Chesapeake Energy will Southwestern Energy übernehmen
Bereits im Oktober letzten Jahres berichtete der Wirtschaftsdienst Reuters darüber, dass erste Gespräche über eine mögliche Übernahme zwischen den US Öl- und Gasförderern Chesapeake Energy Corporation und Southwestern Energy Company geführt werden.
Am vergangenen Freitag (05.01.2024) teilte das Wall Street Journal unter Berufung auf Insiderinformationen mit, dass die Gespräche nunmehr kurz vor dem Abschluss ständen und eine Übernahme von Southwestern Energy durch den Mitbewerber Chesapeake Energy noch in dieser Woche bekannt gegeben werden könnte.
Obwohl sich beide Firmen noch nicht über eine mögliche Übernahme geäußert haben, reagierten die Börsen sofort. Der Kurs der Chesapeake Energy-Aktie legte am Freitag an der US-Technologiebörse Nasdaq 2,9% zu. Der Kurs der Southwestern Energy-Aktie sprang an der New Yorker Börse (NYSE) sogar um 7,3% in die Höhe.
Bevor ich auf weitere Hintergrundinformationen des möglichen Deals zwischen den US-Energieunternehmen eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Unternehmen kurz vorstellen.
Die beiden Unternehmen im Kurzporträt
Die Chesapeake Energy Corporation mit Sitz in Oklahoma City/Oklahoma (etwa 320 km nördlich von Dallas/Texas) ist einer der größten Erdgasförderer der Vereinigten Staaten und gilt als Vorreiter bei der Förderung von Schiefergas mittels Fracking.
Aufgrund der in den 2010er Jahren sinkenden Energiepreise musste das Unternehmen Anfang 2020 Insolvenz anmelden, hat sich durch die seitdem wieder deutlich angestiegenen Öl- und Gaspreise aber wieder erholen können.
Die 1989 gegründete Chesapeake Energy Corporation hält Beteiligungen an Erdgasvorkommen im Marcellus Shale in Pennsylvania und im Haynesville/Bossier Shale im nordwestlichen Louisiana.
Die etwa 1.200 Mitarbeiter des Energieunternehmens haben im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 11,4 Mrd. US-Dollar (USD – etwa 10,4 Mrd. Euro) und einen operativen Gewinn (EBIT) von 3,8 Mrd. USD (etwa 3,5 Mrd. Euro) erwirtschaftet.
Die Southwestern Energy Company wurde 1929 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Spring/Texas (etwa 300 km südlich von Dallas). Das Unternehmen ist in der Exploration, Erschließung und Produktion von Erdgas, Erdöl und Flüssiggas (LNG) in Pennsylvania, West Virginia, Ohio und Louisiana tätig.
Die etwa 1.100 Mitarbeiter von Southwestern Energy erzielten im Jahr 2022 einen Umsatz von 15 Mrd. USD (etwa 13,7 Mrd. Euro). Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 6,7 Mrd. USD (etwa 6,1 Mrd. Euro)
Chesapeake Energy will Portfolio ausbauen
Im Öl- und Gasfördergeschäft ist seit einigen Jahren wieder viel Geld zu verdienen. Grund hierfür sind die weltweit gestiegenen Energiepreise und auch die Etablierung des Frackings, das vor allem in den USA angewandt wird. Entsprechend stark sind auch die Übernahme-Aktivitäten in diesem Bereich.
Nach einigen Zukäufen in den letzten Jahren würde die Übernahme von Southwestern Energy der mit Abstand größte Deal für Chesapeake Energy sein. Southwestern hat einen aktuellen Markt-/Börsenwert von 7,6 Mrd. USD und ist damit nur etwas geringer bewertet als Chesapeake Energy, dessen Marktwert bei 10,4 Mrd. USD liegt.
Aus der möglichen Übernahme würde ein Unternehmen hervorgehen, dass stolze 18 Mrd. Euro Börsenwert auf die Waage bringen kann. Das fusionierte Unternehmen wäre – gemessen am Börsenwert – der größte US-Gasförderer vor der EQT Corporation.
Hauptgrund für die Übernahme des Mitbewerbers dürfte die damit verbundene Ausweitung der Förderkapazitäten sein. Hilfreich ist dabei auch, dass beide Unternehmen in gleichen Förderregionen der USA aktiv sind.
Wie es weitergeht
Bisher haben sich beide Unternehmen noch nicht über die Spekulationen um eine mögliche Übernahme geäußert. Aber Reuters und auch das Wall Street Journal verfügen über gute Quellen, sodass die Bekanntgabe der Übernahme in den kommenden Tagen als relativ wahrscheinlich gilt.