Airbnb Aktie – wir sind dann mal weg …
Airbnb lieferte sehr gute Quartalszahlen. Doch charttechnisch sieht die Aktie übel aus. Was Anleger jetzt tun können.
Auferstanden aus Ruinen …
They never come back? Stimmt häufig, aber nicht immer, wie wir etwa aus dem Boxsport wissen. Zurück auf die Bühne, und das mit Fanfaren und Trompeten, ja fast mit einem Donnerschlag, ist der US-amerikanische Apartment-Vermittler Airbnb. Dies signalisieren zumindest die Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchsen die Erlöse um sage und schreibe 70 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Unter dem Strich verblieb ein kleines Minus von 19 Millionen US-Dollar. Das sind Peanuts gegenüber 1,2 Milliarden US-Dollar Miese im Vorjahresquartal. Für das zweite Quartal, das am 30. Juni endete, prognostiziert der Vorstand Umsatzerlöse in einer Bandbreite zwischen 2,03 und 2,13 Milliarden US-Dollar.
Airbnb wird voraussichtlich in der zweiten Julihälfte die Quartalszahlen präsentieren. Dann wird sich zeigen, ob das starke erste Quartal nur eine Eintagsfliege war oder aber sich das Wachstum in den zweiten drei Monaten des Geschäftsjahres weiter beschleunigt hat.
Weitere Facts, die optimistisch stimmen
Bemerkenswert ist der Turnaround beim bereinigten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Dieses sprang im Vergleich zum ersten Quartal des vorangegangenen Geschäftsjahres von minus 59 Millionen US‑Dollar auf plus 229 Millionen US-Dollar. Zudem generierte Airbnb einen freien Cashflow von beachtlichen 1,2 Milliarden US-Dollar. Werte, die es lange – falls überhaupt – nicht gegeben hatte.
Wir erinnern uns: Der Apartment-Vermittler wurde fast wie kaum ein anderes Unternehmen von der Corona Pandemie extrem gebeutelt. Klar, so gut wie niemand reiste. Und falls er das doch tat, machte er das überwiegend geschäftlich und ohne längere Aufenthalte in von den US-Amerikaner vermittelten Flats oder Lounges. Wie gesagt, nun bleibt abzuwarten, ob sich der Turnaround im zweiten Quartal manifestiert hat oder gar eine noch größere Dynamik zu bemerken ist.
Airbnb Wort Aktie ein Kauf?
Kein Zweifel, von Corona haben wir – zumindest viele von uns – die Nase gestrichen voll. Wir wollen raus aus dem oft tristen heimischen Einerlei und mal wieder etwas anderes sehen. Und sei es nur für ein verlängertes Wochenende in Metropolen wie London, New York oder Barcelona. Von der Flucht aus der heimischen Enge und der Reiselust dürfte Airbnb überdurchschnittlich profitieren.
Viele Menschen sitzen auf gepackten Reisekoffern und brauchen nur noch eine Unterkunft, die praktisch alles bietet – zentrale Lage, Bequemlichkeit und Komfort. Angesichts der Entbehrungen – und auch des mangels Freizeitvergnügen eingesparten Geldes – seit Ausbruch der Corona Pandemie schauen viele von uns nicht auf den Euro oder Dollar. Raus in die Welt, koste es, was es wolle. Airbnb ist Platzhirsch und hat deshalb beste Aussichten, vom Freiheitsdrang der Menschen zu profitieren.
Die Aktie erreichte Mitte Februar vergangenen Jahres bei knapp 220 US-Dollar ihr Allzeithoch. Von da an gings nur noch bergab. Deutlich mehr als 50 Prozent Wertverlust stehen in den Büchern von Anlegern, die nicht rechtzeitig Reißaus genommen haben. Momentan notieren die Papiere bei rund 90 US-Dollar.
Fundamental ist die Airbnb Aktie, wie bereits erwähnt, aussichtsreich. Aber charttechnisch läuten unüberhörbar die Alarmglocken. Im Bereich von 90 US-Dollar verläuft eine vergleichsweise starke Unterstützung. Wird diese Spanne nach unten durchbrochen, könnte der Aktienkurs aus charttechnischer Sicht weiter südwärts durchgereicht werden. Die Etappen auf dem Weg Richtung Orkus sind Kurse von rund 80/81 US-Dollar sowie 70/72 US-Dollar. Im Extremfall könnte die Aktie bis in den Bereich von 50 US-Dollar fallen.
Aber noch ist es nicht so weit. Denn auch nach oben hin bestehen Chancen. Bei rund 103 US-Dollar haben die Papiere einen Widerstand. Wird dieser nachhaltig überwunden, könnte als erstes Etappenziel der Bereich von 123/125 US-Dollar anvisiert werden. Bekanntlich sind Fundamentals bei der Aktienanalyse die eine Sache, die Charttechnik eine andere. Momentan ist noch nicht entschieden, ob Investoren in nächster Zeit bei Airbnb eher auf Kurven schauen oder aber auf die – fundamental zweifellos beachtlichen – Wachstumsperspektiven. Entscheidend werden letztlich die Zahlen für das zweite Quartal sein. Spekulative Anleger steigen jetzt ein, wer besser auf Nummer sicher gehen möchte, wartet noch ein paar Wochen.