Deal-Aus bei iRobot lässt Anleger den Verkaufsknopf drücken
Zahlreiche Anleger hatten es bereits befürchtet, doch nun ist es amtlich: Die geplante Übernahme des Pioniers für Saugroboter iRobot durch den Online-Riesen Amazon ist abgeblasen. Regulatorische Hürden haben den 1,4 Milliarden Dollar-schweren Deal am Ende platzen lassen. Die Reaktion der Investoren fiel drastisch aus. Direkt nach der Meldung taumelten die iRobot-Papiere um 20% in den Keller. Auf 12-Monatssicht hat die Aktie gut zwei Drittel an Wert verloren.
iRobot – der Pionier der Saugroboter
iRobot galt lange als unangefochtene Größe auf dem Markt für Haushaltsroboter. Den Großteil der Umsätze (über 80%) stammen vom Saugroboter Roomba. Der Rest wird mit komplementären Produkten erwirtschaftet. Im Programm befinden sich u. a.: der Wischroboter Scooba (zum Nasswischen), der Kehrroboter Braava sowie Roboter zum Reinigen von Schwimmbädern und Abflussrinnen.
Mit einem Marktanteil von z. T. über 60% in einzelnen Märkten wie den USA war iRobot trotz der zunehmenden Konkurrenz der unangefochtene Marktführer in den letzten Jahren. Doch die Situation wird zunehmend schwieriger. Nicht nur im chinesischen Markt tut sich iRobot schwer. Auch in anderen Regionen kämpft der US-Konzern mit nachlassendem Wachstum und Margendruck.
Markt ist laut Experten noch lange nicht gesättigt
Auch wenn iRobot der mit Abstand größte Player ist und mittlerweile weit über 20 Millionen Einheiten verkauft hat, ist der Markt noch lange nicht gesättigt. Davon gehen zumindest die Marktforscher von ReseaerchandMarkets aus. Sie bescheinigen der Branche weiterhin satte Zuwachsrate. Den Analysten zufolge könnte das Marktvolumen von 10,3 Milliarden Dollar in 2023 auf 24,5 Milliarden Dollar in 2028 ansteigen. Momentan ist der Markt noch stark Nordamerika-lastig. Doch auch in Europa und zunehmend dann auch in Asien werden die kleinen Helfer in immer mehr Haushalten eingesetzt werden.
Umsatz schmilzt um 29% zusammen
In diesem Jahr ist bei iRobot allerdings ordentlich Sand im Getriebe: In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 schmolz der Umsatz von iRobot um 29,4% auf 583 Millionen Dollar zusammen. Obwohl der durchschnittliche Verkaufspreis pro Gerät von 325 auf 354 Dollar stieg, sank die Zahl der verkauften Geräte von 2,85 Millionen auf 1,90 Millionen (-33,4%).
Nach Angaben des Managements gibt es hierfür zwei Gründe: Zum einen hat sich der Preiswettbewerb zwischen den Unternehmen verschärft. Zum anderen hat die Stimmung der Verbraucher eine Rolle gespielt. Die höhere Inflation hat sich negativ auf das Konsumverhalten der Kunden ausgewirkt.
Der Umsatzrückgang hatte auch erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis. Unter dem Strich erhöhte sich der Nettoverlust von 202,2 Millionen Dollar auf 241,1 Millionen Dollar.
Amazon bläst Übernahme ab
In der Zwischenzeit hatte Amazon den ursprünglich vereinbarten Kaufpreis von 61 Dollar je Aktie auf 51,75 Dollar reduziert, doch nun ist der Deal endgültig geplatzt. Wegen des Widerstands der europäischen Wettbewerbshüter bläst der Online-Händler Amazon die Übernahme komplett ab. Der Tech-Riese sieht laut eigenen Angaben keine Möglichkeit, die Zustimmung der EU zu dem 1,4 Milliarden Dollar schweren Deal zu erhalten. Amazon steht wegen angeblicher Ausnutzung seiner Marktmacht seit längerem in der Kritik. Der Kauf von iRobot hätte die bereits starke Stellung des weltgrößten Online-Händlers im Markt für intelligente Haushaltsgeräte weiter gestärkt. Zu Amazon gehört bereits das Assistenzsystem “Alexa” sowie der Heimüberwachungsspezialist “Ring”.
iRobot lässt den Rotstift kreiseln
Die Reaktion des iRobot-Management folgte prompt: Das Unternehmen kündigte umfassende Restrukturierungen an. So sollen 350 Mitarbeiter beziehungsweise 31% der gesamten Belegschaft entlassen werden.
Der Umstrukturierungsplan zielt darauf ab, die Gewinnspannen durch Änderungen in Bereichen wie Design und Auftragsfertigung um 80 bis 100 Millionen Dollar zu verbessern. Die Forschungs- und Entwicklungskosten sollen zudem um 20 Millionen Dollar reduziert werden. Das dürfte dann wohl auch Innovationen im Bereich Luftreinigung, robotergestütztes Rasenmähen und Schulungen treffen.
Durch die Zentralisierung der Marketingaktivitäten und die Reduzierung der Ausgaben für Vertretungen sollen weitere 30 Millionen Dollar jährlich eingespart werden. Des Weiteren sollen bestimmte Immobilien verkauft werden.
Amazon muss 94 Millionen Dollar Strafe zahlen
Als Kompensation zahlt Amazon 94 Millionen Dollar für den Deal-Abbruch. Nach dem Kurssturz liegt der iRobot-Börsenwert nur noch bei knapp 400 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Ende Januar 2021 billigten die Anleger dem Roboterspezialist noch einen Marktwert von über 4,4 Milliarden Dollar zu.