Ukraine-Krieg: Warum diese Chemie-Aktie für Schnäppchenjäger jetzt so attraktiv ist!
Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine setzt einigen Branchen stärker zu als anderen. Vor allem jene Wirtschaftssektoren, die auf große Mengen an Energie angewiesen sind, werden angesichts der steigenden Öl- und Gaspreise besonders in Mitleidenschaft gezogen.
Chemiebranche im Zeichen des Krieges
Allen voran: die Chemiewirtschaft. Die drittgrößte Industriebranche Deutschlands verbraucht für die Herstellung wichtiger Komponenten viel Energie, etwa als Wärme für die Anlagen. Nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) setzt die Branche derzeit rund 3,2 Millionen Tonnen Erdgas als Rohstoff ein. Das entspreche in etwa 39 Prozent des Gesamtverbrauchs.
Schauen Sie: Schon vor Putins Invasion hatte die Chemieindustrie unter hohen Energiepreisen gelitten. Nun ist das Desaster also perfekt. Laut VCI könnten viele Branchenfirmen die höheren Preise nicht an die Kunden weiterreichen. In der Folge gerieten viele Unternehmen in die Bredouille, so der Verband.
Als Anleger sollten bei Ihnen deshalb die Alarmglocken angehen. Investments in die Chemiebranche sind aktuell besonders heikel. Gleichzeitig sind die Aktienkurse bekannter Branchenkonzerne zuletzt so stark gefallen, dass ein Einstieg durchaus attraktiv erscheint – zumindest auf den ersten Blick.
Lanxess trotz Putins Invasion zuversichtlich
Wollen Sie trotz der Unsicherheitsfaktoren in die Chemiebranche investieren, könnte eine ganz bestimmte Börsenfirma für Sie interessant sein. Denn jenes Unternehmen scheint die höheren Energiepreise besser als die Konkurrenz weitergeben zu können, was die negativen Effekte auf den Profit in Grenzen hält.
Gemeint ist: der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess. Im Rahmen der kürzlich veröffentlichten Jahresbilanz hat Lanxess seinen Anlegern Mut gemacht. Vorstandschef Matthias Zachert zeigte sich zuversichtlich, dass man die höheren Rohstoff- und Energiepreise bei einem sehr guten Volumen auch in 2022 stark weiterreichen könne.
Ergebnisanstieg für Q1 2022 prognostiziert
Der Manager rechnet deshalb trotz der Verwerfungen auf dem Energiemarkt mit einem deutlichen Ergebniszuwachs im laufenden Jahr. Für das erste Quartal 2022 erwartet Lanxess einen Ergebnisanstieg auf 280 bis 320 Millionen Euro. Das wäre ein deutlicher Zugewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal (242 Mio.).
Hinzu kommt, dass Lanxess operativ nur marginal von dem Krieg in Osteuropa betroffen ist. Der Konzern macht traditionell weniger als ein Prozent seines Gesamtumsatzes in Russland und der Ukraine. Natürlich hat auch Lanxess sein Geschäft mit russischen Kunden bis auf Weiteres auf Eis gelegt, zumindest so weit, wie die Verträge dies zuließen.
Bilanz 2021 verdeutlicht Krisenfestigkeit
Interessant ist auch der Blick auf die Bilanz 2021. Lanxess musste im letzten Jahr mit zusätzlichen Energiekosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro zurechtkommen. Der größte Kostentreiber waren laut dem Konzern aber die Rohstoffe selbst. Beides habe Lanxess über höhere Preise an die Kunden abwälzen können. Alleine im Schlussquartal steigerte das Unternehmen seine Produktpreise um ein Viertel, im Gesamtjahr lag das Plus bei 12 Prozent.
Der Umsatz verbesserte sich 2021 dank der Preiserhöhungen, der starken Nachfrage infolge der Corona-Erholung und einer Übernahme um 24 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 17 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro. Die EBITDA-Marge lag folglich bei 13,4 Prozent – und damit etwas niedriger als im Vorjahr (14,1 %).
Der Nettogewinn aus fortgeführten Geschäften belief sich indes auf 218 Millionen Euro. Damit blieb Lanxess unterm Strich deutlich weniger übrig als 2020 (908 Mio.). Damals hatte man aber durch den Verkauf der Anteile am Chemieparkbetreiber Currenta einen außerordentlichen Gewinn erzielt. Im Vergleich zu 2019 (240 Mio.) konnte man den Überschuss im letzten Jahr jedenfalls einigermaßen stabil halten.
Alles in allem entsprach die Bilanz den Erwartungen des Konzerns und auch den Prognosen der meisten Analysten.
Mein Fazit für Sie
In den Wirren des Krieges scheint sich Lanxess behaupten zu können. Natürlich ist Putins Invasion auch für die Kölner kein Zuckerschlecken. Im schlimmsten Falle könnte die europäische Konjunktur durch die militärische Aggression des Kremls in Schieflage geraten, was die Nachfrage nach Chemiekomponenten drücken würde.
Doch ungeachtet dessen ist Lanxess durchaus zukunftsfähig aufgestellt. Der Konzern bietet für entscheidende Märkte wie die Elektromobilität essenzielle Lösungen. Dabei geht es zum Beispiel um spezielle Chemikalien für Ladesäulen, für Sensoren und Displays sowie Steuergeräte.
Gleichzeitig engagiert sich Lanxess im Bereich Lithium. Hier kooperiert man in den USA mit dem Technologieunternehmen Standard Lithium, um das begehrte Batteriemetall zu fördern. Zudem will Lanxess in Leverkusen der chinesischen Firma Guangzhou Tinci Materials bei der Elektrolyt-Herstellung helfen. Der Elektrolyt ist eine zentrale Komponente der Lithium-Ionen-Batterie.
All das verschafft der Lanxess-Aktie natürlich langfristige Wachstumsfantasie. Als Anleger sollten Sie dennoch berücksichtigen, dass das Papier wegen der Entwicklungen in Osteuropa erst einmal hoch volatil bleiben dürfte. Die Aktie ist unterm Strich also vor allem für Schnäppchenjäger mit durchaus starken Nerven interessant.