Tesco – britischer Einzelhandelsriese schraubt Gewinnprognose nach oben
Großbritanniens größte Einzelhandelskette Tesco hat zwar in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2023/2024 die hohe Inflation im Königreich und an den Auslandsmärkten zu spüren bekommen, aber dennoch mehr Gewinn erzielt als Experten erwartet hatten.
Marktanteil konnte weiter erhöht werden
Ken Murphy, der Chef des Aldi-Konkurrenten, ist besonders stolz darauf, dass es Tesco mit einer konsequenten Niedrigpreis gelungen ist, den Marktanteil sowohl im stationären Handel als auch Online in Großbritannien weiter zu steigern. Vor allem seien viele Kunden von teureren Geschäften zu Tesco gewechselt. Tesco hat einen Marktanteil am britischen Lebensmittelhandel von über 27%.
In Zahlen drückt sich das so aus: Der Umsatz ohne Benzin des gesamten Konzerns legte in den sechs Monaten bis zum 26. August 2023 um 8,9% auf 30,75 Milliarden Pfund zu (umgerechnet rund 35,5 Milliarden Euro). Organisch betrug das Wachstum 8,4%. Hinzu kamen 3,4 Milliarden Pfund aus Treibstoffverkäufen. Hier gab es wegen der niedrigeren Spritpreise als im Jahr zuvor ein dickes Minus von 20,5%.
Am besten lief das Einzelhandelsgeschäft im Vereinigten Königreich mit einem Plus von 8,7%, gefolgt von Irland mit 6,9%. Dagegen ging es in den zentraleuropäischen Märkten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) lediglich um 0,9% auf 2,1 Milliarden Pfund nach oben, und damit weit weniger stark als die Inflationsraten in diesen Ländern.
Operativer Gewinn legt kräftig zu
Einen gewaltigen Sprung um 105,5% auf knapp 1,5 Milliarden Pfund vollführte der operative Gewinn. Allerdings ist der Zuwachs zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen, dass im Vergleichszeitraum des vorigen Geschäftsjahrs wegen der gestiegenen Zinsen hohe einmalige Aufwendungen entstanden waren.
Der bereinigte operative Gewinn kletterte „nur“ um 14%. Dazu trugen Einzelhandelsgeschäfte und Online ein Plus von 13,5% auf gut 1,4 Milliarden Pfund bei, die Tesco-Bank eine Steigerung um 25% auf 65 Millionen Pfund.
Noch etwas stärker stieg der bereinigte Nettogewinn je Aktie, nämlich um 16,8% auf 12,26 Pence. Die Zwischendividende belässt Tesco bei 3,85 Pence je Aktie. Zudem hat der Konzern im ersten Halbjahr eigene Aktien für 503 Millionen Pfund zurückgekauft. Seit Oktober 2021 summieren sich die Aktienrückkäufe damit auf 1,6 Milliarden Pfund.
Aktienkurs setzt seinen Aufwärtstrend fort
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahrs ist Tesco vorsichtig optimistisch, da der Inflationsdruck bei Lebensmitteln in Großbritannien zwar hoch bleibe, aber abnehme, und die Sparmaßnahmen greifen. Im Einzelhandelsbereich hat das Management deshalb den Jahresausblick leicht erhöht. Der bereinigte operative Gewinn soll nun 2,6 bis 2,7 Milliarden Pfund betragen. Bisher waren 2,5 Milliarden Pfund veranschlagt gewesen. Die Tesco Bank soll zwischen 130 und 160 Millionen Pfund beisteuern. Noch besser soll es beim Free Cashflow aussehen, der zwischen 1,8 und 2,0 Milliarden Pfund erreichen soll, gegenüber den 1,4 bis 1,8 Milliarden Pfund der bisherigen Prognose.
An der Börse kamen die Zahlen des im britischen Leitindex FTSE 100 gelisteten Unternehmens gut an. Im Vormittagshandel verbesserte sich die Aktie um rund 2,5% auf Kurse um 3,07 Euro. Tesco setzte damit seinen Aufwärtstrend fort, der ihm in den letzten 12 Monaten einen Kursgewinn von über 20% beschert hatte.