Tencent – Internetriese mit Wachstumsproblemen

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Das chinesische Internet-Unternehmen Tencent Holding hat 2022 erstmals einen Ertragsrückgang hinnehmen müssen, die Gewinnprognosen der Analysten jedoch knapp übertroffen. Im Schlussquartal hat sich die Lage deutlich gebessert.

Fast 80 Milliarden US-Dollar Umsatz

Die Erwartungen des Marktes an die Zahlen von Tencent waren nicht gerade euphorisch – nach den Daten der ersten drei Quartale 2022 durchaus verständlich. Aber immerhin hat das Unternehmen, das eine breite Palette an Online-Dienstleistungen wie Computerspiele,  Online-Werbung, FinTech, Künstliche Intelligenz und Messaging-Services anbietet, im Schlussquartal etwas aufgeholt und mit den meisten seiner vorläufigen Jahresergebnisse etwas besser abgeschnitten als vorausgesagt.

Beim Umsatz hat Tencent die Prognosen mit 555 Milliarden Renminbi (RMB), umgerechnet 79,6 Milliarden US-Dollar, haargenau getroffen. Im Vergleich zu 2021 bedeutet das ein Minus von einem Prozent. Im vierten Vierteljahr haben die Verkaufserlöse sogar wieder leicht um 0,5% auf 145,0 Milliarden RMB (20,8 Milliarden Dollar) zugenommen. Der Marktkonsens hatte 143,8 Milliarden RMB betragen.

Tencent spürte gegen Jahresende die Erholung der chinesischen Wirtschaft. Am stärksten wuchsen die Einnahmen in den letzten drei Monaten 2022  im Bereich Online-Werbung, nämlich um 15%, während sie im Spielebereich, der für etwa die Hälfte der Umsätze verantwortlich ist, um 2% zurückgingen. 2022 war Chinas Spielemarkt erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt  geschrumpft – mit 10% Minus sehr kräftig.

 Gewinn-Erholung im vierten Quartal

Bei den Erträgen sah es im vierten Quartal wesentlich besser aus als beim Umsatz, was Tencent-Chef Ma Huateng vor allem auf Kostensenkungen – wie die Streichung von 4.000 Jobs –  und die Konzentration auf die Kern-Aktivitäten zurückführt. Das wurde durch einen deutlichen Anstieg der operativen Nettomarge von 23% des Umsatzes auf 27% „belohnt“.

Die operativen Gewinne erhöhten sich  im Jahresvergleich um 19%  auf 39,4 Milliarden RMB (5,7 Milliarden Dollar), der Gewinn je Aktie kletterte gleich stark auf 3,12 RMB. Analysten hatten im Durchschnitt lediglich 3,02 RMB auf dem Zettel. Nach zwei Quartalen mit Gewinnrückgängen kehrte Tencent damit den Ertragstrend wieder um und erwartet auch 2023 steigende Gewinne, vor allem dank der Aufhebung der meisten Corona-Restriktionen.

Höhere Dividende und massive Aktienrückkäufe

Im Gesamtjahr 2022 sah es bei den Erträgen allerdings aufgrund der beiden schwachen Quartale bei weitem nicht so gut aus. Der operative Gewinn gab um 4% auf 153,5 Milliarden RMB nach, das Ergebnis je Aktie sogar um 7% auf 12,14 RMB. Auch das überstieg jedoch die Marktprognosen, die bei 11,74 RMB gelegen hatten. Tencent verzeichnete damit 2022 erstmals seit dem Börsengang 2004 ein Minus bei den Jahresgewinnen.

Trotz des Ertragsrückgangs schlägt das Management jedoch eine Anhebung der Schlussdividende von 1,60 Hongkong-Dollar (HKD) auf 2,40 HKD vor. Außerdem hat das Unternehmen 2022 für umgerechnet 3,86 Milliarden US-Dollar eigene Aktien zurückgekauft. Das hat mit dazu beigetragen, dass sich die Aktie besser gehalten hat als der Durchschnitt der in Hongkong notierten chinesischen Technologiewerte. In den letzten sechs Monaten ist der Kurs an der Frankfurter Börse um  12% geklettert. Nach den heutigen Zahlen ging es weiter aufwärts. Die Notierung legt im Nachmittagshandel knapp 2% auf rund 41,50 Euro zu.