Apple kämpft weiter mit China-Problem – bringt Weihnachtsquartal die Wende?

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Neben zahlreichen anderen Tech-Konzernen hat in der vergangenen Woche auch Apple sein jüngstes Zahlenwerk der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin erkannten Beobachter Licht und Schatten.

Denn obwohl die Ergebnisse unterm Strich ordentlich ausfielen, schwächelt mit dem iPhone ausgerechnet das wichtigste Produkt des Konzerns. Mit seinen Smartphones generierte Apple im Zeitraum von Anfang April bis Ende Juni etwas weniger Umsatz als im Vergleichsquartal des Vorjahres.

iPhone- und China-Geschäft schwächeln bedenklich

Konkret ging der Umsatz mit den iPhones im Jahresvergleich um 1 Prozent zurück auf rund 39,3 Milliarden Dollar. Damit allerdings lag Apple noch leicht über den Erwartungen der Analysten. Die Schwäche hatte sich bereits in den ersten Monaten des Kalenderjahres abgezeichnet: Insbesondere der chinesische Markt bereitet Probleme.

Im Reich der Mitte haben lokale Anbieter die Nase vorn, vor allem Geräte der Hersteller Vivo und Huawei erfreuen sich unter chinesischen Kunden großer Beliebtheit. Apple ist nach Schätzungen von Branchenexperten nicht einmal mehr in den Top 5 der Smartphone-Anbieter im Reich der Mitte vertreten. In der Großregion China brachen die iPhone-Umsätze mit mehr als 6 Prozent besonders stark ein, hier verzeichnete Apple im zurückliegenden Quartal nur noch Erlöse von gut 14,7 Milliarden Dollar. Schon in den vorangegangenen Quartalen hatte Apple in China mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Im traditionell starken Weihnachtsquartal etwa brachen die Erlöse in Fernost um rund 13 Prozentpunkte ein.

Starke Nachfrage nach neuen iPad-Modellen stimmt Anleger versöhnlich

Dass Anleger auf die frischen Zahlen in der vergangenen Woche dennoch versöhnlich reagierten, dürfte nicht zuletzt an der starken Performance anderer Endgeräte liegen. So verkaufte sich vor allem das neue iPad-Modell extrem stark und ließ den Umsatz in dem Segment im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 25 Prozent in die Höhe schnellen auf etwas mehr als 7,1 Milliarden Dollar. Damit wurden die Erwartungen der Analysten um rund eine halbe Milliarde Dollar übertrumpft. Auch bei den Mac-Computern gab es ein kleines Umsatzplus von 2,4 Prozent auf ebenfalls gut 7 Milliarden Dollar.

Überzeugend wirkte zudem der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. Traditionell werden im Herbst neue Modelle vorgestellt, die dann gerne unter dem Weihnachtsbaum landen. In diesem Jahr könnte Apple wieder einen stärkeren Kaufanreiz setzen als in den vergangenen Jahren, denn laut Ankündigung sollen einige neue Funktionen eingeführt werden, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Um diese Innovationen nutzen zu können, wird ein einigermaßen aktuelles iPhone benötigt – offenbar mindestens ein iPhone 15 Pro, das 2023 auf den Markt gebracht wurde. Dies könnte nach Einschätzung von Apple-Vorstandschef Tim Cook Kunden motivieren, ihr altes Gerät gegen ein neues einzutauschen und die zuletzt aufgetretene Schwäche im iPhone-Geschäft beenden.

Analysten bewerten Quartalsbilanz positiv

Insgesamt verbuchte Apple im zurückliegenden Vierteljahr einen Gewinn je Aktie von 1,40 Dollar (nach 1,27 Dollar im Vorjahreszeitraum) und lag damit 6 Cent oberhalb der durchschnittlichen Schätzungen der Analysten. Der Umsatz stieg von 81,8 auf knapp 85,8 Milliarden Dollar und stellte damit die Analystenerwartungen in den Schatten, die im Schnitt von lediglich knapp 84,5 Milliarden Dollar ausgegangen waren. Unterm Strich kletterte der Gewinn um 8 Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar.

Analysten der Schweizer UBS bestätigten im Nachgang zu den Quartalszahlen ihre neutrale Einstufung der Apple Aktie mit einem Kursziel von 190 Dollar und verwiesen dabei unter anderem auf die anhaltenden Schwierigkeiten im China-Geschäft. Optimistischer zeigten sich die Experten der US-Großbank JP Morgan, die ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 265 Dollar bekräftigten. Die Investmentbank Goldman Sachs ging noch einen Schritt weiter und hob das Kursziel von 265 auf 275 Dollar an, was nicht zuletzt mit den übertroffenen Markterwartungen begründet wurde. Die Kaufempfehlung behalten die Goldmänner wenig überraschend weiterhin bei.

Anleger zeigten sich indifferent: Die Apple Aktie beendete die Handelswoche mit einem geringfügigen Plus von knapp 1 Prozent. Seit Beginn des Jahres notiert der Kurs damit rund 20 Prozent fester. Zuletzt war die Apple Aktie für etwa 220 Dollar zu haben.

Sensation bei Berkshire Hathaway: Warren Buffett halbiert Apple-Position

Unterdessen wurde am Wochenende bekannt, dass Berkshire Hathaway – die Beteiligungsgesellschaft von Investment-Legende Warren Buffett – in großem Stil Apple Aktien verkauft hat. Die Beteiligung, die trotzdem noch immer die größte Position im Portfolio bildet, wurde um fast die Hälfte reduziert. Insgesamt trennte sich Berkshire Hathaway demnach zu Ende Juni von 390 Millionen Apple Aktien, nachdem der Bestand bereits im vorangegangenen Quartal um 115 Millionen Anteilsscheine reduziert worden war.

Die neue Handelswoche wird zeigen, ob sich daraus eine Sogwirkung entfaltet und andere Anleger dem Beispiel Buffetts folgen – oder ob sie gerade jetzt zugreifen. Immerhin hat Apple in der vergangenen Woche dem Abwärtstrend der übrigen Tech-Branche widerstehen können, der Kurs zeigte sich vergleichsweise stabil, während zahlreiche Konkurrenten im Zuge ihrer Quartalsberichte empfindliche Rücksetzer einstecken mussten.