Amazon, Alphabet, Microsoft: Big Tech im Tal der Tränen!
Die Zeiten des ungebremsten Wachstums von Big Tech sind zu Ende. Bestimmt haben Sie auch in den letzten Wochen über die gigantische Entlassungswelle bei den großen Tech-Konzernen gestaunt.
Allein bei Amazon sollen rund 18.000 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen, bei Alphabet (Google) sind es 12.000, bei Microsoft 11.000, bei Meta ebenfalls 11.000, bei Salesforce 8.000, bei Dell 6.650, bei HP 6.000, bei IBM 3.900, bei Twitter 3.700 und bei PayPal 2.000.
Interessant sind die Zahlen vor allem mit Blick auf die Gesamtbelegschaft. Obwohl Amazon absolut gesehen die meisten Stellen streichen will, werden trotzdem nur rund 1 Prozent der Belegschaft wegfallen – bei Twitter sind es hingegen 50 Prozent, bei Meta 13 Prozent, bei HP 12 Prozent und bei Salesforce 10 Prozent (Daten via Reuters).
Neue Zahlen: Mega-Kündigungswelle in den USA
Wie weitreichend die Kahlschläge sind, zeigen nun auch neue Daten des Outplacement-Unternehmens Challenger, Gray & Christmas. Die Firma unterstützt gekündigte Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Arbeitgebern und veröffentlicht jeden Monat Zahlen zu geplanten Stellenstreichungen in den USA.
Kurzum: Laut Challenger, Gray & Christmas ist die Zahl der Entlassungen in den USA im Januar gegenüber dem Vormonat schier explodiert. Demnach haben US-Arbeitsgeber im ersten Monat des neuen Jahres insgesamt 102.943 Stellenstreichungen angekündigt. Das entspricht einem Plus von 136 Prozent im Vergleich zum Dezember 2022 (43.651) und +440 Prozent gegenüber Januar 2022 (19.064).
Das sind die gravierendsten Kündigungsankündigungen in einem Einzelmonat seit Dezember 2020. In einem Januar gab es solch massive Einschnitte gar seit 2009 nicht mehr. Am stärksten betroffen, Sie werden es schon ahnen, ist der Technologiesektor. Challenger, Gray & Christmas zufolge wurde im Januar 2023 in diesem Wirtschaftsbereich 41.829 Stellenstreichungen angekündigt – das ist ein Anteil von 41 Prozent.
Warum die Tech-Branche jetzt Federn lassen muss
Seit November 2022 sind in der US-Tech-Branche so viele Jobs auf der Kippe wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung durch Challenger, Gray & Christmas im Jahr 1993.
Es ist ein klassischer Bumerang-Effekt, der Big Tech derzeit mit voller Härte erwischt. Schauen Sie: Während der Corona-Pandemie boomten digitale Dienstleistungen auch wegen des Stay-at-Home-Trends. In der Folge stellten Konzerne wie Amazon oder Microsoft massenhaft neue Mitarbeiter ein.
Doch die Sonderkonjunktur hat sich gerade im letzten Jahr deutlich abgeschwächt – viel stärker als die Unternehmen prognostiziert hatten. Als zusätzliche Belastungsfaktoren erweisen sich vor allem die hohe Inflation, der schwächelnde Werbemarkt, die gestiegenen Leitzinsen und der Einbruch bei den PC-Verkäufen. Hinzu kommt, dass die Konzerne auch für 2023 bisweilen nicht gerade optimistisch gestimmt sind.
Amazon enttäuscht mit 2023er-Ausblick
So prognostiziert beispielsweise Amazon für das laufende Auftaktquartal 2023 einen Umsatz zwischen 121 und 126 Milliarden Dollar. Das wären zwar 4 bis 8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Die Wall Street erwartet jedoch knapp 126 Milliarden Dollar und damit das obere Ende der Prognosespanne. Und das zu erreichen, dürfte Amazon nicht einfachfallen.
Aber auch beim Profit musste der E-Commerce-Gigant zuletzt Abstriche machen – ausgerechnet wegen der Stellenstreichungen. Amazon räumte ein, dass die vielen Entlassungen mit insgesamt hohen Abfindungen einhergehen, die auf das Ergebnis drücken.
Tech-Aktien: mein Fazit für Sie
Die Massenentlassungen sind für Big Tech freilich eine bittere Pille, denn sie sind ein Signal für eine wirtschaftliche Abschwächung. Etwas, dass für die großen Tech-Konzerne zumindest mit Blick auf die jüngere Vergangenheit durchaus ein Novum ist.
Für Sie als Anleger kann das aber auch eine Chance sein. Schauen Sie: Die Tech-Aktien haben in den letzten 12 Monaten teils deutlich an Wert eingebüßt – bei Amazon ging es um 30 Prozent abwärts, bei Dell um 26 Prozent, bei Alphabet um 21 Prozent, bei Salesforce um 17 Prozent, bei HP um 16 Prozent, bei Microsoft um 9 Prozent und bei Apple um 6 Prozent (Stand: US-Schlusskurse vom 06.02.2023).
Das große Aber: Die Probleme, die die Tech-Branche derzeit unter Druck setzen, sind laut den meisten Experten und Ökonomen lediglich von temporärer Natur. Entsprechend bieten Papiere wie Amazon durchaus Comeback-Potenzial. Und nicht zuletzt sind die Massenentlassungen zumindest für die Aktien auf langfristige Sicht positiv zu bewerten. Denn die Unternehmen können dadurch ihre Kosten senken und sich operativ effizienter aufstellen.
Abschreiben sollten Sie die US-Techbranche auf jeden Fall nicht. Nach dem Tal der Tränen könnte dem Sektor ein neuer Aufschwung bevorstehen – gerade wegen der extrem aussichtsreichen Technologien rund um die Cloud und die Künstliche Intelligenz. Hier gibt es nach wie vor langfristiges Renditepotenzial für Sie.