Shell, Exxon Mobil, BP und Co.: Satte Gewinne und neue Risiken
Bei Big Oil ist die Party auch im dritten Quartal weitergegangen. Die fünf größten Ölkonzerne aus den USA und Europa haben gigantische Nettogewinne erzielt und dabei die Erwartungen vieler Analysten übertroffen.
Nachdem es bereits im zweiten Quartal teils Rekordgewinne bei den Unternehmen zu vermelden gab, hatten viele auch angesichts der gesunkenen Ölpreise eine leichte Abkühlung erwartet. Im dritten Quartal war davon noch wenig zu spüren. Doch die Risiken werden nicht kleiner: Die drohende Rezession und eine mögliche Übergewinnsteuer – selbst in den USA – trüben die Aussichten.
Milliarden-Gewinne für alle Ölkonzerne
Die Zahlen der großen Öl-Player aus Europa und den USA sind beeindruckend. Total erzielte einen Gewinn von 6,6 Milliarden Dollar, Shell präsentierte einen Gewinn von 6,7 Milliarden Dollar und BP bezifferte das Quartalsergebnis auf knapp 8,2 Milliarden Dollar.
In den USA klingelten die Kassen sogar noch stärker: Für Chevron stand im dritten Quartal ein Gewinn von 11,2 Milliarden Dollar zu Buche, bei Exxon Mobil lag der Gewinn bei satten 19,7 Milliarden Dollar.
Insgesamt ist das krisenbehaftete Jahr 2022 für die Ölkonzerne absolut erfolgreich. Die Branche konnte im Gegensatz zu fast allen anderen auch an der Börse punkten – besonders die US-Titel haben seit Jahresbeginn kräftig zugelegt. Aber auch für die Aktien von BP (plus 38 Prozent) sowie Shell und Total (jeweils plus 25 Prozent) ging es in 2022 deutlich nach oben.
Darum sind die Aussichten bei den Ölkonzernen etwas trüber
Die gigantischen Gewinne stehen schwierigeren Aussichten gegenüber: Es ist zwar nicht damit zu rechnen, dass die Gewinne der Öl-Giganten nun plötzlich ganz einbrechen, aber das Klima wird in den nächsten Quartalen rauer werden. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe.
Erstens droht in Europa und in den USA eine Rezession in 2023. Die Konjunkturdelle dürfte sich auch auf die Nachfrage und damit auf den Ölpreis auswirken – und die hohen Preise für Öl und Gas sind die Grundlage der großen Gewinne der Konzerne. Dem können die Unternehmen vor allem durch eine künstliche Verknappung des Öls durch geringere Produktion entgegenwirken.
Werden Übergewinne bald besteuert?
Doch – zweitens – hierbei steht die Politik im Weg. Kurz vor den Zwischenwahlen in den USA hat Präsident Biden den Ölkonzernen gedroht: Entweder die Unternehmen senken die Kosten und erhöhen die Fördermenge oder sie müssen bald Steuern auf ihre Übergewinne zahlen. Biden will damit die inflationsgeplagten Bürger entlasten.
In Europa gibt es eine solche Übergewinnsteuer bereits: In Großbritannien zahlen die Unternehmen diese aktuell schon und auch in Deutschland sowie in der EU ist die Einführung nicht mehr unwahrscheinlich. Auch wenn die Ölkonzerne also noch Rückenwind haben: Die große Party könnte dem Ende entgegengehen.