Thales – Kursverluste trotz Rekordgewinn
Der französische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Thales Group hat im ersten Halbjahr 2023 so gut verdient wie noch nie und seine Ziele für das gesamte Geschäftsjahr leicht angehoben.
Starker Euro drückt auf das Umsatzwachstum
Militärtechnik, Luft- und Raumfahrt sowie digitale Sicherheit zählen zu den globalen Wachstumsmärkten – und in jedem dieser Bereiche ist Thales insbesondere in der Elektronik auf den Weltmärkten ein „Big Player“. Das zeigt sich auch an den Ergebnissen für das erste Halbjahr 2023. In den ersten sechs Monaten konnte der bis 2000 als Thomson-CSF firmierende Konzern den Umsatz und den Gewinn weiter in die Höhe schrauben.
Bei den Verkaufserlösen verbesserte sich Thales gegenüber einem starken Vorjahr um 5,6% auf 8,7 Milliarden Euro. Organisch, also zu konstanten Wechselkursen, betrug das Plus sogar 7,7%. Der Umsatz litt damit, wie bei vielen Unternehmen aus der Eurozone, unter der Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar und anderen Währungen.
Deutlich zugelegt hat der Bereich Luft- und Raumfahrt, der von der Normalisierung des Flugverkehrs nach den Corona-Problemen profitierte. Der Umsatz kletterte um 11,5% auf knapp 2,5 Milliarden Euro.
Rüstungsbereich trägt über die Hälfte zum Umsatz bei
Nicht ganz so steil nach oben ging es beim größten Bereich Rüstung und Sicherheit, der um 5,6% auf über 4,6 Milliarden Euro wuchs und damit erneut mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz beisteuerte. Das Segment digitale Sicherheit steigerte den Umsatz um 11,7% auf 1,6 Milliarden Euro und damit prozentual am meisten. Allerdings hat sich der Verkauf von Smart Cards nach einem Boom in den ersten drei Monaten zuletzt etwas verlangsamt.
Bei den Gewinnen schnitt das in Paris ansässige Unternehmen noch besser ab: Der operative Ertrag vor Zinsen und Steuern (EBIT) schnellte um 11,4 % (organisch sogar um 13,1%) auf 993 Millionen Euro nach oben. Die EBIT-Gewinnmarge erhöhte sich kräftig von 10,8% auf 11,4% – einem neuen Rekordwert. Überdurchschnittlich viel zum Ertrag trug der Rüstungssektor bei, dessen EBIT-Marge sich auf 12,3% belief. Noch etwas stärker als das EBIT verbesserte sich konzernweit der Nettogewinn. Er zog um 15% auf 3,91 Euro je Aktie an und übertraf damit die Schätzungen der Analysten deutlich, die bei durchschnittlich 3,64 Euro gelegen hatten.
Auftragsbestand steigt auf über 40 Milliarden Euro
Auf den ersten Blick war der Auftragseingang dagegen enttäuschend. Er gab um 24% auf knapp 8,6 Milliarden Euro nach. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass der Konzern vor Jahresfrist von einer Riesenorder der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) für das Kampfflugzeug Rafale profitiert hatte, für das Thales ein wichtiger Zulieferer ist. Der Auftragsbestand ist deshalb der bessere Indikator für die Bestellsituation – und der hat sich um 7% auf 40,7 Milliarden Euro erhöht.
Aufgrund der guten Resultate in der ersten Jahreshälfte hat Thales seine Jahresprognose für 2023 moderat erhöht. Das Management erwartet eine Book-to-Bill-Ratio von über 1, also mehr neue Aufträge als Umsätze, ein organisches Umsatzwachstum von 5% bis 7% auf 17,9 bis 18,2 Milliarden Euro und eine unveränderte EBIT-Marge von 11,5% bis 11,8% – was nochmals einen Unternehmensrekord in der Profitabilität bedeuten würde. Anleger zeigten sich vor allem von der geringen Aufstockung der Jahresprognose enttäuscht und drückten die Thales-Aktie im Vormittagshandel um gut 4% auf Kurse zwischen 134 und 135 Euro. Tags zuvor hatte der Anteilschein mit 140,90 Euro nur noch knapp unter dem Allzeithoch von 144 Euro gelegen. Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine ist die Notierung um nahezu drei Viertel gestiegen.