Bristol Myers Squibb will auch noch RayzeBio schlucken
Einen rasanten Übernahme-Endspurt hat der US-Pharma-Riese Bristol Myers Squibb (BMS) kurz vor dem Jahresende hingelegt. Nachdem das Unternehmen aus der berühmten Universitätsstadt Princeton/New Jersey am 22.12.2023 die Übernahme von Karuna Therapeutics für 14 Mrd. Dollar angekündigt hatte, kündete es am 2. Weihnachtstag noch einen weiteren Mega-Deal an.
So gab BMS bekannt, dass es auch mit dem auf Radiopharmazeutika spezialisierten Unternehmen RayzeBio, Inc. eine Übernahmevereinbarung unterzeichnet hat. In diesem Vertrag wird RayzeBio inklusive Schulden mit stolzen 4,1 Mrd. US-Dollar (USD) bewertet.
Doch bevor ich Ihnen weitere Details aus der Übernahmevereinbarung erläutere, möchte ich die beiden Unternehmen kurz vorstellen.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Das im kalifornischen San Diego beheimatete Startup-Unternehmen RayzeBio entwickelt radiopharmazeutische Therapeutika (RPT) zur Behandlung verschiedener Krebsarten. Das meist versprechende RPT des Unternehmens ist RYZ101, das sich bereits in der klinischen Phase 3 befindet.
RYZ101 ist ein Therapeutikum zur Behandlung von hormonproduzierenden Tumoren des Verdauungssystems. Weitere erfolgversprechende Präparate befinden sich in der Entwicklungspipeline von RayzeBio.
Das 2020 gegründete Unternehmen beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter. RayzeBio hat noch keine zugelassenen Therapeutika am Markt, erstellt aber bereits eine etwa 6.000 Quadratmeter große Produktionsanlage in Indiana, die in Kürze fertiggestellt werden wird.
Wie bei F&E-Startups üblich, hat RayzeBio im Geschäftsjahr 2022 keinen Umsatz erzielt. Der operative Verlust (EBIT) lag bei 72,1 Mio. USD.
Bristol Myers Squibb, dessen Vorläuferunternehmen bereits 1858 in Brooklyn/New York gegründet wurde, ist laut eigenen Aussagen ein weltweit tätiges und führendes biopharmazeutisches Unternehmen.
Das Unternehmen aus Princeton hat es sich zur Aufgabe gemacht, innovative Arzneimittel zu entdecken, zu entwickeln und bereitzustellen, die Patienten helfen, schwere Krankheiten zu besiegen.
Mit gut 34.000 Mitarbeitern hat BMS im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von knapp 46,2 Mrd. USD erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag in 2022 bei etwa 8,9 Mrd. USD.
Weitere Details der Übernahme
BMS bietet den Aktionären von RayzeBio für jede ihrer Aktien 62,50 USD in bar an. Damit bewertet BMS RayzeBio mit etwa 4,1 Mrd. USD, einschließlich Schulden. Das Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von etwas mehr als 104% im Vergleich zum Schlusskurs der RayzeBio-Aktie vom 22.12.2023, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Angebots.
BMS beabsichtigt den Deal vor allem durch die Ausgabe neuer Schuldtitel zu finanzieren. Der Pharma-Riese aus Princeton will alle RayzeBio-Aktien, die nicht im Rahmen des Übernahmeangebots angedient werden, in einem Squeeze-out für 62,50 USD erwerben.
So reagierte die Börse
Am 2. Weihnachtstag (26.12.2023), dem Tag der Bekanntgabe der Übernahme, verdoppelte sich der Kurs der RayzeBio-Aktie an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq und lag bei Börsenschluss bei 61,40 USD.
Somit lag der Kurs nur noch minimal unter den von BMS gebotenen 62,50 USD. Die Investoren gehen offensichtlich von einer unproblematischen Abwicklung des Mega-Deals aus.
Der Kurs der BMS-Aktien hingegen verlor am 26.12.2023 an Boden. Der Schlusskurs lag an der New Yorker Börse NYSE bei 51,45 USD und damit um -1,6% unter dem Kurs vom 22.12.2023. Die Anleger sind anscheinend der Auffassung, dass zwei Mega-Deals in so kurzer Zeit (und ggf. auch der hohe Übernahmepreis) nicht zielführend sein können.
Hierzu müssen Sie wissen: Die beiden rund um Weihnachten bekannt gegebenen Übernahmen sind nicht die einzigen Milliarden-Deals von BMS in diesem Jahr. Bereits im Oktober 2023 hat BMS bis zu 5,8 Mrd. USD für die Übernahme des US-amerikanischen Krebsmedikamente-Herstellers Mirati Therapeutics geboten.
Wie es weitergehen soll
BMS geht davon aus, dass die Transaktion voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen werden kann. Zuvor müssen noch die üblichen Abschlussbedingungen – wie das Andienen der Aktien durch die RayzeBio-Aktionäre, dem anschließenden Squeeze-out und der Genehmigung des Deals durch die Aufsichtsbehörden – erfüllt werden.