Mega-Markt CO2-Abscheidung: Diese 2 Aktien sind interessant

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Es ist derzeit eines der heißesten Themen, wenn es um die Dekarbonisierung der Industrie geht: die CO2-Abscheidung. Vereinfacht gesagt wird dabei das bei industriellen Prozessen entstehende Kohlendioxid eingefangen, bevor es als Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Anschließend wird das abgeschiedene CO2 unter der Erde gespeichert und damit praktisch endgelagert.

Einige Unternehmen, Forscher und Politiker sehen in der CO2-Abscheidung einen wichtigen Hebel zur Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels – neben den Erneuerbaren Energien.

ExxonMobil verbindet Milliardenpotenzial mit CO2-Abscheidung

Entsprechend sprießen derzeit rund um den Globus neue Abscheidungsprojekte förmlich aus dem Boden. Einer der Vorreiter ist der US-Ölgigant ExxonMobil. Der Mega-Konzern betreibt bereits sogenannte CCS-Anlagen („Carbon Capture and Storage“), um der US-Industrie bei der Dekarbonisierung zu helfen und sich selbst eine goldene Nase zu verdienen.

Exxon jedenfalls sieht darin gigantisches Geschäftspotenzial. Konzernchef Darren Woods spricht längst von einem Multi-Milliarden-Dollar-Markt und Gewinnmargen im zweistelligen Prozentbereich. Kein Wunder also, dass der Ölkonzern derzeit alles daran setzt, Industriebetriebe vor allem in den USA von der Technologie zu überzeugen.

Wie Honeywell den Ölkonzern in Texas unterstützt

Nachdem Exxon im letzten Jahr unter anderem eine weitreichende CCS-Kooperation mit dem Düngemittelgiganten CF Industries geschlossen hatte, prescht der Ölkonzern nun mit einer weiteren Partnerschaft vor. Im Mittelpunkt steht der börsennotierte US-Mischkonzern Honeywell. Die Unternehmensgruppe produziert unter anderem Klimageräte, Komponenten für Flugzeuge (z.B. Flugschreiber und Triebwerke), Chemikalien und nicht zuletzt auch Technologien zur CO2-Abscheidung.

Honeywell will demnach ExxonMobil bei einer geplanten Wasserstoffproduktionsanlage in der texanischen Stadt Baytown unterstützen. Dort will der Ölkonzern ab 2027 bzw. 2028 sogenannten „blauen“ Wasserstoff im großen Stile produzieren. Exxon sieht darin gar die größte kommende Produktionsanlage für diesen nachhaltigeren Wasserstoff.

„Blauer“ Wasserstoff wird ähnlich wie die „graue“ Variante hauptsächlich per Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen. Der Unterschied: Beim „blauen“ Wasserstoff wird das dabei entstehende CO2 eben abgeschieden und gespeichert. Dadurch verbessert sich die Klimabilanz des Wasserstoffs beträchtlich, obwohl nach wie vor fossile Brennstoffe zur Erzeugung genutzt werden.

Exxon jedenfalls will den klimaschonenderen Wasserstoff im eigenen Betrieb in Baytown dann als alternative Brennstoffquelle nutzen, um wiederum Erdgas zu ersetzen. Der Konzern betreibt in Baytown auf einer Fläche von knapp 10 Quadratkilometern den größten Olefin-Standort der USA. Olefine wiederum sind chemische Vorprodukte, die etwa für die Herstellung von Kleidung und Haushaltsprodukten wichtig sind.

Mit der CO2-Abscheidung will Exxon pro Jahr allein an diesem Standort etwa 7 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen vermeiden, was den jährlichen Ausstößen von rund 1,5 Millionen Autos entspricht.

Honeywell als Technologielieferant

Und hier kommt Honeywell ins Spiel. Der Konzern hat nach eigenen Angaben eine Technologie entwickelt, die sich speziell auf die CO2-Abscheidung bei Wasserstoffprozessen konzentriert. Dabei wird das Kohlendioxid aufgefangen und der Wasserstoff anschließend gereinigt, um in der nachgelagerten Verarbeitung genutzt werden zu können.

In der folgenden Darstellung (veröffentlicht von Honeywell) sehen Sie die groben Prozessschritte.[1] Die blauen Linien zeigen den Weg des „blauen“ Wasserstoffs und die roten den des CO2.

Quelle: www.honeywell.com

Honeywell betont, dass die eigene Technologie im Vergleich zur Konkurrenz wesentlich effizienter sei. Dadurch lasse sich das CO2 zu geringeren Kosten abscheiden. Und das ruft freilich Begehrlichkeiten hervor. Der US-Mischkonzern ist längst ein gefragter Partner. Laut Konzernangaben helfen die Technologien von Honeywell dabei, bereits heute insgesamt 15 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abzuscheiden – Tendenz stark steigend.

Honeywell, und übrigens auch ExxonMobil, kooperieren indes mit dem US-Pipelinebetreiber EnLink. Das Ziel ist der Aufbau eines gigantischen Pipelinenetzes zunächst an der US-Golfküste, über das das CO2 zu unterirdischen Endlagern transportiert werden kann.

Mein Fazit für Sie

Klar: Die CO2-Abscheidung ist höchst umstritten. Kritiker monieren, dass deshalb die Abkehr von fossilen Brennstoffen unnötig in die Länge gezogen werde. Auch seien die Auswirkungen der unterirdischen Speicherung etwa auf das Grundwasser nicht klar, hatte etwa das deutsche Umweltbundesamt (UBA) in einer Analyse aufgeführt. Und nicht zuletzt erhöhe der Prozess den allgemeinen Energieaufwand, da das CO2 über Pipelines transportiert werden müsse.

Auf der anderen Seite sieht das Umweltbundesamt hohes Potenzial in Sachen Klimaschutz. So könnte die Abscheidung in sehr großem Maßstabe 65 bis 80 Prozent des in der Industrie entstehenden CO2s dauerhaft aus der Atmosphäre fernhalten.

Am Ende wird aber die Politik entscheiden. In den USA zum Beispiel sieht der neue „Inflation Reduction Act“ auch Steuergutschriften für Projekte zur CO2-Abscheidung vor. Entsprechend dürften nun immer mehr Industriebetriebe solche Projekte forcieren, was wohl in einem gigantischen Markt resultieren wird.

Davon wiederum wollen ExxonMobil und Honeywell profitieren. Exxon will nämlich die CO2-Abscheidung nicht nur für eigene Betriebe umsetzen, sondern im großen Stile auch für Industriepartner. Und Honeywell bietet hierfür die grundlegende Technologie.

Ob sich die CO2-Abscheidung neben dem „grünen“ Wasserstoff und den Erneuerbaren Energien behaupten kann, bleibt freilich abzuwarten. Die Chancen stehen meiner Meinung nach jedoch gar nicht so schlecht.

Auch weil Forscher und Unternehmen rund um den Globus daran arbeiten, das aufgefangene CO2 als Rohstoff zu verwenden. Sollte sich hier ein Durchbruch ergeben, müsste man zumindest gewisse Anteile des Gases nicht mehr unter der Erde speichern, sondern es bekäme einen operativen Sinn – etwa zur Herstellung von Chemieprodukten. Kürzlich hat der deutsche Chemiekonzern Evonik hierzu übrigens interessante Forschungsergebnisse gemeldet.