Twilio-Aktie im Börsenjahr 2022 mit massiven Kursverlusten

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Vor einigen Jahren kannte der Twilio-Kurs nur eine Richtung – steil nach oben. Konnten sich Anleger Ende 2017 eine Twilio-Aktie noch für 23 Dollar ins Depot legen, mussten sie im Februar letzten Jahres bis zu 425 Dollar für einen Anteilschein auf den Tisch legen. Doch seither befindet sich der Kurs im Korrekturmodus. Die Aktie wurde massiv abverkauft. Mit 46 Dollar haben die Papiere allein im Börsenjahr 2022 über 80% an Wert verloren.

Twilio – vom Nischenplayer zum Wachstumsstar

Twilio wurde im Jahr 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Geführt wird das Unternehmen vom Mitgründer und Softwarespezialisten Jeff Lawson. Twilio bietet eine Cloud-basierte Kommunikationsplattform als Service an und ist damit im sogenannten Platform-as-a-Service Geschäft tätig. Mit seinen Softwarelösungen nimmt Twilio nicht Unternehmen direkt, sondern eher Softwareentwickler ins Visier.

Entwickler können mithilfe von Twilio und dessen Programmierschnittstelle Kommunikationsservices direkt in mobile Anwendungen (Apps) integrieren, ohne selbst umständlich einen solchen Service aufbauen zu müssen. Twilio ist damit praktisch das Rückgrat der Kommunikationsfunktion in vielen Apps, die Kunden letztendlich in die Lage versetzen, einfach und schnell über die App via Messaging in Kontakt mit dem Unternehmen (Kundenbetreuern etc.) zu treten.

Alle nutzen es und keiner weiß es

Twilio macht also z.B. einen Telefonanruf oder das Versenden einer SMS verfügbar als Software-Baustein in der Cloud. Doch dies sind nur die einfachsten Funktionalitäten, die Twilio mit seiner Kommunikations-Plattform anbietet. Mittlerweile sind im Twilio-Produktportfolio viele weitere Kommunikationskanäle auch für Video-, Chat,- oder Social Media verfügbar. Auch wenn sich die wenigsten von Ihnen wahrscheinlich der Tatsache bewusst sind; Sie haben wahrscheinlich schon alle einmal die Technologie von Twilio genutzt.

Wer seinem Uber-Fahrer eine Nachricht schreibt, bei seinem Airbnb-Host nach der Adresse fragt oder bei DriveNow eine SMS mit dem Standort seines gemieteten Autos bekommt, der nutzt heute schon, ohne es zu wissen, die Technologie von Twilio.

Zu den Twilio-Kunden gehören unter anderem WhatsApp als auch Uber, PayPal, Airbnb, Netflix, die ING Bank und viele mehr. Inzwischen nutzen fast 280.000 Kunden die Web-basierte Kommunikationsplattform von Twilio.

Twilio mit beeindruckenden Wachstumsraten

Mit seinen Produkten hilft Twilio den Firmenkunden ihre Geschäftsprozesse zu erleichtern. Der Erfolg schlägt sich in einer starken Geschäftsentwicklung nieder. Seit 2013 schossen die Umsätze von 49,9 Mio. Dollar auf 2,8 Milliarden Dollar in 2021 in die Höhe. Allerdings steckt der Konzern noch tief in der Verlustzone. Im Jahr 2021 musste Twilio unter dem Strich einen Verlust in Höhe von 949,9 Millionen Dollar verbuchen.

Wachstumsdynamik lässt deutlich nach

Seither hat die Wachstumsdynamik zudem deutlich nachgelassen, was den Anlegern zunehmend Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Im abgelaufenen dritten Quartal kletterten die Umsätze zwar um 33% auf 983 Millionen Dollar. Das lag aber sowohl deutlich unter den Zuwachsraten des Vorquartals (Q2 2022: +41%) als auch spürbar unter dem Wachstum des Vorjahresquartals (Q3 2021: +65%). 

Zugleich rutschte Twilio noch tiefer in die Verlustzone. Das Nettoergebnis betrug im Berichtszeitraum minus 482,33 Millionen Dollar (Vorjahr: -224,11 Mio. Dollar).

Schwache Prognose für das Schlussquartal

Für das Schlussquartal zeigt sich Twilio-Firmenboss Jeff Lawson ebenfalls zurückhaltend. Der Manager rechnet für das Schlussquartal mit einem Unternehmensumsatz zwischen 995 und 1,005 Milliarden Dollar (+18-19%). Der Verlust soll zwischen 6 und 11 Cent je Aktie liegen. Das scheint den Anlegern nicht zu genügen wie die deutlich negative Kursreaktion nach den Zahlen deutlich macht.

Fazit: Die Geschäftszahlen und die verhaltene Prognose für das Schlussquartal haben die Anleger bei der Twilio-Aktie auf den Verkaufsknopf drücken lassen. Die Frage ist, wann der Boden gefunden wird. Die Kursentwicklung ist drastisch und zeigt Ihnen, wie eklatant der Stimmungswechsel bei Technologieaktien in diesem Jahr ausgefallen ist. Im Frühjahr 2021 lag der Börsenwert noch bei rund 75 Milliarden Dollar. Momentan wird Twilio nur noch mit 8,2 Milliarden Dollar bewertet. Ob sich daraus zwingend Kurspotenzial ableiten lässt, darf jedoch stark bezweifelt werden. Solange bei den Anlegern der Risikoappetit nicht nachhaltig zurückkehrt, dürften defizitäre Unternehmen mit nachlassenden Wachstumsraten auch weiterhin einen schweren Stand an der Börse haben.