Uran-Aktien: Neue Mega-Unterstützung aus Washington

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Es kommt nicht gerade häufig vor, dass im US-Senat eine solch überwältigende Mehrheit einen Gesetzentwurf durchwinkt, wie dies letzte Woche der Fall war. Mit 88 zu 2 Stimmen hat die Kammer den sogenannten ADVANCE Act verabschiedetet. Wahrscheinlich werden Sie es schon ahnen: Es geht dabei um die Atomkraft.

ADVANCE Act soll US-Atomenergiebranche unterstützen

Das Akronym ADVANCE steht für „Accelerating Deployment of Versatile, Advanced Nuclear for Clean Energy“, also in etwa die „Beschleunigung des Einsatzes vielseitiger, fortschrittlicher Kernkraft für saubere Energie.“ Und genau das ist auch die Quintessenz dieses Gesetzes, das nun von US-Präsident Joe Biden final unterzeichnet werden muss. Der ADVANCE Act soll nämlich einige Erleichterungen für die US-Atomenergiebranche mit sich bringen.

Im Prinzip soll die zuständige Genehmigungsbehörde NRC (Nuclear Regulatory Commission) grundlegend modernisiert werden. In der Folge werden die Regulierungskosten bei der Lizenzierung fortschrittlicher Kernreaktortechnologien deutlich sinken. Gleichzeitig sollen die Genehmigungsverfahren merklich beschleunigt werden.

Rückendeckung für Bill Gates‘ TerraPower  

Im Mittelpunkt stehen innovative Atomkraftprojekte, etwa der vom Unternehmen TerraPower forcierte Natriumreaktor in Wyoming. Dieser soll flüssiges Natrium als Kühlmittel anstelle von Wasser verwenden, was den Betrieb bei höheren Temperaturen ermöglichen und somit Verbesserungen bei Effizienz und Sicherheit bewirken soll. Unterstützt wird das Projekt von Microsoft-Gründer Bill Gates, einem prominenten Befürworter der Kernenergie.

Das Problem: TerraPower hatte zuletzt Schwierigkeiten, eine wichtige Genehmigung zu erhalten, wenngleich das US-Energieministerium unlängst Subventionen für das insgesamt 4 Mrd. USD schwere Projekt freigemacht hatte. TerraPower gilt als erstes Unternehmen in den USA, das einen Antrag für einen fortschrittlichen Kernreaktor eingereicht hatte. Nun darf das Startup dank der wirtschaftsfreundlichen Modernisierung der Atomkraftbehörde NRC auf Rückendeckung hoffen. Für 2030 ist die Inbetriebnahme des Reaktors angedacht.

Klares Bekenntnis der USA zur Atomkraft – das steckt dahinter

Entscheidend ist ein Passus im Gesetzentwurf, der den öffentlichen Auftrag der NRC maßgeblich erweitert. So soll die Behörde künftig nicht mehr nur die Bürger vor den Gefahren rund um die Kernkraft schützen, sondern auch unnötige Maßnahmen vermeiden, welche den Ausbau der Atomkraft behindern und deren Nutzbarkeit für die Gesellschaft somit einschränken würden.

ADVANCE ist also ein klares Bekenntnis zur Atomkraft – was in den USA derzeit eine überparteiliche Mehrheit hat. Dahinter stecken im Prinzip zwei Kalküle.

Erstens: Auch in den USA dürfte der Energieverbrauch in den kommenden Jahren drastisch zunehmen – unter anderem wegen des massiven Ausbaus der Rechenzentren im Zuge des KI-Booms. Goldman Sachs erwartet zwischen 2023 und 2030 eine Zunahme des Stromverbrauchs von Rechenzentren um jährlich 15 %. Anfang der 30er Jahre werden demnach allein diese gigantischen Serverfarmen rund 8 % des gesamten Strombedarfs der USA ausmachen. Derzeit sind es nur 3 %. Die Atomkraft soll also die Energiesicherheit verbessern.

Zweitens: Die USA befürchten, bei den fortschrittlichen Nukleartechnologien noch weiter ins Hintertreffen zu geraten. Vor allem China gilt hier als Vorreiter. Laut einem neuen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sind die Chinesen den Amerikanern in diesem kritischen Technologiefeld inzwischen um 15 Jahre voraus, auch weil der chinesische Staat die entsprechende Forschung, Entwicklung und Realisierung massiv unterstützt. Derzeit sind in der Volksrepublik 27 High-Tech-Atomreaktoren im Bau mit einer durchschnittlichen Bauzeit von nur rund sieben Jahren, so eine von Reuters zitierte Studie der Washingtoner Information Technology & Innovation Foundation. Zum Vergleich: In den USA gibt es derzeit zwar noch mehr in Betrieb befindliche Reaktoren als in China. Diese sind aber oftmals einige Jahrzehnte alt und gelten entsprechend als weniger effizient.

Der ADVANCE Act soll also auch dazu beitragen, den Vorsprung der Chinesen bei neuer Kernkrafttechnologie einzudämmen. Dabei geht es indes nicht nur um die USA selbst. Washington befürchtet, dass China seine hochmoderne Technologie weltweitverbreiten könnte, um noch mehr an Einfluss zu gewinnen, neue Abhängigkeiten zu schaffen und die USA letztendlich auszubooten. Entsprechend soll der Technologietransfer mit verbündeten Nationen laut ADVANCE erleichtert werden. Das Ganze hat somit auch einen geostrategischen Aspekt.

Uran-Aktien: So können Sie profitieren

Und eben in diesem Kontext können Sie als Anleger profitieren. Denn: Die USA wollen nicht nur die eigene Kernreaktortechnologie voranbringen, sondern auch die Rohstoffversorgung der Atomkraftwerke diversifizieren und vor allem unabhängiger von Großlieferanten wie Russland machen. Im Fokus steht der Brennstoff Uran. Das leicht spaltbare und extrem energiereiche Material ist schließlich unabdingbar zur beständigen Gewinnung von Strom in Atomkraftwerken.

Im Folgenden sehen Sie die Herkunft des von US-Atomkraftbetreibern gekauften Urans (U3O8) zwischen den Jahren 2017 und 2021:

Quelle: EIA (https://www.eia.gov/todayinenergy/detail.php?id=53179)

Demnach wurde 2021 der mit Abstand größte Teil (95 %) aus dem Ausland importiert. Der größte Lieferant war Kasachstan, gefolgt von Kanada, Australien und Russland. Vor allem die Abhängigkeit von Russland und der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan ist für Washington ein bitteres strategisches Dilemma.

Erst kürzlich hat der US-Senat deshalb einstimmig beschlossen, den Import von russischem Uran zu untersagen – mit der Ausnahmeregelung für den Fall, dass die Versorgung der heimischen Reaktoren gefährdet ist.

Gleichzeitig unterstützt die US-Regierung derzeit händeringend Uranprojekte im eigenen Land. Profiteure sind börsennotierte Unternehmen wie Uranium Energy, Energy Fuels und Cameco. Der kanadische Konzern Cameco etwa, immerhin der zweitgrößte Uranproduzent der Welt, steht in engem Austausch mit der US-Regierung. Erst kürzlich hat sich Konzernboss Tim Gitzel erneut mit hochrangigen US-Politikern getroffen, um die Folgen des Uran-Banns gegen Russland zu erörtern und die Bedeutung von Cameco für die USA in diesem Kontext zu betonen.

Mein Fazit für Sie

Achten Sie als Anleger besonders auf Unternehmen bzw. Aktien, die in den USA, aber auch in Kanada Uranprojekte forcieren. Gerade das uranreiche Kanada dürfte in den kommenden Jahren als Lieferant der USA immer wichtiger werden, was den entsprechenden Unternehmen langfristig hohe Absätze und starke Gewinnmargen bescheren dürfte.