Uber-Aktie: Ist das jetzt endlich die Trendwende – oder doch nur verzweifelte Euphorie?

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Sie erinnern sich bestimmt: Im Mai 2019 war der US-Fahrdienstvermittler Uber mit Pauken und Trompeten aufs Börsenparkett gestürmt. Bei den Investoren aber stieß der IPO nicht auf Gegenliebe – zu wenig Umsatzwachstum und die tief roten Ergebniszahlen ließen den Börsengang zu einem Reinfall werden.

Uber: Skandale über Skandale

Doch nicht nur bilanziell war Uber eine Enttäuschung. Etliche Skandale ließen Zweifel an dem Unternehmen aufkommen. Ende 2019 etwa musste der Fahrdienstvermittler eingestehen, dass es in den Jahren zuvor allein in den USA zu Tausenden sexuellen Übergriffen während der Fahrten gekommen sei – darunter Hunderte Vergewaltigungen.

Hinzu kamen rechtliche Probleme mit Gemeinden, die dem Konzern immer wieder die Lizenz entzogen und Gerichtsentscheide in Europa, wonach es Uber untersagt sei, Privatleute als Fahrer einzusetzen. All das führte dazu, dass die Uber-Aktie seit dem IPO unterm Strich weiter an Boden verlor. Zwar gab es kurzzeitige Hoffnungsphasen, vor allem Ende 2020. Doch diese wurden in der Regel relativ schnell wieder zunichte gemacht.

Warum erzähle ich Ihnen das heute alles?

Nun, in den letzten Tagen und Wochen gab es einige Meldungen, die darauf hindeuten, dass Uber endlich so etwas wie einen Trendwechsel schaffen könnte. Wie bei dieser Aktie üblich liegt die Betonung hier auf „könnte“.

Um was geht es? Uber hat kürzlich seine Prognose für das Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2022 überraschend nach oben geschraubt. Demnach soll sich das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) in dem Quartal zwischen 130 und 150 Millionen Dollar einpendeln. Zuvor hatte man für den Zeitraum eine Spanne von nur 100 bis 130 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Aber Moment mal: Uber macht Gewinne?

Tatsächlich hatte der Konzern bereits im vierten Quartal 2021 Geld verdient – allerdings nur operativ. Das heißt: vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Einen Nettogewinn konnte man auf Jahressicht bislang immer noch nicht vorweisen. Dass man aber zumindest beim EBITDA inzwischen positive Zahlen vermelden kann, ist durchaus ein Fortschritt für das Unternehmen, das in den letzten Jahren horrende Summen in seine Expansion investiert hatte.

Uber begründet die erhöhte Prognose für Q1 2022 übrigens mit der sehr hohen Mobilitätsnachfrage infolge der Corona-Pandemie. Demnach lag das Volumen der Fahrten im Februar nur noch 10 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Vor allem bei Fahrangeboten rund um Flughäfen habe es zuletzt eine deutliche Erholung gegeben.

Essenslieferungen boomen

Zugutekommt dem Konzern, dass man längst nicht mehr nur auf Personentransport setzt. So bietet Uber inzwischen in vielen Städten einen Lieferservice und profitiert damit vom coronabedingten Stay-at-Home-Trend.

Bereits 2014 hatte man den Dienst „Uber Eats“ ins Leben gerufen. Über die Online-Plattform können Kunden Speisen bei lokalen Restaurants bestellen – und Uber bekommt dafür eine Provision. Im vierten Quartal 2021 schoss der Umsatz der Delivery-Sparte um 88 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar nach oben. Der Konzernbereich war damit zum zweiten Mal in Folge größer als die klassische Mobility-Sparte (Umsatz: 2,2 Mrd. $).

Übrigens: Erst am Dienstag kündigte Uber an, dass man die Partnerschaft mit dem Tankstellenbetreiber BP ausbauen werden. Seit 2019 können sich Nutzer per Uber frische und zubereitete Lebensmittel von australischen BP-Shops liefern lassen. Nun soll das Ganze auf Neuseeland, Polen, Südafrika und die Westküste der USA ausgerollt werden. Später sollen Großbritannien, die östliche USA und weitere europäische Märkte hinzukommen. Für Uber ergeben sich daraus starke Wachstumsimpulse.

US-Analyst sieht keine Belastung durch höhere Spritpreise

Ebenfalls positiv: Die durch den Ukraine-Krieg explodierenden Spritpreise scheinen Uber nicht allzu schwer zu belasten. Das sagt zumindest Justin Post, Analyst bei der Bank of America (via Benzinga). Das Geldhaus hat vor Kurzem mehr als Eintausend Uber-Fahrten in US-Städten analysiert.

Demnach stieg zwar der Preis für eine durchschnittliche Meile wegen der höheren Spritkosten deutlich an. Doch die Fahrgäste scheinen die Erhöhung in Kauf zu nehmen. Laut Justin Post ist die Anzahl der täglichen Nutzer der Uber-App seit dem Anstieg der Benzinpreise relativ stabil geblieben. Der Fahrdienstvermittler könne die höheren Preise also weitergeben, so das Fazit des Experten. Justin Post sieht für die Uber-Aktie indes ein Kursziel von 55 Dollar – das wären knapp 20 Dollar mehr als am Dienstag.

Hohes Risikolevel

Trotz aller Euphorie: Die Uber-Aktie bleibt meiner Meinung nach ein heikles Pflaster. Zu oft hatte der US-Konzern seine Anleger in den letzten Jahren bitter enttäuscht. Entsprechend dürften viele Aktionäre dem Braten immer noch nicht trauen. Das erhöht im Endeffekt den Risikolevel und die Volatilität des Papiers drastisch. Behalten Sie das stets im Hinterkopf, wenn Sie sich für ein Investment in Uber interessieren sollten.