Tochter Alipay nun im Visier der strengen Behörden
Wer in chinesische Aktien investiert ist, braucht seit einigen Wochen starke Nerven. Denn kaum kann man hinsichtlich der Lage an den Aktienmärkten mit Blick auf Werte aus dem Reich der Mitte von Entspannung sprechen, folgen auch schon die nächsten Hiobsbotschaften.
Rückschlag für Alibaba
So verschärft Chinas kommunistische Regierung die Regeln in der Finanzbranche weiter. Das neueste Vorhaben der Behörden: eine Zerschlagung des Bezahldienstes Alipay, welcher zum Fintech Ant Group gehört, das wiederrum ein Tochterunternehmen Alibabas ist. Man wolle Berichten der Financial Times zufolge somit künftig eine eigene Plattform für das profitable Kreditgeschäft aufbauen.
Die umfassende Sammlung an Nutzerdaten, welche die Ant Group bei Kreditentscheidungen zugrunde legt, soll nun künftig in ein Gemeinschaftsunternehmen ausgelagert werden, an welchem wiederrum staatseigene Firmen Beteiligungen haben.
Doch nicht nur die Alibaba-Tochter sei von diesen strengeren geplanten Regulierungen betroffen, sondern auch zahlreiche andere Internet-Kreditanbieter aus China. Die chinesischen Machthaber sehen die Kontrolle über diese enormen Mengen an Daten als eine der Hauptursachen für das Entstehen der großen Monopole.
Nur eine von vielen neuen Maßnahmen der Regierung
Dieser weitere Schritt seitens der chinesischen Behörden reiht sich damit nun ein in eine ganze Reihe von Maßnahmen ein, durch welche die Aufsicht der Behörden über zahlreiche Branchen wie u.a. Technologie, Bildung sowie Finanzen und Immobilien verschärft werden soll.
Mit diesen Schritten sollen unter anderem nach Jahren beschleunigten Wachstums in der Volkswirtschaft die Kontrolle sowohl zum einen über die Wirtschaft als auch über die Gesellschaft gestärkt werden.
In Chinas staatlicher Volkszeitung war diesbezüglich jüngst zu lesen, dass die neuen Regulierungsansätze unter anderem dazu dienen sollen, Machthaber Xi Jinping eine Korrektur der Marktordnung zu ermöglichen, den fairen Wettbewerb in China voranzutreiben und zu fördern und letztlich auch Verbraucherrechte zu schützen.
Tochter Ant Group erneut im Visier
Die Ant Group gerät indes dabei nicht das erste Mal ins Visier der Regulierungsbehörden. Denn schon im Herbst letzten Jahres sorgten Chinas Behörden dafür, dass der geplante Börsengang der Ant Group kurzfristig nicht zustande kam.
Damit belasteten die Behörden zu diesem Zeitpunkt auch den Mutterkonzern und E-Commerce-Giganten Alibaba. Bei dem Börsendebüt hätte es die Ant Group auf eine Bewertung von über 300 Mrd. Dollar gebracht, was wiederrum der größte Börsengang der Welt gewesen wäre.
Alibaba-Aktie nach Erholung wieder unter Druck
Wenig verwunderlich, dass auch die Aktie von Chinas größtem E-Commerce-Unternehmen, dessen Gründer Jack Ma mit Alipay im Jahr 2004 (ab 2014: Ant Financial) einst in den boomenden Online-Bezahlmarkt eingestiegen ist, zu Beginn dieser Handelswoche in Hongkong einmal mehr unter Druck geraten ist.
Anleger reagierten – gerade hinsichtlich der Gesamtsituation in China – empfindlich auf derartige Neuigkeiten. Zeitweise fiel das chinesische Papier um mehr als 4%.
Binnen eines Jahres hat die Alibaba-Aktie von ihrem damaligen Hoch aus nun satte 390 Mrd. Dollar an Börsenwert einbüßen müssen. Der größte Teil der aktuellen Entwicklungen sollte demnach aber bereits in den Kurs eingepreist sein. Dennoch bleibt die Verunsicherung der Anleger bestehen.