Europas DSGVO: Meta-Konzern mit Mega-Problem
Es geht an die Substanz. Meta, der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und Whatsapp, sieht sich in Europa mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
Meta und EU im Dauerclinch um Datenschutzrichtlinien
Es geht – mal wieder – um den Datenschutz. In der Vergangenheit hat der Social-Media-Betreiber entsprechende Bedenken meist weggelächelt, Strafen gezahlt, kleinere Anpassungen vorgenommen und ansonsten weitergemacht wie gehabt. Diesmal allerdings könnte es ernst werden für Meta: Es geht um nichts weniger als seine Geschäftsgrundlage.
Da die Nutzung der Dienste für die Nutzer selbst nach wie vor kostenfrei ist und wohl auch bleiben soll, basieren die Einnahmen des Konzerns ganz überwiegend auf Werbeeinnahmen. Die Werbeanzeigen auf Instagram und Facebook werden dabei möglichst auf die persönlichen Interessen der Nutzer zugeschnitten und entsprechend zielgruppengenau ausgespielt.
Meta-Einnahmen basieren auf personalisierter Werbung
Je detaillierter die Information über die potenzielle Kundschaft, desto höher der Preis, den Anzeigekunden bereit sind, für die Werbeschaltung zu zahlen. Das System hat Facebook in den vergangenen Jahren immer weiter ausdifferenziert und perfektioniert. Kaum ein anderes Unternehmen verfügt über einen so großen Datenschatz wie Meta. Vom Nachrichtenkonsum über Freizeitaktivitäten bis hin zu persönlicher Kommunikation wird alles Mögliche über seine Dienste abgewickelt. Die Zusammenführung und Auswertung der Datenmengen ermöglicht dem Unternehmen die Erstellung sehr genauer Profile seiner Nutzer und ihrer potenziellen Interessen.
Dem müssen Nutzer in der Europäischen Union aber ausdrücklich zustimmen, so die Datenschutzbehörde DPC. Hintergrund ist die nicht unumstrittene, 2018 in Kraft getretene europäische Datenschutzverordnung, kurz DSGVO, die strenge Datenschutzrichtlinien vorgibt. Unter anderem müssen Nutzer von Webseiten und anderen Diensten nun ausdrücklich der Verwendung ihrer Daten oder der Platzierung von Cookies zustimmen.
Meta hält Datenverarbeitung für nicht zustimmungspflichtig
Facebook hat das Problem für sich jedoch anders gelöst. Die Verwendung der Daten zur Ausspielung personalisierter Werbung sei Teil der Nutzungsbedingungen und somit nicht zustimmungspflichtig. Das halten EU-Datenschützer für nicht zulässig, weil Nutzern damit eben keine Wahlmöglichkeit bleibt, der Datenverarbeitung zuzustimmen oder diese zu verweigern. Wer die personalisierte Werbung nicht möchte, kann Facebook und Instagram schlichtweg nicht nutzen.
Das verstößt gegen die DSGVO, so die Datenschutzbehörde, die zugleich ein Bußgeld in Höhe von 390 Millionen Euro gegen den US-Konzern verhängte. Gegen beides – das Bußgeld und die Inhalte der Entscheidung – will Meta, wenig überraschend, rechtlich vorgehen. Im Falle einer weiteren Schlappe dürfte es für das Unternehmen jedoch heikel werden. Wenn Nutzern die Möglichkeit eingeräumt wird (beziehungsweise werden muss), der umfassenden Auswertung der eigenen Daten nicht zuzustimmen, dürften viele davon Gebrauch machen. Das wiederum würde die personalisierte Werbung erschweren, die Zielgruppenansprache verwässern und den Wert der Werbeanzeigen für Werbekunden vermindern. In der Folge würden die Einnahmen von Meta schrumpfen.
Apples iPhone-Einstellung trifft Facebook empfindlich
Eine entsprechende Abfolge hat das Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren erfahren: Apple hat iPhone-Nutzern eigenständig die Möglichkeit eingeräumt, der Nachverfolgung ihrer Onlineaktivitäten durch Facebook und andere Dienste zu widersprechen. Etliche iPhone-Nutzer haben davon Gebrauch gemacht, die wirtschaftlichen Konsequenzen waren für Meta bereits zu spüren.
Folgt eine entsprechende Maßgabe nun auch von Seiten der EU, dürfte das dem Unternehmen einen weiteren empfindlichen Dämpfer bescheren und auch Anleger noch stärker abschrecken. Im Verlauf des Jahres 2022 war die Meta Aktie massiv unter Druck geraten, hat insgesamt rund 60 Prozent an Wert verloren.
Analysten sehen Kurspotenzial nach Ausverkauf 2022
Unter anderem reagierten Investoren geschockt auf zwischenzeitlich rückläufige Nutzerzahlen, zeigten sich enttäuscht über die Auswirkungen der Apple-Neuerung auf Facebooks Werbeeinnahmen und blieben skeptisch gegenüber der „Metaverse“-Vision von Facebook-Gründer und Meta-Chef Mark Zuckerberg, die bislang viel Geld verschlingt, aber noch nicht recht Kontur annehmen will.
Analysten sehen nach dem Ausverkauf nun jedoch Erholungschancen für die Meta Aktie. Zahlreiche Experten sprachen in den vergangenen Wochen Kaufempfehlungen für das Papier aus. Die US-Großbank JP Morgan hob gar das Kursziel von 115 auf 150 Dollar an. Im Schnitt bescheinigen aktuelle Analysen der Meta Aktie ein Kurspotenzial von rund 40 Prozent.