Tesla-Roboter „Optimus“: Revolution oder Rohrkrepierer?
Eines muss man Elon Musk lassen: Der Milliardär backt keine kleine Brötchen. Schließlich hat er sich nach eigenen Angaben nichts Geringeres zum Ziel gesetzt als die Rettung der Menschheit.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Elektroautos. Musk will den Mars kolonialisieren, eine Art Rohrpost (Hyperloop) für den Transport von Menschen etablieren und nicht zuletzt das menschliche Gehirn mit einer künstlichen Intelligenz vernetzen.
Humanoider Roboter: Musk präsentiert den „Optimus“
Vor wenigen Tagen zeigte der Tesla-Chef auf einer Bühne in Kalifornien nun seine neuste Errungenschaft: den humanoiden Roboter „Optimus“. Vom Namen her erinnert die Maschine an den aus „Transformers“ bekanten „Optimus Prime“. Und das ist kein Zufall. „Optimus Prime“ ist in dem Franchise nämlich ein Vertreter des Guten und ein Helfer der Menschheit.
Musk hatte in den letzten Jahren immer wieder betont, dass intelligente Roboter irgendwann die Weltherrschaft übernehmen und die Menschen unterdrücken könnten. Mit dem Namen „Optimus“ will der Milliardär solche Bedenken also in den Wind schlagen.
„Optimus“ soll millionenfach produziert werden
Wirklich viel hatte der „Optimus“ während der Präsentation allerdings nicht zu bieten. Mit wackligen Schritten bewegte sich der 73 Kilogramm schwere Roboter auf die Bühne und winkte Musk selbst sowie dem Publikum kurz zu. In einem danach abgespielten Video konnten die Fans zudem sehen, wie der „Optimus“ einen Karton trägt, Blumen gießt und ein Metall-Bauteil in einer Tesla-Fabrik bewegt. All das sind inzwischen wahrlich keine Weltneuheiten mehr.
Umso erstaunlicher waren die Ankündigungen, die der Tesla-Chef im Rahmen der Präsentation tätigte. Man wolle einen nützlichen Roboter entwickeln – und zwar für den Massenmarkt. Dieser soll so schnell wie möglich in Serie gebaut werden. Musk sprach von einer millionenfachen Produktion. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Musk sieht in dem Roboter Geschäftspotenzial
Damit der humanoide Roboter im Massenmarkt einen relevanten Absatz finden kann, muss der Preis natürlich stimmen. Und so soll ein „Optimus“-Exemplar laut Musk gerade einmal 20.000 Dollar kosten. Der Clou: Die Roboter sollen in einer so hohen Stückzahl produziert werden, dass man die Kosten nach unten skalieren kann.
Musks Roboter ist also keine Spielerei. Der Visionär sieht darin gigantisches Potenzial „für eine Zukunft mit Überfluss und eine Zukunft ohne Armut“, sagte er auf der Bühne in Kalifornien. Einige Monate zuvor hatte der Milliardär gar angekündigt, dass das Roboter-Projekt mit der Zeit bedeutender werde als Teslas Autoproduktion.
Autonomes Fahren: Tesla-Aktie in Gefahr
Apropos Autos: Im „Optimus“ verbaut Tesla Technologie seines Fahrassistenzsystems. Diese dient zur Erkennung der Umgebung. Und so nutzte Musk die Präsentation auch, um jene Technologie zu bewerben. In der Realität sieht das Ganze allerdings etwas anders aus. Noch immer hat Tesla kein vollautonomes Fahrzeug zur Serienreife gebracht, obwohl Musk eigentlich längst schon so weit sein wollte.
Und das kann harte Konsequenzen an der Börse mit sich bringen. Schauen Sie: Die Tesla-Aktie lebt von Musks Visionen. Diese treiben den Kurs an und sind bisweilen gar wichtiger als die harten Fakten. Nun könnte Tesla beim vollautonomen Fahren abgehängt werden, was laut Experten ein Großteil der aktuellen Börsenbewertung gefährdet. Immerhin stützt Musk die Zukunftsperspektive Teslas auf Geschäftsmodelle wie Robo-Taxis.
Tesla ist auch bei Robotern kein Vorreiter
Mit dem „Optimus“ hat Musk sich nun abermals weit aus dem Fenster gelehnt und für seine Anleger ordentlich Hoffnung geschürt. Ob das Projekt am Ende so groß wird, wie der Milliardär nun ankündigte, steht aber in den Sternen.
Auch weil Tesla hier alles andere als ein Vorreiter ist. So hatte der südkoreanische Konkurrent Hyundai in den letzten Jahren viel Geld in Robotertechnik investiert und unter anderem die auf Künstliche Intelligenz spezialisierte Firma Boston Dynamics übernommen.
Dieses entwickelt seit Jahrzehnten Laufroboter und war ursprünglich ein Partner des US-Militärs. Inzwischen gilt Boston Dynamics als eine der am weitesten fortgeschrittenen Robotik-Firmen der Welt. Die Roboter, die Hyundai und Boston Dynamics bislang vorstellten, kommen jedenfalls in ihrer Bewegungsdynamik deutlich stabiler rüber als der „Optimus“ von Tesla.
Mein Fazit für Sie
Musks Schaffen ist eine Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal. Der Visionär will sich mit Technologien von anderen Akteuren abheben. Eben das macht die Faszination der Tesla-Aktie aus.
Doch von einem Alleinstellungsmerkmal kann inzwischen kaum eine Rede mehr sein. Bei den Elektroautos, der Software, den Fahrassistenzsystemen und den Ladestationen rücken die Konkurrenten Tesla immer mehr auf die Pelle oder haben den Konzern gar schon überholt. Die Aktie verliert dadurch meiner Meinung nach an Perspektive.
Das dürfte ein Grund sein, warum Musk den „Optimus“ nun nicht nur als reine Spielerei ankündigte, sondern mit wirtschaftlichem Potenzial verband. Gleichzeitig geht Musk hier abermals ein großes Risiko ein. Denn: Wer hoch fliegt, der fällt tief. Diese Binsenweisheit könnte für den Milliardär und die Tesla-Anleger irgendwann zur Realität werden.
Auf der anderen Seite ist Musks Visionärsgeist begrüßenswert. Es braucht meiner Meinung nach solche außerordentlichen Charaktere, die übergeordnete Ziele haben und Risiken eingehen, um die Menschheit in die Zukunft zu bringen. Zum Schluss deshalb noch eine weitere Binsenweisheit: Wer stehen bleibt, hat schon verloren.