Alphabet-Aktie: Schwache Q1-Bilanz – Chance für Sie?

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68 Milliarden Dollar: So viel setzte der US-Techkonzern Alphabet im ersten Quartal 2022 um. Zum Vergleich: Das ist mehr als doppelt so viel wie der deutsche Konkurrent SAP im gesamten letzten Jahr erlösen konnte (umgerechnet knapp 30 Mrd. $).

Dennoch reagierte die Börse enttäuscht auf die jüngste Quartalsbilanz der Google-Mutter. Zwar konnte man den Umsatz wie eingangs erwähnt um 23 Prozent auf gut 68 Milliarden Dollar steigern. Doch viele Analysten hatten dem US-Megakonzern mehr zugetraut. Die Aktie krachte daraufhin am Mittwoch spürbar ein (Stand: 27.04.2022, 14:00 Uhr). Alphabet ist also an den extrem hohen Erwartungen des Marktes gescheitert.

Ukraine-Krieg und Währungseffekte belasten

Beim Blick auf die Quartalsbilanz zeigen sich jedenfalls etliche Belastungsfaktoren. Allen voran: der Ukraine-Krieg. Dieser habe Konjunktursorgen geschürt, so Alphabet. In der Folge hätten Unternehmen die Ausgaben für Online-Werbung in Europa zurückgeschraubt. Das belastet das Wachstum der Google-Mutter.

Alphabet verwies zudem auf den immer stärker werdenden US-Dollar. Dieser sorge dafür, dass die Umsätze außerhalb der USA weniger wert seien.

TikTok-Boom macht YouTube zu schaffen

Doch das alles dürften (hoffentlich) temporäre Probleme sein, die Alphabet wohl künftig wieder in den Griff bekommen wird. Wesentlich nachhaltiger ist hingegen die bedenkliche Entwicklung der Videoplattform YouTube. In den drei Monaten bis Ende März erzielte die Alphabet-Tochter einen Umsatz von 6,87 Milliarden Dollar. Das sind zwar rund 13 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Aber auch hier hatten die Wallstreet-Experten mit 7,51 Milliarden Dollar deutlich mehr erwartet.

Das Wachstum der Plattform hat sich also spürbar abgekühlt. Und das dürfte laut Branchenkennern von Dauer sein. Der Grund: TikTok. Der Kurzvideodienst des chinesischen Unternehmens ByteDance erfreut sich vor allem bei der jüngeren westlichen Zielgruppe sehr großer Beliebtheit. Kaum eine andere App konnte in den letzten Jahren solch enorme Wachstumszahlen generieren wie TikTok.

Viele jüngere Nutzer greifen inzwischen also auf die chinesische App zurück und lassen YouTube hinter sich. Das nimmt der Alphabet-Tochter ordentlich Wind aus den Segeln. Zwar hat YouTube mit dem Angebot „Shorts“ das Geschäftsmodell von TikTok inzwischen kopiert. Doch allein die Tatsache, dass ein US-Techkonzern einen chinesischen Konkurrenten imitiert, spricht Bände. Ob YouTube damit die junge Generation wieder flächendeckend an Bord holen kann, bleibt fraglich. Denn TikTok ist schlicht und ergreifend bereits zu etabliert in der Szene.

Cloud-Geschäft soll Bilanz künftig vergolden

Auch beim Konzerngewinn blieb Alphabet hinter den Erwartungen zurück. Der Techriese verdiente in Q1 unterm Strich 16,4 Milliarden Dollar. Das ist ein Rückgang von rund 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Immerhin: Die Gewinndelle hat auch einen positiven Aspekt.

Alphabet investiert aktuell gigantische Summen in den Ausbau seines Cloud-Geschäfts, um den mächtigen Konkurrenten Amazon und Microsoft Paroli bieten zu können. Die Investitionen zum Beispiel in neue Rechenzentren drücken zwar auf den Gewinn, bieten aber eine starke Wachstumsperspektive. So schoss der Umsatz der Cloud-Sparte in Q1 um knapp 44 Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar nach oben. Noch ist das Geschäft defizitär. Künftig jedoch soll die Datenwolke Alphabets Bilanz vergolden – ähnlich wie bei Amazon.

Hoffnung auf Roboautos und medizinische Features

Hinzu kommen weitere Wachstumsbereiche wie das autonome Fahren (Waymo) und die Gesundheitsforschung (Verily). Alphabet erzielte damit in Q1 einen Umsatz von insgesamt 440 Millionen Dollar – mehr als doppelt so viel als im Vorjahresquartal (198 Mio.). Natürlich sind auch diese Geschäftssegmente noch in der Verlustzone. Gerade bei den sogenannten Roboterautos und medizinischen Lösungen kann Alphabet jedoch Akzente für die Zukunft setzen.

So entwickelt man beispielsweise mit dem Pharmakonzern Johnson & Johnson spezielle Roboter, die in der Chirurgie Aufgaben übernehmen könnten. Hinzu kommen Biosensoren, die im Körper krankheitsbedingte Veränderungen registrieren können, bevor der Mensch überhaupt Symptome erfährt.

Mein Fazit für Sie

Die einstige Wachstumsmaschine Alphabet muss Abstriche machen. Und das hat nicht nur mit dem Ukraine-Krieg zu tun. Vor allem die stärker werdende Konkurrenz im Video-Geschäft ist für die Google-Mutter eine nachhaltige Gefahr.

Auf der anderen Seite ist Alphabet in weiteren vielversprechenden Wachstumsmärkten aktiv und gilt hier als wichtiger Wegbereiter der Zukunft. Zwar haben viele Analysten als Reaktion auf die Q1-Rückschläge ihre Kursziele etwas nach unten geschraubt. Dennoch sehen zum Beispiel JPMorgan, Barclays, UBS und Jefferies immer noch deutliches Kurspotenzial – teilweise in Höhe von +50 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Dienstag.

Wollen Sie in Alphabet investieren, könnten die aktuell relativ günstigen Einstiegskurse also durchaus eine Chance darstellen.