Boeing Aktie: Flugzeugbauer in Turbulenzen
Das Desaster des Vorjahres setzt sich auch 2020 fort: Boeing kämpft weiterhin mit massiven Problemen.
So meldet das Unternehmen, dass im Januar keine einzige neue Bestellung für Verkehrsflugzeuge eingegangen sei. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Flugzeugbauer eine herbe Flaute durchlitten, erstmals seit mehr als 30 Jahren wurden mehr Aufträge storniert als neu aufgegeben.
Boeings Albtraum
Hintergrund der Krise ist das weltweite Flugverbot für die 737 Max, das im Frühjahr 2019 verhängt wurde in Folge zweier Abstürze mit insgesamt mehr als 300 Todesopfern. Als Auslöser der Abstürze wurde ein Fehler in der Steuerungssoftware identifiziert, doch seit die US-Luftfahrtbehörde FAA die Maschinen genauer unter die Lupe nimmt, kommen nach und nach weitere Probleme ans Licht, sodass sich die Wiederaufnahme des Flugbetriebs immer weiter verzögert.
Boeings Hoffnung, Anfang 2020 mit dem Jet wieder abheben zu dürfen, hat sich jedenfalls zerschlagen. Frühestens zur Jahresmitte hin rechnet man nun mit einer erneuten Zulassung. Nach mehr als einem Jahr am Boden haben sich bei den Airlines massive Kosten angehäuft. Sie mussten ihre Flugpläne kurzfristig umstellen, um die Ausfälle zu kompensieren. Zudem verursacht ein Flugzeug am Boden nur Kosten, bringt aber keine Gewinne ein. Es könnten also noch empfindliche Forderungen betroffener Airlines auf Boeing zukommen.
Der – zumindest langfristig betrachtet – weitaus größere Schaden für den US-Konzern ist aber wohl der Vertrauensverlust in die Maschinen. Nachdem im Zuge des Verfahrens bekannt wurde, dass die FAA in der Vergangenheit wohl nicht ganz so penibel hinschaute, steht die Frage im Raum, ob womöglich weitere sicherheitsrelevante Aspekte übersehen oder ignoriert wurden. Der Blick der Prüfer hinsichtlich der 737 Max ist nun zwar geschärft, doch viele Passagiere dürften mit einem eher mulmigen Gefühl einsteigen, wenn die Maschine wieder abheben darf.
Airbus: Hohe Bestelleingänge, hohe Strafzahlungen
Profiteur des Schlamassels ist Boeing-Rivale Airbus. Der europäische Luftfahrtkonzern verbuchte allein im Januar 274 neue Bestellungen für Verkehrsflugzeuge und hat Boeing dank dessen Dauerkrise erstmals seit Jahren wieder überholt am weltweiten Markt.
Dennoch ist die Feierlaune im französischen Toulouse, wo Airbus seinen Hauptsitz hat, getrübt: Das Unternehmen vermeldet für das Geschäftsjahr 2019 einen Verlust von fast 1,4 Milliarden Euro. Das schlechte Ergebnis ist jedoch nicht auf das Tagesgeschäft zurückzuführen, sondern auf milliardenschwere Strafzahlungen im Zuge eines Korruptionsskandals, den Airbus per Selbstanzeige selbst mit aufgedeckt hatte. Insgesamt musste das Unternehmen 3,6 Milliarden Euro an französische, britische und US-amerikanische Behörden Zahlen, um im Rahmen von Vergleichen ein rechtswirksames Gerichtsurteil zu vermeiden.
Anleger reagierten nur kurzfristig mit Verkäufen, die Airbus Aktie konnte sich schnell wieder fangen. Auf Jahressicht hat das Papier knapp ein Drittel an Wert gewonnen. Die Boeing Aktie hingegen hat eine Durststrecke hinter sich. Zwar ging es zuletzt wieder aufwärts, im Vergleich zum Vorjahreswert war der Kurs jedoch zwischenzeitlich um mehr als 20 Prozentpunkte abgesackt.