Boeing greift Großauftrag aus Qatar ab

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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Qatar Airways und der europäische Flugzeughersteller Airbus liefern sich derzeit öffentlich einen erbitterten Streit über Passagierflugzeuge des Typs A350. Ein Großauftrag der Airline wurde durch den Hersteller kürzlich storniert, man trifft sich vor Gericht.

Qatar Airways vergibt Großaufträge an Boeing

Profitieren kann von dem Konflikt nun US-Rivale Boeing: Der Emir von Qatar hat vor wenigen Tagen bei seinem Besuch in den Vereinigten Staaten Verträge über milliardenschwere Aufträge unterzeichnet. Konkret hat der Wüstenstaat 34 Frachtflugzeuge des neuen Modells 777-8 bestellt und sich eine Option auf 16 weitere Maschinen dieses Typs gesichert. Der Listenpreis beläuft sich auf insgesamt mehr als 20 Milliarden Dollar, hohe Rabatte sind in der Branche aber üblich. Qatar ist damit der erste Kunde, der eine Bestellung für den 777-Frachter aufgegeben hat.

Darüber hinaus gab Qatar Airways eine Absichtserklärung über den Kauf von 25 Maschinen des Typs 737 Max ab mit einem Gesamtwert von laut Listenpreis 6,7 Milliarden Dollar. Damit setzt das Emirat Qatar großes Vertrauen in den Jet, der nach zwei technisch bedingten Abstürzen fast zwei Jahre lang mit einem weltweiten Flugverbot belegt war und nun seit etwa einem Jahr wieder abheben darf.

Passagierzahlen steigen gegenüber 2020 deutlich

Auch insgesamt erholt sich der Luftfahrtsektor von der Pandemie, allerdings in noch recht überschaubarem Ausmaß. So zählten die 23 größten Passagierflughäfen Deutschlands im vergangenen Jahr knapp 74 Millionen Reisende. Das waren 27,3 Prozent mehr als im Jahr 2020, als die Pandemie mit voller Wucht den Flugverkehr weitgehend zum Erliegen brachte. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019, als ein Rekordwert von mehr als 226 Millionen Passagieren erreicht wurde, lagen die Fluggastzahlen 2021 jedoch noch immer gut 67 Prozent dahinter.

Besonders stark nachgefragt waren dabei innereuropäische Routen: Sie verzeichneten ein Plus von 38,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Auslastung lag mit 58 Millionen Fluggästen allerdings knapp 64 Prozent niedriger als 2019. Einen leichten Anstieg verzeichneten auch die Interkontinentalflüge, wobei vor allem Amerika als beliebtes Ziel auserkoren wurde: Hier stiegen die Passagierzahlen um mehr als 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, allerdings hatten die USA ihren Luftraum bis Anfang November aufgrund der Pandemie rund 20 Monate lang für ausländische Reisende weitgehend geschlossen. Umso höher fiel die Nachfrage in den beiden Schlussmonaten 2021 aus, nachdem Washington die Einreiseregeln wieder gelockert hatte.

Innerdeutsche Flüge weit weniger nachgefragt

Eine aus Sicht von Klimaschützern erfreuliche Nachricht, die wohl auch im Sinne der neuen Bundesregierung sein dürfte, ist die Entwicklung des innerdeutschen Flugverkehrs: Hier zählten die Flughäfen selbst gegenüber 2020 einen Rückgang um fast ein Fünftel. Nicht einmal mehr 5 Millionen Passagiere nutzten Flugverbindungen innerhalb der Bundesrepublik.

Erklärtes Ziel der Regierung ist es, gerade auf kurzen Strecken alternative Verkehrsmittel und hier insbesondere die Bahn attraktiver zu machen, beispielsweise durch den Bau neuer Schnellstrecken. Mittelfristig zeichnet sich mit Blick auf die vereinbarten Klimaziele auch in ganz Europa ein Umdenken ab, zumindest ultrakurze Verbindungen könnten demnach in den kommenden Jahren aus den Flugplänen gestrichen werden.

Luftfrachtverkehr mit neuen Rekordmarken

Wesentlich stärker als der Passagierverkehr entwickelte sich im vergangenen Jahr erneut das Geschäft mit der Flugfracht: Hier wurden neue Bestwerte erzielt, die sogar die Zahlen aus dem Vorkrisenjahr 2019 in den Schatten stellen konnten.

Zum ersten Mal wurden demnach mehr als 5 Millionen Tonnen Flugfracht registriert – das entspricht gegenüber 2019 einem Zuwachs von 12,7 Prozent. Unter anderem meldete die Lufthansa für ihre Frachtsparte Lufthansa Cargo neue Rekordwerte.

Lufthansa Aktie: Analystenlob mit großem „aber“

Die Lufthansa Aktie stand bei Anlegern zuletzt wieder etwas höher im Kurs: In den vergangenen sechs Monaten legte das Papier um rund 3,5 Prozentpunkte zu und kostete zuletzt rund 6,80 Euro. Analysten der Schweizer Credit Suisse haben in dieser Woche ihr Kursziel für die Lufthansa Aktie zwar angehoben von 3,91 auf 4,53 Euro, liegen damit aber immer noch deutlich unter dem aktuellen Kurs und raten dementsprechend zum Verkauf der Aktie.

Ähnlich hatte sich zuvor auch die britische Barclays Bank positioniert: Auch sie bleibt bei der Verkaufsempfehlung, hob aber das Kursziel von 5,20 auf 5,70 Euro an. Eine neutrale Bewertung mit leicht erhöhtem Kursziel von 7,05 auf 7,25 Euro erhielt die Kranich Airline Anfang des Jahres von der Schweizer Großbank UBS.

Optimistischer gibt sich die Deutsche Bank: Sie bekräftigte im Januar ihre Kaufempfehlung und hob das Kursziel an von 8,20 auf 8,30 Euro, sieht also selbst vom jetzigen Kursniveau aus noch Steigerungspotenzial.

Analysten bescheinigen Airbus Aktie Kurspotenzial

Anders als die Lufthansa darf sich Airbus seit einigen Monaten als Dax-Konzern bezeichnen. Nach einigen Turbulenzen behauptet sich die Airbus Aktie auf Jahressicht 18 Prozent im Plus, hat aber in den vergangenen sechs Monaten gut 4 Prozent an Wert verloren. Analysten zahlreicher internationaler Großbanken empfehlen die Airbus Aktie zum Kauf. Mit Blick auf die sich von der Pandemie langsam erholende Luftfahrtbranche haben zudem nicht wenige Experten zuletzt auch ihre Kursziele nach oben korrigiert.

So geht Goldman Sachs nach 159 nun von 176 Euro als fairer Bewertung aus, die Deutsche Bank sieht das Kursziel für Airbus nach 137 nun bei 142 Euro. Auch Morgan Stanley und Barclays hoben ihre Kursziele für die Airbus Aktie in den vergangenen Wochen an auf 135 beziehungsweise 140 Euro und bescheinigen dem Dax-Neuling damit noch reichlich Luft nach oben. Zuletzt war das Papier für knapp 110 Euro zu haben.

Boeing: Anleger zurückhaltend – Analysten optimistisch

Demgegenüber hat die Boeing Aktie bei Anlegern seit dem Debakel um die 737 Max und alle darauffolgenden Skandale einen schweren Stand: In den vergangenen drei Jahren hat sich der Wert der Aktie halbiert und vom Absturz Anfang 2020 kaum erholt. Zumindest Analysten haben den US-Hersteller jedoch noch nicht abgeschrieben, ganz im Gegenteil.

Gleich mehrere Experten haben zuletzt Kaufempfehlungen für die Boeing Aktie ausgesprochen und schätzen, dass das Unternehmen von der Erholung der Gesamtbranche profitieren wird. Goldman Sachs hat das Kursziel für die Boeing Aktie sogar von 300 auf 307 Dollar angehoben, andere Analysten bekräftigten ihre Kaufempfehlungen mit Kurszielen zwischen 265 Dollar (RBC) und 290 Dollar (UBS).

Die Boeing Aktie kostete zuletzt etwas mehr als 200 Dollar.