Amazon-Aktie: Satelliteninternet „Kuiper“ – was Sie jetzt wissen müssen!
Es ist eine gleichsam banale wie zutreffende Erkenntnis: Ohne Internet wäre Amazon nichts. Wie viele andere Unternehmen hat der Tech-Konzern seine grandiose Erfolgsstory dem Ausbau des Breitbandnetzes zu verdanken. Doch da ist noch ordentlich Luft nach oben.
Internet gibt es längst nicht überall
Schauen Sie: 2020 hatte die US-Organisation „World Wide Web Foundation“ berichtet, dass fast die Hälfte aller Menschen keinen Zugang zum Internet hat. Das betrifft vor allem ärmere Länder. Laut „Web Foundation“ sind etwa in Afrika nur 28 Prozent der Bevölkerung online. Das liegt der Organisation zufolge insbesondere an der dort mangelhaften Netz-Infrastruktur.
Aber nicht nur in Afrika ist der Internetzugang oftmals nicht möglich. Selbst in westlichen Staaten wie den USA gibt es immer noch erhebliche Mängel. Nach Angaben der „Web Foundation“ haben selbst in New York City fast ein Drittel der Haushalte keinen Breitbandanschluss.
Amazon forciert Satelliteninternet
Für Konzerne wie Amazon heißt das: verschenktes Geschäftspotenzial. Kein Wunder also, dass sich das Unternehmen inzwischen dieser Herausforderung angenommen hat und dazu beitragen will, Breitbandinternet im großen Stile auch dort zur Verfügung zu stellen, wo die Anbindung bislang brach lag.
Kurzum: Es geht um das Satelliteninternet. Vielleicht haben Sie diese Meldung auch kürzlich in den Medien gelesen: Amazon hat bis zu 83 Raketenstarts gebucht, um innerhalb von fünf Jahren Tausende Satelliten in eine niedrige Erdumlaufbahn zu befördern.
Dort sollen die Satelliten eine gigantische Formation bilden. Im Prinzip funktioniert das Satelliteninternet ähnlich wie der Fernsehempfang über Satellit. Nutzer können per Satellitenschüssel das Signal empfangen und anschließend an ein Modem übertragen. Dieses Modem wandelt die Daten um und ermöglicht so den Internetzugang für den Computer bzw. mobile Geräte.
Der Vorteil: Das Internet erreicht durch die hohe Abdeckung der Satellitenkonstellation im Prinzip die ganze Welt – auch Regionen, in denen es keine physische Netzinfrastruktur gibt.
Projekt „Kuiper“: viele Unbekannte
Amazons Satellitenprojekt hört übrigens auf den Namen „Kuiper“ und ist laut dem Konzern der größte kommerzielle Auftrag für Raketenstarts in der Geschichte der Raumfahrt. Allein das europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace soll 18 Starts durchführen.
Weitere 38 Starts sollen den Angaben zufolge mit Trägerraketen der United Launch Alliance (ULA) abgewickelt werden. Die ULA ist ein Joint-Venture der beiden US-Konzerne Boeing und Lockheed Martin. Selbstredend soll auch die Raumfahrtfirma von Amazon-Gründer Jeff Bezos, Blue Origin, zum Zuge kommen und für „Kuiper“ etliche Raketen in die Erdumlaufbahn schießen.
Wie viel Geld Amazon dafür insgesamt auf den Tisch legen wird, wollte der Konzern indes nicht verraten. Nur so viel: Es handle sich um Milliardenkosten, sagte Amazon-Manager Dave Limp kürzlich zum US-Fernsehsehender CNN. Und auch der zeitliche Rahmen blieb möglichst wage. Laut dem CNN-Bericht will Amazon bis 2026 mindestens die Hälfte der „Kuiper“-Satelliten in den Orbit befördern lassen – das wären etwa 1.600 Exemplare.
Musk ist längst im Orbit
Eine wirkliche Innovation ist das Amazon-Projekt aber nicht. So hat der von Tesla-Chef Elon Musk gegründete Konkurrent SpaceX bereits über 2.000 Satelliten in der Erdumlaufbahn und mehr als 145.000 Kunden auf der ganzen Welt unter Vertrag. Und auch das in Großbritannien sitzende Unternehmen OneWeb baut derzeit fleißig eine Satellitenformation auf.
Dennoch: Amazons Engagement dürfte den Wettbewerb anheizen, was auch den Endkunden in Form niedrigerer Zugangspreise zugutekommen könnte. Der Tech-Konzern jedenfalls sieht in „Kuiper“ ein strategisches Projekt.
Für praktisch alles, was Amazon mache, sei Konnektivität die Grundlage, betonte Amazon-Manager Limp gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Ohne Internetverbindung könnten Kunden weder die Dienste der Cloud-Sparte AWS nutzen noch Videos streamen oder online shoppen.
Mein Fazit für Sie
Dass Amazon nun auch eine Infrastruktur für Satelliteninternet aufbauen will, ist meiner Meinung nach folgerichtig. Der Konzern wird dadurch seinen ohnehin schon enormen Einfluss auf die moderne Welt noch weiter ausbauen.
Inwieweit das Ganze Auswirkungen auf die Bilanz und die Aktie haben wird, lässt sich derzeit allerdings noch nicht abschätzen. Hierfür gibt es einfach noch zu wenig Informationen – etwa wie hoch die Investitionssumme ausfallen oder wie genau der Konzern das Projekt monetarisieren wird.