Black Friday Bilanz: Kaufrausch ohne Kaufhaus
Der Black Friday ist in Deutschland angekommen: Lauerten Schnäppchenjäger hierzulande früher noch auf Sommer- und Winterschlussverkauf, haben sich nun Black Friday und Cyber Monday sowie die Tage drumherum zur größten Rabattschlacht des Jahres gemausert.
Black Friday und Cyber Monday: Bekannt und beliebt
Die Bekanntheit der beiden Aktionstage ist inzwischen auch in Deutschland den meisten Verbrauchern ein Begriff: 95 Prozent der Online-Shopper gaben in einer Umfrage des Einzelhandelsverbands HDE an, den Black Friday zu kennen. Mehr als 80 Prozent bestätigten dies auch für den Cyber Monday.
Nicht nur der Bekanntheitsgrad, sondern auch die aktive Nutzung der Preisnachlässe hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Nutzten im Jahr 2016 gerade einmal 16 beziehungsweise 13 Prozent den Black Friday und Cyber Monday, planten laut der Befragung in diesem Jahr 34 beziehungsweise 21 Prozent, bei den günstigen Preisen zuzuschlagen.
Deutschlands Einzelhandel zieht mit
Längst nicht mehr nur US-Firmen locken rund um das Wochenende nach Thanksgiving mit Sonderangeboten zum Auftakt des Weihnachtsgeschäfts. Auch etliche deutsche Anbieter haben sich inzwischen auf die Rabatttage eingestellt und diese zum Teil zur Rabattwoche ausgebaut.
Vor allem der Onlinehandel boomt – durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr noch stärker als sonst. Der HDE rechnet hier mit einem Zuwachs um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem Umsatzvolumen von 3,7 Milliarden Euro (nach 3,1 Milliarden 2019). Rund die Hälfte der Ausgaben entfallen auf Weihnachtseinkäufe, die nun vermehrt auf die Rabatttage zum Beginn der Adventszeit verlagert werden.
Umsatzstärkster Tag des Jahres
Insgesamt gilt der Black Friday inzwischen auch in Deutschland als umsatzstärkster Tag des Jahres. Das bestätigen auch erste Auswertungen des Zahlungsdienstleisters Klarna, der für die vergangene Woche eine Zunahme der abgeschlossenen Verkäufe um 63 Prozent gegenüber 2019 ausweist.
Besonders gefragt waren demnach Elektronikartikel: Hier haben sich die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Doch auch Produkte rund um Haus und Garten standen bei den Kunden hoch im Kurs, ebenso wie Kleidung und Schuhe.
Beliebt sind die Black Friday-Schnäppchen in allen Altersklassen. Besonders deutliche Zuwächse verzeichnete der Zahlungsanbieter in diesem Jahr bei älteren Verbrauchern zwischen 66 und 75 Jahren sowie in der Gruppe der 36- bis 45-Jährigen.
Amazon meldet Milliardenumsätze
Als einer der größten Profiteure der Rabattschlacht gilt seit vielen Jahren die Online-Handelsplattform Amazon – 2020 bildet dabei keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. So vermeldete das Unternehmen in einer ersten Zwischenbilanz eine Umsatzsteigerung um 60 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar innerhalb der vier Tage von Black Friday bis Cyber Monday und damit neue Rekordzahlen – und die beziehen sich lediglich auf die Umsätze, die andere Verkäufer über die Plattform abgewickelt haben. Amazons eigene Angebote sind hier noch gar nicht mit eingerechnet.
Amazon hat die Black Week perfektioniert und lockt Konsumenten mit zum Teil stündlich wechselnden Spezialangeboten immer wieder auf die Seite. Nicht selten landen dann neben dem eigentlichen Objekt der Begierde noch weitere Produkte im Warenkorb.
Schon längst kein Schnäppchen mehr ist indes die Amazon Aktie. An ihr ging die Rabattwoche relativ geräuschlos vorbei, die Kursbewegungen blieben vergleichsweise moderat. Auf Jahressicht hingegen verzeichnet das Papier eine Wertsteigerung von rund 65 Prozent auf zuletzt 3.200 Dollar. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber noch lange nicht erreicht: Analysten trauen Amazon einen weiteren Anstieg zu und empfehlen die Aktie unisono zum Kauf – bei Kurszielen von teilweise 4.000 Dollar (UBS) und mehr (JP Morgan: 4.100 Dollar, Goldman Sachs: 4.200 Dollar).