Tomra Systems – Flasche voll oder Flasche (halb) leer?
Die norwegische Tomra Systems ist in Deutschland vor allem wegen ihrer Leergutautomaten in Supermärkten bekannt. Die Firma wächst stetig, doch die Aktie scheint momentan arg überbewertet.
Was macht Tomra?
Eigentlich eine blöde Frage. Denn jeder, der regelmäßig beim Discounter einkauft, trifft landläufig auch auf eine Maschine der norwegischen Firma. Und zwar sobald er sein Leergut – Glas- und Plastikflaschen sowie Dosen – vom Wochenende wegbringt und mit dem Pfand eine vierköpfige Familie zehn Tage lang durchfüttern kann.
Die Norweger stellen nämlich jene Leergutautomaten her, die meiner Erfahrung nach fast, doch nicht immer, funktionieren. Aber das ist ein anderes Thema. Zumal dies wohl eher mit der oft nicht mehr Maschinen-lesbaren Barcode-Etikettierung der Behältnisse zu tun hat.
Gründung im Jahr 1972
Info für alle, die das schon immer wissen wollten: Tomra System wurde im Januar des Jahres 1972 gegründet, hat weltweit nahezu 5.000 Beschäftigte und seinen Hauptsitz im norwegischen Asker. Man könnte fast das Adjektiv „visionär“ brauchen, hätten die Gründer des Unternehmens damals schon gewusst, dass sich mit Flasche leer – und die aus Glas, Plastik oder als Dose aus Aluminium – gutes Geld verdienen lässt. Die Norweger sind als in einem sehr weiten Feld tätig, das politisch und gesellschaftlich weiter an Bedeutung gewinnt: dem Recycling.
Doch Tomra ist wohl nicht nur der „King of Flaschenpfand“, sondern stellt auch Maschinen her, um Müll, bergbauliche Rohstoffe und Nahrungsmittel sensor-gesteuert voneinander zu trennen. Auch dies ein Geschäftsfeld mit Perspektive, geprägt überdies vom Thema „Nachhaltigkeit“.
9-Monats-Zahlen durchwachsen
Sie sind solide, aber vom Hocker reißen die Zahlen für die ersten drei Quartale des laufenden Geschäftsjahres nicht. So stiegen die Umsatzerlöse alles in allem um 8 Prozent – doch um einiges weniger als in den vergangenen zehn Jahren, als die Umsätze im Schnitt um 11 Prozent zulegen konnten.
Das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (EBITA) schwächte sich gar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 13 Prozent ab. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass die ersten neun Monate des vergangenen Geschäftsjahres außergewöhnlich gewinnträchtig waren.
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Bevor ich versuche, diese Frage zu beantworten, ein paar Sätze zu dem, was mir an Tomra Systems besonders gefällt. Eben dass die Norweger in einem Bereich tätig sind, der dynamisch wachsen dürfte, weil er immer wichtiger wird – ansonsten hätte die Menschheit, ohne Übertreibung, wohl noch mehr Probleme beim Überleben. Mit einiger Sicherheit (hoffentlich) dürften die politischen Entscheider aus immer mehr Staaten (endlich) auf den Trichter kommen, dass die Schonung von Ressourcen mit entscheidend ist für die Zukunft unserer Kinder und an einem effizienten Recyclingsystem kein Weg vorbeiführt. Eine Wachstumschance für die Norweger könnte auch sein, dass die Marktdurchdringung in Deutschland, soweit ich dies beurteilen kann, noch nicht ganz so üppig ist. Hier besteht also noch Luft nach oben.
Die Tomra Aktie (WKN: A3DHA0) zählte schon recht früh zu den Profiteuren forcierter Anstrengungen in punkto Nachhaltigkeit. Denn in den vergangenen zehn Jahren konnten Investoren alles in allem knapp 480 Prozent Gewinn einstreichen – also deutlich mehr als das Pfand für einen Bierkasten.
Doch im laufenden Jahr scheint der Wurm drin. Denn nach dem historischen Hoch gleich kurz nach dem Jahreswechsel bei umgerechnet rund 32 Euro zerschellte die Aktie beinahe am Boden und fiel auf knapp weniger als 15 Euro. Seitdem hat sich der Aktienkurs wieder erholt. Die Papiere notieren aktuell beide gut 18 Euro. Also jetzt zugreifen? Ich würde es nicht tun. Denn die Bewertung gemessen am KGV ist mir momentan viel zu hoch. So schätzen Analysten das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr auf gut 50, für das kommende Geschäftsjahr auf rund 40. Fazit: Ich würde erst kaufen, wenn das KGV in die Region von 25/maximal 30 runterrutscht.