Exxon Mobil-Aktie: Das steckt hinter dem neuen Rekordgewinn
9,24 Milliarden US-Dollar: Allein in den drei Monaten bis Ende Juni erzielte der US-Ölprimus Exxon Mobil einen Gewinn in dieser Höhe und übertraf damit sämtliche westliche Konkurrenten. Aber nicht nur das: Der Überschuss stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um satte 17,2 % und übertraf damit das von den Analysten im Schnitt erwartete Profitwachstum. Ebenfalls stark: Die Gesamteinnahmen stiegen um 12,2 % auf 93,06 Milliarden Dollar.
Ein wesentlicher Treiber des Wachstums war die deutlich höhere Ölproduktion. So meldete Exxon für sein Portfolio in Guyana einen neuen Rekord-Output. Der US-Konzern ist in dem südamerikanischen Staat seit einigen Jahren aktiv und dort am sogenannten Stabroek-Block beteiligt. Dabei handelt es sich um ein gigantisches Ölfeld vor der Küste von Guyana, bei dem auch andere große Öl-Player mitmischen. Dazu aber weiter unten mehr.
Exxon Mobil im Perm-Becken: Boost durch Pioneer-Übernahme
Zunächst: Hervorragend lief es auch im Perm-Becken in den USA. Exxon erhöhte dort seinen Output um 15 % bzw. um 574.000 Barrel Öläquivalent pro Tag. Hintergrund ist die Übernahme des kleineren Wettbewerbers Pioneer. Exxon hatte die 60 Milliarden US-Dollar schwere Akquisition erst im letzten Herbst angekündigt. Nun meldet der US-Ölprimus, dass die Transaktion bereits abgeschlossen sei – in etwa der Hälfte der Zeit, die ähnliche Deals normalerweise erforderten.
Hintergrund: Mit dem Kauf von Pioneer Natural Resources hat der größte US-Ölkonzern seine Präsenz im Perm-Becken massiv erweitert. Diese Gebiet erstreckt sich in Teilen von Texas und New Mexiko und gilt als ertragreichste Öl-Region der USA. Im Bild, veröffentlicht vom Exxon-Erzrivalen Chevron, sehen Sie die Lage des Perm-Beckens:
Quelle: Chevron (https://www.chevron.com/what-we-do/energy/oil-and-natural-gas/assets/permian)
Was diese Region so attraktiv macht, sind aber nicht nur die hohen Öl- und Gasvorkommen, sondern auch die dort im Vergleich zu anderen US-Ölgebieten niedrigen Förderkosten. Im Perm-Becken wird vor allem auf die umstrittene Fracking-Fördermethode zurückgegriffen, um die fossilen Rohstoffe aus dem Schiefergestein herauszupressen. Das Unternehmen Pioneer war vor der Übernahme durch Exxon der drittgrößte Akteur im Perm-Becken. Gemeinsam mit Exxon ist der fusionierte Konzern nun der Marktführer vor Ort.
Mega-Prognose und mehr Synergien
Mit Blick auf diesen Boost ist es wenig verwunderlich, dass das Management von Exxon sogleich die Jahresprognose nach oben schraubte. So sollen im laufenden Jahr pro Tag konzernweit 4,3 Millionen Barrel Öläquivalent (boepd) produziert werden. Zum Vergleich: 2023 waren es 3,74 boepd gewesen.
Auch kündigte Finanzchefin Kathryn Mikells nun an, dass die Fusion mit Pioneer mehr Synergien ermöglichen werde als ursprünglich gedacht. Durch die Verschmelzung der beiden Akteure können unter anderem Verwaltungs- und Logistikkosten im Perm-Becken reduziert werden.
Querelen wegen Guyana: Exxon bremst Chevron bei dessen Hess-Übernahme aus
Interessant ist das Ganze vor allem mit Blick auf Chevron. Der Erzrivale von Exxon Mobil hatte ebenfalls im letzten Herbst eine gigantische Übernahme angekündigt. Konkret will Chevron den Wettbewerber Hess für 53 Milliarden US-Dollar schlucken. Im Mittelpunkt der geplanten Akquisition steht das oben erwähnte Ölfeld Stabroek vor der Küste von Guyana. Hess besitzt 30 % der Anteile an dem Gesamtprojekt. Weitere 25 % entfallen auf den chinesischen Akteur Cnooc und 45 % auf Exxon Mobil.
Der US-Branchenprimus jedenfalls sieht sich durch den geplanten Deal zwischen Chevron und Hess ungerecht behandelt und hat unlängst ein Schiedsverfahren angestrengt. Exxon hat nach eigenen Angaben durch seine Stellung als Projektpartner in Guyana ein vertraglich festgelegtes Vorkaufsrecht für die dortigen Assets von Hess. Wie das Verfahren im Endeffekt ausgehen wird, ist aktuell noch offen. Fakt ist: Das Ganze verzögert die Übernahme von Hess durch Chevron massiv, während Exxon selbst mit dem Kauf von Pioneer wesentlich schneller vorankam.
Mein Fazit für Sie
Die Konsolidierung der US-Ölbranche läuft auf Hochtouren. Ein Gewinner, so viel lässt sich jetzt schon sagen, ist Exxon Mobil. Der Konzern hat Pioneer Natural Resources in Rekordtempo geschluckt und damit sein Wachstum und letztendlich auch seinen Gewinn signifikant beflügelt.
Die Aktie hat zwar im Zuge des Börsencrashs Anfang August ebenfalls an Wert verloren. Der Rückgang fiel jedoch bei weitem nicht so hoch aus wie bei vielen anderen Aktien – auch weil der Konzern von den Ölpreis-Chancen im Zuge der geopolitischen Risiken tendenziell profitiert.