US-Regierung grätscht bei U.S. Steel-Übernahme dazwischen

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Übernahmen bieten Anlegern immer wieder Chancen auf hohe Kursgewinne. Allerdings gibt es auch Fallstricke, die vor allem größere Deals blockieren können. Generell gilt: Je größer eine Transaktion, desto mehr Parteien wie Wettbewerbsbehörden oder auch Politiker wollen ein Wörtchen mitreden.

Bestes Beispiel ist die geplante Übernahme von U.S. Steel. Bereits im Sommer letzten Jahres gab der größte japanische Stahlkonzern Nippon Steel bekannt, den US-Rivalen U.S. Steel schlucken zu wollen. Eigentlich schien der Deal so gut wie durch, doch jetzt meldet sich der US-Präsident Joe Biden zu Wort. Er plädiert dafür, dass der traditionsreiche Stahlhersteller in amerikanischer Hand bleibt und sorgte damit für einen Kurskollaps bei der U.S. Steel-Aktie.

U.S. Steel – Stahlhersteller mit Tradition

Die United States Steel Corporation ist ein Unternehmen, das seinen Sitz in Pittsburgh, Pennsylvania hat und seit über 100 Jahren zu den größten Stahlherstellern der Welt gehört. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1901 von dem Unternehmer Andrew Carnegie, der es zum Ziel hatte, die amerikanische Stahlindustrie zu dominieren.

Die Produktpalette umfasst flache Stahlprodukte, die in der Automobilindustrie, bei der Herstellung von Haushaltsgeräten und im Bauwesen genutzt werden. Zudem produziert United States Steel hochfeste Stähle, die in verschiedenen Industriezweigen nachgefragt werden. Darüber hinaus ist das Unternehmen in der Herstellung von Rohren und Rohrprodukten für die Öl- und Gasindustrie aktiv.

Zu Beginn des Jahres 2024 beschäftigte das Unternehmen 21.803 Mitarbeiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Konzern bei einem Umsatz von 18,05 Milliarden Dollar einen Nettogewinn in Höhe von 895 Millionen Dollar.

Nippon Steel legt 14,9 Milliarden Dollar auf den Tisch

Im Rahmen der Transaktion erklärte sich Nippon Steel bereit, US Steel im Rahmen einer Bar-Transaktion im Wert von 14,9 Milliarden Dollar einschließlich Schulden zu übernehmen. Das entspricht 55 Dollar je U.S. Steel-Aktie.

Durch die Transaktion sollten die Technologien von Nippon Steel und U.S. Steel zusammengeführt werden, um Innovationen zu fördern und hochwertige Stahlprodukte zu liefern. Der Deal sollte auch dazu beitragen, die weltweit steigende Nachfrage nach hochwertigem Stahl zu befriedigen.

US-Regierung grätscht dazwischen

Nun droht der Deal allerdings doch noch zu scheitern. U.S. Steel hatte gewarnt, ein Scheitern könne Tausende Arbeitsplätze gefährden und zu Werksschließungen führen. Nippon Steel hatte zuletzt Zugeständnisse angeboten und erklärt, die Führung des US-Konzerns weitgehend in amerikanischer Hand zu belassen. Doch sowohl Biden als auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hatten sich zuletzt gegen einen Verkauf des Traditionskonzerns ausgesprochen. Auch Donald Trump hatte im August erklärt, die Übernahme zu stoppen, sofern er die Wahl gewinnen sollte.

Die Biden-Administration ist unterdessen zu dem Schluss gekommen, dass der Verkauf von U.S. Steel ein nationales Sicherheitsrisiko darstellt, das von den amerikanischen und japanischen Konzernen nicht entschärft werden kann.

Mögliche Deal-Blockade schickt U.S. Steel-Aktie auf Talfahrt

Der Ausgang ist ungewiss und die Situation verfahren. Obwohl Nippon Steel Investitionen von fast 3 Milliarden Dollar in die älteren U.S. Steel-Stahlwerke zugesagt hat, scheint sich die Regierung gegen den Deal zu stemmen.

Die Reaktion der Anleger fiel deutlich aus. Die U.S. Steel-Papiere sackten um ein Fünftel ab, bevor sie sich wieder etwas stabilisierten. Gestern im Nachmittagshandel notierte die Aktie bei 30,50 Dollar und damit signifikant unter dem Angebotsniveau (55 Dollar je Aktie).

Das zeigt Ihnen eindrucksvoll, dass einzelne Übernahmen selbst auf der Zielgeraden noch scheitern können. Daher ist es umso wichtiger, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die auf Grund ihres starken Geschäftsmodells auch ohne Übernahmeszenario über Kurspotenzial verfügen.