kurz vor der Präsidentschaftswahl im November. Dennoch könnten harte Sanktionen folgen.

Facebook betont Neutralität

Denen will sich Zuckerberg offenbar entziehen, zumindest lässt sich sein Auftritt bei Fox News in dieser Art interpretieren, nach dem Motto: Facebook gehört zu den Guten, wir zensieren nicht. Wer schon mal versucht hat, Bildmaterial stillender Frauen oder zu Tastuntersuchungen zur Brustkrebsvorsorge bei Facebook zu posten, dürfte sich über ein solches Statement zumindest wundern. Nackte weibliche Brüste werden von Facebook grundsätzlich verbannt, politische Falschinformationen hingegen werden ebenso verbreitet wie Verschwörungstheorien oder beleidigende Kommentare.

Sei’s drum: Mit seinem Bekenntnis zur Neutralität in Sachen trumpscher Meinungsäußerungen konnte Zuckerberg beim Präsidenten punkten. Dieser verbreitete das entsprechende Zitat des Facebook-Chefs – via Twitter.

Dass er allerdings wenig von einer Schließung der konkurrierenden Plattform hält, machte Zuckerberg in seinem Interview ebenfalls deutlich: Es erscheine ihm nicht der richtige Weg, ein Unternehmen zu zensieren, weil man ihm Zensur vorwerfe.

Wie gefährdet ist Twitter wirklich?

Tatsächlich ist mit einer Schließung von Twitter vorerst nicht zu rechnen – mindestens bis zum Wahltag im November braucht Trump den Kurznachrichtendienst noch. Wie es allerdings danach weitergeht, steht in den Sternen.

Je nachdem, welche Maßnahmen Trump nun kurzfristig ergreift, um seinem Ärger Luft zu machen, könnte die Situation auch schon bald eskalieren, mit ungewissem Ausgang. Sein hartes Durchgreifen gegen Kritiker jeglicher Art kann Trump dabei helfen, sich im Lager seiner Anhänger als zupackender Macher zu profilieren. Dieses Attribut fehlt ihm im Kontext der Corona-Pandemie, bei der er lediglich auf ein baldiges Ende hofft, aber keine politische Gestaltungskraft erkennen lässt.

Ein allzu harsches Vorgehen gegen Twitter könnte aber zugleich auch seine Gegnerschaft mobilisieren und im November an die Wahlurnen drängen. Der geringe Glamourfaktor des demokratischen Kompromisskandidaten Joe Biden könnte dabei in den Hintergrund rücken. Der Fokus würde dann ganz darauf liegen, eine zweite Amtszeit Donald Trumps zu verhindern.