Alphabet Aktie: Cloud-Streit wie im Kindergarten

Inhaltsverzeichnis

Eigentlich ist man im Silicon Valley bekanntlich kein großer Freund der Europäischen Union. Als allzu restriktiv und angestaubt werden hiesige Datenschutzbemühungen und Regulierungen jenseits des Atlantiks oft wahrgenommen. Dass es dabei oftmals um Verbraucherschutz, Nutzerinteressen oder schlichtweg die Wettbewerbssicherung für kleinere Konkurrenten geht, wird gern beiseitegeschoben.

Alphabet: Beschwerde gegen Microsoft bei EU-Kommission

Außer, man sieht sich plötzlich selbst im Wettbewerb benachteiligt – dann ist die EU eine beliebte Anlaufstelle für Beschwerden. So nun auch für Alphabet. Die Google-Mutter sieht sich ungerecht behandelt, und zwar von Microsoft. Der Rivale missbrauche seine Marktmacht im Cloud-Geschäft und mache es Konkurrenten – wie Alphabet – schwerer, Fuß zu fassen und Marktanteile zu gewinnen. Tatsächlich ist Alphabet mit rund 10 Prozent weltweiten Marktanteilen die Nummer 3 im Cloudgeschäft, während Microsoft mit rund 20 Prozent die Nummer 2 bildet – hinter Spitzenreiter Amazon.

Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, hat Alphabet nun Beschwerde eingelegt bei der Europäischen Kommission. Gegen Microsoft. Wegen dessen Dominanz bei Server-Betriebssystemen, die Microsoft zu seinen eigenen Gunsten wettbewerbsverzerrend ausnutze. Vor Monopolbildung wird gewarnt, auch von einer „unzureichenden Sicherheitskultur“ und Problemen hinsichtlich der Zuverlässigkeit ist demnach in der Beschwerdeschrift die Rede.

Binden Microsofts Lizenzvereinbarungen Kunden an Azure?

Konkret wirft Alphabet Microsoft vor, dass Kunden erhebliche Preisaufschläge von bis zu 400 Prozent in Kauf nehmen müssten, wenn Daten auf externe Cloudanbieter – also nicht auf Azure, die von Microsoft selbst betriebene Cloud – übertragen werden sollen. Auch stünden diesen Kunden nicht alle Sicherheitsupdates in vollem Umfang zur Verfügung. Die Probleme bestünden, seit Microsoft 2019 neue Lizenzvereinbarungen in Kraft gesetzt hätte.

Alle Versuche einer einvernehmlichen Lösung zwischen beiden Unternehmen seien gescheitert, daher sehe man nun einzig den Weg, sich offiziell bei der EU-Kommission zu beschweren, so Alphabet weiter. Dass Alphabet dabei zwar gegen Microsoft vorgeht, zugleich aber Marktführer Amazon unerwähnt lässt, werten einige Beobachter als Hinweis darauf, dass es eigentlich um etwas anderes geht. Die Google-Mutter hätte gerne ein größeres Stück vom Kuchen, tut sich aber schwer, mit der Konkurrenz mitzuhalten und sucht nun nach anderweitigen Mitteln, sich stärker durchzusetzen.

Alphabet Aktie: Seit Jahresbeginn stabil im Plus

Wie es um das Cloud-Geschäft von Alphabet wirklich bestellt ist, darüber dürften die Quartalszahlen Aufschluss geben. Diese werden für den 22. Oktober erwartet. Analysten rechnen im Schnitt mit einem leichten Rückgang des Gewinns je Aktie auf rund 1,83 Dollar nach 1,91 Dollar im vorangegangenen Q2.

Die Alphabet Aktie hat in den ersten 9 Monaten des Jahres gut 17 Prozentpunkte zugelegt und notierte zuletzt bei etwa 165 Dollar. Im September befand sich das Papier weitgehend im Seitwärtsmodus und verzeichnete keine größeren Veränderungen.