Upstart Holdings – Katastrophe oder DIE Gelegenheit?

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Upstart Holdings sind gleichsam die SCHUFA der USA. Nach dem Börsengang stieg die Aktie wie eine Rakete und krachte daraufhin scheinbar ungebremst nach unten. Wie geht’s weiter?

Was machen Upstart Holdings?

Das in seinen San Matteo (US-Bundesstaat Kalifornien) beheimatete Unternehmen ist gerade mal elf Jahre alt. Schon von Beginn an setzten die US‑Boys genau das ein, was heute der Hype schlechthin ist – nämlich KI, auch Künstliche Intelligenz oder „Artificial Intelligence“ genannt.

Der Vergleich mag etwas hinken, doch im Kern trifft er zu: Upstart Holdings ist sozusagen die SCHUFA Nordamerikas, speziell der USA. Da die Hälfte der Amerikaner auf Pump lebt und die andere Hälfte auf Kredit, wohl nicht das schlechteste Geschäftsmodell. Kunden von Upstart sind Banken, Kreditgenossenschaften, kurz: alle, die den konsumwütigen US-Amerikanern Geld borgen. Neu an der Upstart-KI war und ist nach Unternehmensangaben, dass die Kreditwürdigkeit auch auf Grundlage zuvor nicht gebräuchlicher Variablen wie Bildung und Beschäftigung des Schuldners überprüft wird.

Wohl gemerkt: Wir reden hier über die quasi institutionalisierte Kreditvergabe und nicht über P2P-Kredite. Bei dieser Finanzierungsvariante leihen Privatpersonen anderen Privatpersonen Geld.

Kursexplosion der Aktie

Das Unternehmen ging zum Ausgabekurs von 20 US-Dollar im letzten Quartal des Jahres 2020 an die Börse. Offenbar waren Investoren hin und weg vor Begeisterung. Denn im Oktober des Jahres 2021 erreichten die Anteilsscheine (WKN: A2QJL7) mit schier unglaublichen rund 390 Dollar ihren Höchststand. In weniger als zwölf Monaten hatte sich der Aktienkurs somit nahezu verzwanzigfacht.

Bei näherem Hinsehen durchaus verständlich, obwohl ich bereits damals befürchtete, dass das dicke Ende noch bevorstünde. Damals, das heißt im Jahr 2021, war die Welt noch in Ordnung. Niedrige Zinsen und die gewohnte Konsumfreude der Amerikaner sorgten für eine außerordentlich hohe Kreditnachfrage. So stiegen die Umsatzerlöse von Upstart Holdings im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um gut 260 Prozent. Der Gewinn je Aktie stellte sich auf 1,43 Dollar.

Absturz …

Dann das jähe Ende. Hohe Inflation, explodierende Energiepreise und steigende Zinsen stoppten die Kreditnachfrage. Die Umsätze schrumpften allein im letzten Quartal des Jahres 2022 um rund die Hälfte, der Aktienkurs stürzte Bodenlose mit einem Minus von 90 Prozent allein in 2022.

Auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sah es nicht unbedingt besser aus. Die Umsatzerlöse brachen um rund 66 Prozent auf nur noch knapp 103 Millionen US-Dollar ein. Je Aktie stand ein Verlust von -0,47 Dollar in den Büchern – nach einem Gewinn von 0,61 US-Dollar im ersten Quartal des vorangegangenen Geschäftsjahres. Ich kann mir gut vorstellen, dass in der Investorengemeinde bereits die ersten Totenglocken läuteten.

Aber es kam anders …

Anfang Mai, also vor wenigen Wochen, notierte die Upstart Aktie noch bei knapp zwölf Dollar, doch aktuell bei gut 32 US-Dollar. Was war da los? Einiges!

Zum einen waren die zuvor erwähnten Zahlen für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres etwas besser als von Analysten erwartet. Zudem zeigte sich die Führungsetage des Unternehmens durchaus optimistisch für das zweite Quartal, in dem man bessere Ergebnisse erwartet. Heißt: Die Umsatzerlöse sollen steigen, und durch einen kräftigen Tritt auf die Kostenbremse soll das bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in den schwarzen Bereich schwenken.

Als positiv werteten Investoren auch die Tatsache, dass ein Asset-Manager in Unternehmen die in dessen Büchern stehenden Kredite abkaufen sowie Kapital für künftige Kredite zur Verfügung stellen wird. Schließlich wurden Leerverkäufer (sogenannte Short Seller) offenbar auf dem falschen Fuß erwischt. Die erwähnten Nachrichten reichten aus für eine „Short Squeeze“ mit Kursexplosion.

Wie geht es weiter mit der Upstart Holdings Aktie?

Ich glaube, das Management hat seine Hausaufgaben, wenn ich so sagen darf, recht gut gemacht. Zudem gelang es, die Zahl der Partner-Institute auf aktuell nahezu 100 zu verdoppeln. Was jetzt noch fehlt, sind sinkende Inflationsraten (vieles deutet darauf hin) und tendenziell sinkende Zinsen. Dann dürfte die Kreditnachfrage in den USA wieder spürbar anziehen. Meine Meinung zur Aktie: Nach dem kräftigen Rebound in den vergangenen Wochen benötigen die Anteilsscheine von Upstart Holdings wahrscheinlich eine Verschnaufpause. Dezidiert risikobereite Investoren können während einer Korrektur, bei der die Aktie um 20 bis 30 Prozent nachgeben könnte, durchaus zugreifen. Dann wäre das Niveau aus meiner Sicht günstig zum Aufbau erster Positionen.