Übernahmeversuch Nummer 3 bei Rightmove
Am britischen Wohnimmobilienmarkt machen sich die sinkenden Zinsen bemerkbar. Die Kaufinteressenten kehren zurück. Die erste Zinssenkung der Bank of England seit 2020 hat sich am britischen Wohnimmobilienmarkt bemerkbar gemacht. Die Notenbank nahm den Leitzins im vergangenen Monat um 25 Basispunkte auf 5,0% herunter. Die Aussicht auf günstigere Finanzierungskosten hat offenbar potenzielle Immobilienkäufer aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
Die Anfragen von Kaufinteressenten bei Maklern, die das Immobilienportal Rightmove nutzen, sind seit dem 1. August im Vorjahresvergleich um fast ein Fünftel (19%) gestiegen. Die Zahl der vereinbarten Transaktionen legte um 16% zu.
Vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Markterholung setzt sich der Übernahmekrimi um die Nummer 1 auf dem britischen Immobilienmarkt, Rightmove, weiter fort. Die REA Group aus Australien hat wiederholt ihre Kaufofferte angehoben und bietet nun 6,1 Milliarden Pfund für den Immobilienspezialisten.
Rightmove – Immobilienplatzhirsch in Großbritannien
Rightmove ist in Großbritannien die größte Plattform auf der Makler Häuser und Wohnungen vermarkten und Konsumenten nach Objekten suchen. Das Geschäftsmodell ist gut mit dem deutschen Unternehmen Immobilienscout24 vergleichbar.
Dabei weitete das Unternehmen seine Produktpalette neben dem reinen Immobilien-Geschäft schrittweise aus. Beispielsweise können Rightmove-Kunden persönliche Hilfen rund um den Umzug bekommen. Gleichzeitig soll auch die Verzahnung mit Kreditanbietern im Immobilienbereich weiter verstärkt oder die Bewertungsmöglichkeiten von Immobilien verfeinert werden. Als Platzhirsch in Großbritannien entfallen mehr als 80% der gesamten Online-Zeit auf Immobilienportalen auf die Angebote von Rightmove.
Rightmove erzielt extrem hohe Gewinnmargen
Auf Grund des hohen Skalierungs- und Netzwerkeffekts erzielt Rightmove ausgesprochen hohe Gewinnmargen. Die Entwicklung war zuletzt beeindruckend: Obwohl die Anzahl der Immobilientransaktionen in Großbritannien in 2023 um 19% zurückging, konnte Rightmove den Umsatz um 13,8% auf 461,2 Millionen Pfund gesteigert werden. Die Vorsteuergewinnmarge (EBIT) lag 70,8%. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 252,1 Millionen Pfund in den Büchern des Konzerns. Das entspricht einer Nettogewinnmarge von hohen 54,66%.
REA Group erhöht Übernahmeangebot zum dritten Mal
Seit geraumer Zeit buhlt nun der australische Konzern Rea, der mehrere Immobilienportale rund um den Globus betreibt, um Rightmove. Die Tochtergesellschaft des US-Medienkonzerns News Corp. hat jetzt wiederholt das Niveau der Übernahmeofferte angepasst. Konkret bietet REA nun 770 Pence je Rightmove-Anteilschein. Der Kaufpreis soll teils in Aktien und teils in bar entrichtet werden. Je Anteil sollen die Rightmove-Aktionäre 341 Pence in bar und 0,0422 neue REA-Aktien erhalten.
Damit wurde das Übernahmeangebot bereits zum dritten Mal erhöht. Bezogen auf den Kurs vor Bekanntwerden der Kaufabsichten beträgt rund 40%. Bezogen auf das vorherige Angebot haben die Australier ihre Offerte nochmals um 9,2% nach oben geschraubt. Das Kaufangebot entspricht dem 19,6-fachen operativen Ergebnis (Ebitda), das für 2025 erwartet wird.
Bieter schielt auf attraktiven britischen Immobilienmarkt
Für den Käufer aus Australien dürfte es vor allem um die Wachstumschancen in Großbritannien gehen. Immerhin gilt der dortige Immobilienmarkt als dreimal so groß wie der australische Heimatmarkt.
REA Group geht davon aus, dass das fusionierte Unternehmen seinen Verschuldungsgrad binnen 18 Monaten nach Abschluss der Transaktion auf einen Wert von weniger als 3,0 herunterfahren kann. Zudem will sie den Aktionären eine Dividende zahlen.
Angebot immer noch zu niedrig
Die ersten beiden Übernahmeangebote wurden vom Rightmove-Board einstimmig abgelehnt. Zum dritten Angebot wurde bislang noch keine Stellung bezogen. Geht es nach einigen Analysten, dann dürfte das Angebot immer noch zu günstig sein.
Derweil kletterte die Rightmove-Aktie gestern bis auf 685 Pence in die Höhe, liegt damit aber weiterhin ein gutes Stück unter dem Übernahmeangebot.