Boeing Aktie: Anleger können kurzfristig aufatmen

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Die Berichtsaison in Frankfurt nimmt langsam Fahrt auf, in dieser Woche haben eine ganze Reihe von Dax-Unternehmen Einblick in ihre Geschäftsbücher gewährt. In den USA ist die Saison bereits in vollem Gange. Unter anderem präsentierte jüngst Boeing frische Zahlen.

Der US-Flugzeughersteller ist im Auftaktquartal immer wieder mit Negativschlagzeilen in den Medien aufgefallen. Es ging gleich zu Beginn des Jahres los, als Anfang Januar ein Linienflug der Alaska Airlines ein türgroßes Kabinenteil im Steigflug verlor. Anschließende Prüfungen offenbarten entsprechende Sicherheitslücken auch an anderen Maschinen verschiedener Fluggesellschaften. Das ohnehin angekratzte Image von Boeing bekam weitere Risse.

Boeing: Verluste in Q1 – Anleger können trotzdem aufatmen

Insgesamt beschäftigen auch weitere Probleme rund um den Unglücksflieger 737 Max das Unternehmen, ebenso wie seine Kunden und Anleger. Das schlägt sich nicht nur im sinkenden Aktienkurs nieder, sondern zeichnet sich auch schwarz auf weiß in der Geschäftsbilanz ab. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verbuchte Boeing ein Minus von 355 Millionen US-Dollar. Zudem verbrannte das Unternehmen knapp 4 Milliarden US-Dollar an Barmitteln. Die Verkehrsflugzeugsparte verzeichnete im Auftaktquartal einen Umsatzrückgang um 31 Prozent. Konzernweit ging der Erlös um rund 8 Prozent zurück auf etwa 16,6 Milliarden US-Dollar.

Immerhin: Analysten hatten mit noch schlechteren Zahlen gerechnet, sodass Anleger zumindest kurzfristig aufatmen konnten und die Boeing Aktie zunächst zulegen konnte. Im Nachgang zur Präsentation der Quartalsergebnisse verzeichnete der Kurs ein Plus von gut 3 Prozent. Gemessen an der längerfristigen Entwicklung ist das jedoch nicht mehr als ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein: Seit Beginn des Jahres hat die Aktie mehr als ein Drittel an Wert verloren.

Qualitätsmängel in Max-Reihe belasten Boeing weiterhin

Die Qualitätsmängel, die im Zuge der Untersuchungen abermals bei der 737 Max-Reihe bekannt geworden sind, bremsen auch die Konzernpläne aus: Eigentlich wollte Boeing die monatliche Produktion auf 50 Flugzeuge dieses Typs erhöhen, doch daraus wird nun erst einmal nichts. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat die bisherige Kapazität von 38 Maschinen als monatliche Obergrenze definiert, die bis auf weiteres nicht überschritten werden darf. Zuletzt lag Boeing mit seinen Produktionszahlen sogar noch darunter.

Die Auslieferungszahlen gingen zuletzt ebenfalls weiter zurück. Mit gerade einmal 83 Flugzeugen übergab Boeing 36 Prozent weniger Maschinen an seine Kunden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Chefwechsel zum Jahresende angekündigt: Calhoun verlässt Boeing

Die Pannenserie, die Boeing seit mittlerweile gut 5 Jahren begleitet, wird nun zu einem erneuten Wechsel an der Konzernspitze führen. Ende März wurde bekannt, dass CEO Dave Calhoun seinen Posten zum Jahresende abgibt. Mit ihm verlassen auch Larry Kellner, Chef des Verwaltungsrats, sowie Stan Deal, verantwortlich für die Verkehrsflugzeugsparte, das Unternehmen. Damit zieht die oberste Führungsriege persönliche Konsequenzen aus den erneuten Vorwürfen rund um mangelnde Sicherheits- und Qualitätsstandards bei Boeing.

Calhoun hatte im Jahr 2019 die Nachfolge von Dennis Muilenburg an der Vorstandsspitze angetreten, nachdem diese in Folge der beiden Abstürze fabrikneuer 737 Max-Flugzeuge zurücktreten musste. Jedoch ist es auch unter der neuen Führung offenbar nicht gelungen, innerhalb von fünf Jahren die erheblichen Qualitätsmängel in den Griff zu bekommen, die Boeing weiterhin belasten, den Ruf ramponieren und den Aktienkurs pulverisieren.

Airbus profitiert – verbucht aber ebenfalls schwaches Q1

Profiteur des Debakels bei den Amerikanern ist Boeings europäischer Konkurrent Airbus: Dessen Mittelstreckenjets aus der A320-Familie erfreuen sich bei Airlines großer Beliebtheit, die Kapazitäten sind bis zum Ende des Jahrzehnts bereits heute ausgebucht. Wer jetzt bestellt, muss entsprechend lange warten. Dennoch entscheiden sich viele Fluggesellschaften, ihre Order bei Airbus zu platzieren und Boeing zu meiden – ein Desaster für die einstige Königin der Lüfte.

Dennoch hat auch Airbus mit ein paar Turbulenzen zu kämpfen. Der Jahresauftakt verlief auch für den deutsch-französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern etwas holpriger als gedacht. Zwar verbuchte der Konzern, dessen Aktie im Dax gelistet ist, ein Plus bei Flugzeugauslieferungen und auch bei der Umsatzentwicklung, doch das bereinigte operative Ergebnis ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Konkret stieg der Umsatz um 9 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, wohingegen das bereinigte operative Ergebnis um rund ein Viertel zurückfiel auf 577 Millionen Euro.

Analysten bleiben zuversichtlich für Airbus

Analysten hatten beim Ergebnis mehr erwartet, verweisen jedoch darauf, dass Airbus einen ebenso positiven wie realistischen Ausblick vorgestellt habe und aktuelle Kursrücksetzer für Anleger eine günstige Gelegenheit zum Einstieg bieten könnten. Seit Beginn des Jahres liegt die Airbus Aktie trotz kurzfristiger Verluste noch rund 10 Prozent im Plus.

Von seinem Allzeithoch, das im März bei knapp 173 Euro markiert wurde, hat sich der Kurs inzwischen ein Stück weit entfernt. Dennoch stimmt die langfristige Entwicklung: Binnen 12 Monaten hat sich der Wert der Airbus Aktie um rund ein Viertel erhöht. Demgegenüber stürzten Anteilsscheine von Boeing am Parkett im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozentpunkte ab.