Unicredit überrascht mit Übernahmeangebot für Banco BPM
Die Nachricht schlug am frühen Montagmorgen ein wie eine Bombe: Die italienische Großbank Unicredit teilte mit, dass sie ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreitet hat.
Dabei ist das Zielunternehmen nicht – wie von vielen Investoren erwartet – die deutsche Commerzbank. Nein, Unicredit will den kleineren italienischen Mitbewerber Banco BPM schlucken.
Der Deal soll im Rahmen eines Aktientausches umgesetzt werden und ist unabhängig von einer möglichen Übernahme der Commerzbank, wie Unicredit betonte. Bevor ich jedoch näher auf das Übernahmeangebot eingehe, möchte ich Ihnen die beiden italienischen Banken näher vorstellen.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Die Banco BPM S.p.A. (Società per azioni ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften in Italien) ist gemessen an der Bilanzsumme die drittgrößte Bank Italiens. Sie entstand 2017 durch eine Fusion der in Mailand ansässigen Banca Popolare di Milano mit dem Banco Popolare aus Verona.
Banco BPM bietet Bank- und Finanzprodukte für Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden in Italien über seine etwa 1.400 Geschäftsstellen und online an. Das Bankhaus hat knapp 4 Mio. Kunden mit einem Fokus auf Norditalien.
Anfang des Monats war Banco BPM selbst durch ein Übernahmeangebot in die Schlagzeilen gekommen. Das Unternehmen hat – wie Sie am 11. November 2024 in diesem Newsletter nachlesen konnten – dem Vermögensverwalter Anima Holding ein Übernahmeangebot in Höhe von knapp 2 Mrd. Euro unterbreitet.
Die mehr als 20.000 Mitarbeiter der Banco BPM haben im Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von 5,7 Mrd. Euro erzielt. Der Gewinn vor Steuern (EBT) lag bei 1,78 Mrd. Euro.
Die in Mailand ansässige Unicredit S.p.A. ist eine italienische Großbank und Holding. Gemessen an der Bilanzsumme ist das Unternehmen die zweitgrößte Bank Italiens.
Die pan-europäische Bank-Holding, wie sich das Geldinstitut selbst bezeichnet, vereint 13 führende Banken in 4 europäischen Regionen. In Deutschland ist Unicredit durch ihr Tochterunternehmen HypoVereinsbank, die 2005 übernommen wurde, vertreten.
Die mehr als 73.000 Unicredit-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 25,4 Mrd. Euro und ein Nettoergebnis von 9,5 Mrd. Euro erzielt.
Weitere Details aus dem Übernahmeangebot
Im Übernahmeangebot bietet Unicredit 0,175 neu ausgegebene Unicredit-Aktien für jedes
Banco BPM-Papier. Umgerechnet bietet Unicredit somit 6,657 Euro für jede Banco BPM-Aktie. Bei derzeit etwas mehr als 1,5 Mrd. Banco-BPM-Aktien bewertet das Angebot Banco BPM mit etwa 10 Mrd. Euro.
Die Übernahmeprämie beläuft sich auf ca. 0,5 %, bezogen auf den Schlusskurs der Banco BPM-Aktie vom 22. November 2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Angebots. Das Angebot zielt darauf ab, die Wettbewerbsposition von UniCredit in Italien zu stärken und eine noch stärkere Nr. 2 Bank in einem attraktiven Markt zu schaffen, so Unicredit in seiner Mitteilung.
So reagierte die Börse
Der Kurs der Banco BPM-Aktie konnte gestern an der Mailänder Börse stolze 5,5% zulegen und lag bei Börsenschluss bei 7,01 Euro. Damit lag er sogar leicht über den von Unicredit gebotenen 6,657 Euro.
Ganz anders sah es bei Unicredit aus. Hier fiel der Kurs um 4,8% auf 36,28 Euro. Die Anleger sind offenbar skeptisch, ob Unicredit gleich 2 Milliarden-Übernahmen stemmen kann.
Auch der Kurs der Commerzbank-Aktie verlor gestern deutlich. Er fiel um 5,3% und lag bei Börsenschluss bei 14,50 Euro. Hier haben Anleger, die auf eine baldige Übernahme der Commerzbank durch Unicredit spekuliert haben, ihre Aktien wieder verkauft.
So kann es weitergehen
Auch wenn der Unicredit Chef Andrea Orcel betont, dass die mögliche Übernahme der Banco BPM keine Auswirkungen auf einen möglichen Commerzbank-Deal hat, haben die Übernahmephantasien in Sachen Commerzbank einen deutlichen Dämpfer erhalten.
Bisher hat Banco BPM nicht auf das freiwillige Übernahmeangebot von Unicredit reagiert. Mit einer Reaktion ist aber noch am heutigen Tag zu rechnen, denn der Verwaltungsrat der Bank tritt am heutigen Dienstag turnusgemäß zusammen und wird nicht umhinkommen, eine Stellungnahme zur Unicredit-Offerte abzugeben.