Exxon Mobil, Chevron: Wie Trump die Öl-Aktien lahmlegt

Grafische Darstellung der Ölpreisentwicklung
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Eines der größten selbsterklärten Ziele von Donald Trump ist es, die in den letzten Jahren grassierende Inflation in den USA abzumildern, um den explodierenden Lebenshaltungskosten seiner Wähler entgegenzuwirken. Ein Hebel hierfür ist der Ölpreis bzw. die Abwertung desselben.

US-Zölle gegen die Welt: Ölpreis nach Trumps „Liberation Day“ eingebrochen

Und tatsächlich: Seit Trumps Amtsantritt im Januar hat sich die US-Sorte WTI deutlich verbilligt, wie Sie im Chart sehen können (Stand: 14.04.2025, 9:00 Uhr).

Quelle: www.aktienscreener.com

Um ganze 20 % hat der Ölpreis seither abgewertet. Vor allem Anfang April, nachdem der Präsident seinen „Liberation Day“ gefeiert und die Welt mit harten Handelszöllen überzogen hatte, krachten die Notierungen des fossilen Energieträgers nach unten. Der Grund: Der Markt befürchtet eine weltweite Rezession infolge der Zölle, was die Ölnachfrage unter Druck setzen würde.

Zwar hat Trump inzwischen einige Zölle auf die lange Bank geschoben, andere behielt er jedoch bei – weshalb der Ölpreis zwar wieder etwas zulegen, die gigantischen Verluste der Vortage bis dato allerdings längst nicht aufholen konnte.

Drill, Baby, Drill“ abgesagt? Trump torpediert mit Zöllen seine eigene Strategie

Besonders brisant in dem Kontext ist Trumps Wahlparole „Drill, Baby, Drill“, die er im Wahlkampf genutzt hatte, um die mächtige US-Ölindustrie auf seine Seite zu ziehen. Der Politiker versprach der Branche eine umfangreiche Deregulierung und florierende Jahre.

Doch während der Präsident inzwischen tatsächlich einige regulatorische Hürden abgebaut hat – vor allem im Umweltrecht – spricht das sonstige Umfeld derzeit nicht für einen neuen Boom der amerikanischen Ölindustrie. Wegen der scharfen Abwertung des Ölpreises sind neue Projekte derzeit für viele Akteure schlicht nicht rentabel.

Der US-Nachrichtensender CNBC hat in einem ausführlichen Bericht kürzlich dargelegt, wie prekär die Situation für die Branche ist. Hierfür zitiert der Medienbericht unter anderem den Öl-Manager J. Nelson Wood, der eigentlich ein Multimillionen-Dollar-Bohrprojekt in Illinois starten wollte. Doch Trumps Politik macht dem nun offenbar einen Strich durch die Rechnung, weshalb das Projekt jetzt auf Eis liegt.

Wood konstatiert die enorme Unsicherheit, die die Entwicklung neuer Ölprojekte verhindere – und das nicht nur bei kleineren und mittleren Unternehmen, sondern auch bei den großen Öl-Majors. „Die Zollpolitik von Präsident Trump wirkt sich wirklich negativ auf sein Ziel ‚Drill, Baby, Drill‘, aus“, fasste ein weiterer Öl-Manager, Andy Lipow, gegenüber CNBC die Problematik zusammen.

Stahlzölle führen zu höheren Kosten bei der Ölindustrie

Verantwortlich dafür ist indes nicht nur der gesunkene Ölpreis, der die Gewinnmargen entsprechender Projekte belastet, sondern auch ein weiterer Zolleffekt. Trump hatte Stahlimporte in die USA mit hohen Zöllen belegt, die derzeit weiterhin gelten (Stand: 14.04.2025).

Stahl ist ein wichtiger Werkstoff für Explorationsarbeiten und im Speziellen für Ölbohrungen. Die Bohrrohre sind in der Regel aus hochfestem Stahl gefertigt, da sie extremen Druck, hohen Temperaturen und korrosiven Bedingungen standhalten müssen. Doch durch die Handelsabgaben wird der Stahl in den USA teurer, da die Importeure den Zollaufpreis an ihre Kunden weitergeben. Die Vereinigten Staaten beschaffen sich derzeit etwa ein Viertel ihres Stahlbedarfs aus dem Ausland.

Trump will mit diesen dedizierten Zölle die heimische Stahlindustrie unterstützen und in dem Bereich neue Arbeitsplätze und Fabriken schaffen. Doch in der Folge steigen nun zunächst die Stahlpreise, was wiederum die Explorationskosten der Ölbranche signifikant anheizt. Ein niedrigerer Ölpreis trifft also auf steigende Kosten – ein sehr ungutes Gemisch.

Hinzu kommt die anhaltende Unsicherheit. Wegen Trumps erratischer Politik und seinen ständigen Änderungen bei einzelnen Zöllen gibt es für die amerikanische Wirtschaft und auch die Ölindustrie derzeit so gut wie keine Planungssicherheit. Öl-Manager Woods monierte gegenüber CNBC das derzeit mangelnde Vertrauen in die Politik und betonte die Panik, die am Markt herrsche.

Niedrigere Spritkosten: Warum die US-Verbraucher wohl trotzdem nicht jubeln können

Für die Verbraucher hingegen könnte das zumindest singulär eine gute Nachricht sein. Durch die niedrigeren Ölpreise und die analog dazu ebenfalls sinkenden Gaspreise werden die Spritkosten wohl nachgeben, was viele Trump-Wähler begrüßen dürften.

Allerdings werden viele andere Produkte des täglichen Bedarfs wegen der Zölle wohl deutlich teurer. Die Fahrt zum Supermarkt also würde in dem Szenario zwar günstiger werden, der Einkauf von Lebensmitteln und anderen Produkten jedoch deutlich teurer.

Öl-Aktien: mein Fazit für Sie

Auf der einen Seite will Trump einen neuen Boom der US-Ölindustrie initialisieren und neue Produktionsrekorde erreichen. Auf der anderen Seite bringt seine Zollpolitik die Branche aktuell schwer in die Bredouille.

Einen höheren Output oder umfangreiche Explorationen in einem Niedrigpreisumfeld zu forcieren, ist für viele Ölunternehmen schlicht Harakiri. Zumal der Präsident der Branche darüber hinaus aktuell keine wirklich verlässliche Perspektive bietet. Trump torpediert also seine eigene Strategie und enttäuscht damit eine seiner größten Wahlunterstützer-Gruppen.

Aber was heißt das jetzt für Sie als Anleger? Das Umfeld für die amerikanischen Öl-Aktien wie Exxon Mobil, Chevron oder Occidental Petroleum dürfte meiner Meinung nach zunächst schwierig bleiben. Besonders bitter: Kurz nach Trumps Wahl im November waren die Öl-Titel noch reihenweise gestiegen, nur um jetzt auf die harte Realität zu treffen.

Auf der anderen Seite bieten die wesentlich preisgünstigeren Aktien nun natürlich auch ein Stück weit Rebound-Potenzial – vor allem im Hinblick darauf, dass der Druck auf den US-Präsidenten, seine Zollpolitik grundlegend zu überdenken, vonseiten des Kapitalmarkts immer stärker wird.