Steigende Inflationsraten lassen Aktienkurse einbrechen

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Die aktuellen Konjunkturdaten dieser Woche heizen die Inflationssorgen weiter an. So kletterten die Großhandelspreise im September gegenüber dem Vorjahresmonat um +13,2 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg seit der ersten Ölkrise im Jahr 1974. Im August 2021 waren es noch +12,3 Prozent und im Juli +11,3 Prozent.

Auch der ZEW-Index, das Konjunkturbarometer der Finanzexperten sieht zum fünften Mal in Folge keinen Konjunkturaufschwung.

Steigende Inflationsraten sind schlecht für die Aktienkurse

Doch auch den Aktienmärkten droht ein heißer Herbst aufgrund der steigenden Inflationsraten. Unter Anlegern gelten Aktien meist als Sachwerte, da sie damit Teile des Unternehmens und die dazu gehörenden Immobilien, Maschinen oder Patente kaufen. Dies ist sicher richtig, und diese Substanz besteht prinzipiell selbst in einer Hyperinflation weiter, weshalb Aktien oft als Inflationsschutz gelten.

Doch gilt das immer? Wie entwickeln sich die Aktienkurse insbesondere wie aktuell in einer beginnenden Inflation?

USA: Steigende Inflation drücken die Kurse

Sehen Sie sich dazu das Balkendiagramm an. Es zeigt Ihnen die inflationsbereinigte Rendite am US-Aktienmarkt aufgeschlüsselt nach Inflationsphasen. Die drei linken Balken in Rot zeigen Ihnen die Rendite bei hoher Inflation; der linke generell bei hoher Inflation, der zweite zusätzlich bei steigenden und der dritte bei fallenden Inflationsraten. Die rechten Balken in Blau zeigen Ihnen entsprechend die Renditen bei niedriger Inflation.

USA: reale Aktienrendite, Median, monatlich, annualisiert, in Prozent, 1962 bis 2019

Die begonnene Phase steigender Inflation ist schlecht für Aktienkurse.

Quellen: Kenneth R. French, Goldman Sachs Global Investment Research, eigene Darstellung

Wie Sie anhand des ersten und vierten Balkens sehen, ist bei hoher Inflation die Rendite geringer. Deutlich größer aber ist der Unterschied bei den steigenden Inflationsraten. Sie sind besonders schlecht für die Aktienkurse. Dies ist aber genau die Phase, die jetzt begonnen hat (Kreis).

Auch jetzt dürfte die Inflation die Kurse unter Druck setzen

Beachten Sie aber: Die Untersuchung kann nicht völlig verallgemeinert werden. Sie bezieht sich auf eine Phase und auf einen Markt, der in diesen knapp 60 Jahren insgesamt sehr gut lief.

Europäische Aktien hingegen stehen heute tiefer als vor 20 Jahren, japanische sogar tiefer als vor 30 Jahren – und das bei gefallenen Inflationsraten. Es gibt also auch Phasen rückläufiger Inflationsraten, in denen die Aktien ebenfalls fallen. Tendenziell werden die steigenden Inflationsraten, insbesondere in den USA, die Kurse aber unter Druck setzen – womöglich stark. Schließlich fallen die Unternehmensgewinne meist mit steigenden Inflationsraten.

Denn mit den Inflationsraten steigen tendenziell die Zinsen, und damit angesichts der hohen Verschuldung der Unternehmen auch der Zinsdienst. Womöglich steigen nach langer Zeit auch wieder die Löhne, ihr Anteil relativ zur Wirtschaftsleistung ist im historischen Vergleich sehr niedrig.

Vor allem aber dürften die oft auf Kredit durchgeführten Aktienrückkäufe zurückgehen, die maßgeblich zum hohen Kursniveau in den USA beitrugen – und von da ist der Weg nach unten tief.

In einigen Jahren werden daher andere Anlagen wie Gold oder Goldminen medial in den Vordergrund rücken. So war es auch gegen Ende der letzten inflationären Phase 1979.

Damals hieß es „Der Tod der Aktien“ – solche Schlagzeilen werden wieder kommen!